Das dunkle Labyrinth: Roman
erscheinen. Farnham würde den Preis für einen triumphalen Abend als zu hoch betrachten und Monk das nie vergessen lassen.
»Wir holen alles rauf«, versicherte ihm Orme gelassen.
»Rauf? Wie denn? Wir können da unmöglich runter. In dieser trüben Brühe würde kein Taucher was sehen.«
»Greifhaken«, antwortete Orme. »Bei Ebbe schaffen wir sie ran, und dann finden wir ihn. Er hat das Ding ja eingesteckt. In der Tasche kann ihm nichts passieren.« Er musterte Monk besorgt. »Aber Sie haben einen üblen Stich abgekriegt, Sir. Das sollten Sie am besten gleich versorgen lassen. Kennen Sie’nen guten Arzt?«
Jetzt, da Orme ihn darauf aufmerksam machte, nahm Monk plötzlich den pochenden Schmerz wahr und erkannte, dass sein Ärmel blutgetränkt war. Verdammt! Es war ein wirklich feiner Mantel. Oder genauer gesagt: Er war es gewesen.
»Ja«, sagte er zerstreut. »Aber was ist mit Fat Man? Die Strömung könnte ihn ziemlich weit rausziehen.«
»Keine Sorge, Sir. Ich stell gleich einen Trupp zusammen und lass die Greifhaken holen. Ich weiß doch, was die Schnitzerei wert is’.« Er sah mit einem Grinsen zu Monk auf, so breit, dass seine Zähne im Mondlicht schimmerten. »Das wird was, wenn wir den alten Scheißkerl rausziehen und den Leuten vorführen. Viel besser, als es bloß zu erzählen.«
»Aber seien Sie vorsichtig«, warnte Monk. »Tropfnass und von oben bis unten in Schlamm getaucht, wiegt er sicher eine halbe Tonne!«
»Ach, mindestens!« Orme brach in Lachen aus. Es klang volltönend und glücklich und etwas atemlos, als würde ihm erst jetzt bewusst, wie knapp sie einer Niederlage entronnen waren. Und noch hatte er keine Ahnung, ob von seinen eigenen Männern jemand verwundet oder am Ende sogar getötet worden war.
Dann fiel Monk wieder Clacton ein. Hatte Orme mitbekommen, dass er ihm absichtlich die Hilfe verweigert hatte? Wenn ja, würde er von sich aus etwas unternehmen? Oder würde er erwarten, dass Monk handelte? Während er noch überlegte, nahm Monk sich vor, Clacton zur Rede zu stellen – nicht als Verräter, sondern als Feigling. Das wäre vielleicht das Beste.
Er reichte Orme die linke Hand. »Das war eine gute Nacht!«, rief er freudig.
Orme ergriff sie mit der Linken. »Allerdings, Sir. Wirklich gut! Besser, als ich dachte.«
»Danke!« Und das war keine Floskel. Monk meinte es von ganzem Herzen, und Orme verstand. »War mir eine Freude, Sir. Wir haben uns alle gut geschlagen. Aber Sie sollten den Arm schleunigst verarzten lassen. Das sieht wirklich übel aus.«
Monk gehorchte und kletterte etwas unbeholfen in das Boot. Sein Arm wurde bereits steif.
Fast eine Stunde später – es ging auf Mitternacht zu, und er war wieder am Nordufer – saß Monk auf einem Holzstuhl im kleinen Hinterzimmer eines jungen Arztes, der als Crow, die Krähe, bekannt war. Monk hatte ihn im vergangenen Jahr durch Scuff kennen gelernt, als Durban noch gelebt und zusammen mit ihm an dem Fall Louvain gearbeitet hatte.
Crow schüttelte den Kopf. Er hatte eine hohe Stirn und langes schwarzes Haar, das er an den Seiten und hinten auf gleicher Höhe trug. Sein Lächeln war breit und herzlich und gab erstaunlich gute Zähne preis.
»Sie haben sie also geschnappt«, sagte er, während er die Stichwunde in Monks Arm untersuchte.
Monk starrte angestrengt in die andere Richtung und konzentrierte sich auf seinen Zorn über den kaputten Mantel. »Ja«, stimmte er zwischen aufeinandergebissenen Zähnen zu. »Und Fat Man.«
Crow schnitt eine Grimasse. »Wenn Sie den ins Gefängnis bringen, sind Sie ganz schön raffiniert.«
»Sehr«, bestätigte Monk und zuckte zusammen. »Er ist tot.«
»Tot?« Crow ruckte versehentlich an dem Faden, mit dem er Monks Wunde zunähte. »Entschuldigung. Aber sagen Sie: Ist er wirklich tot? Sind Sie sicher? Fat Man?«
»Garantiert!«, stieß Monk hervor. »Er ist auf Jacob’s Islands durch einen morschen Holzsteg gestürzt. Ist sofort im Schlamm versunken und nicht wieder aufgetaucht.«
Crow stieß einen Seufzer tiefster Erleichterung aus. »Wie passend! Das werde ich sofort Scuff erzählen. Er wird sich freuen, dass Sie wenigstens das hingekriegt haben. Stillhalten, jetzt tut es gleich weh.«
Monk schnappte nach Luft. Jäh stieg ein Brechreiz in ihm hoch, der ihn kurz die Schmerzen vergessen ließ. Ihm folgte ein Brennen in der Nase, das ihm die Tränen in die Augen trieb. »Was, zum Teufel, ist das?«, keuchte er.
»Riechsalz. Sie sehen ziemlich grün
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