Das dunkle Labyrinth: Roman
die meisten längst ihre Mützen verloren hatten.
Irgendeine Erinnerung hatte ihm die Fähigkeit zurückgebracht, beim Zuschlagen das Gleichgewicht zu wahren und sich zu ducken, um gleich wieder zuzustoßen und zu treffen. Sein Blut kochte förmlich, und auf eine eigenartige, wilde Weise genoss er den Kampf. Die Schmerzen nahm er kaum wahr.
Plötzlich wurde er in eine Ecke gedrängt. Ihm standen zwei Männer gegenüber, dann kam ein dritter hinzu. Angst schnürte ihm die Kehle zu. Gegen drei Männer konnte er nichts ausrichten. Wie hatte er nur so unvorsichtig sein können?
Eine Klinge zuckte an ihm vorbei. Er sah sie im Kerzenlicht glänzen, und keine zwei Meter dahinter bemerkte er Clactons lächelndes Gesicht. Ihm war sofort klar, dass dieser Mann nicht im Traum daran dachte, ihm zu helfen.
Es gab keinen Ausweg mehr für Monk. Links und rechts waren Wände. Er würde sich auf zwei Gegner gleichzeitig stürzen müssen. Den Arm zu einem Stoß zu heben, wagte er nicht. Es war zu eng, um ausholen zu können. Noch ein kurzer Blick, dann sprang er vor und spießte den weiter links stehenden Mann auf. Jeden Moment erwartete er, dass eine Klinge seine Brust durchbohrte und sich Dunkelheit und Vergessen in ihm ausbreiteten.
Er versuchte, sein Messer wieder aus dem Mann herauszuziehen, doch jemand fiel über den Getöteten und blieb schwer und leblos auf ihm liegen. Dann sah er, wie Orme sein eigenes Messer aus dem Körper des oberen Mannes herauszog, und begriff, was geschehen war.
»Wir sollten schnell machen, Sir!«, rief Orme in dringlichem Ton. »Wir haben gute Arbeit geleistet. Einer der Helfer von Fat Man hat den Elfenbeindieb umgebracht, und jetzt hat Fat Man das Stück. Wir müssen schleunigst zurück zu den Booten.«
Monk zögerte keine Sekunde. Sollten die Diebe den Kampf doch untereinander ausmachen. Jetzt ging es um Fat Man und die Figurine. Sie konnten immer noch siegen, vielleicht sogar noch schneller und vollständiger, als sie gedacht hatten. Er riss den Dolch des Diebes an sich, der vor wenigen Augenblicken fast seinen Tod bedeutet hätte, und stolperte hinter Orme durch die herumliegenden Trümmer. Mehr als einmal fiel er über etwas und schlug der Länge nach hin, aber schließlich gelangte er in die klirrend kalte Winternacht. Der Himmel war inzwischen klar, und der Mond beleuchtete die Ruinen. Orme war ihm ein paar Meter voraus. Und mit einem Vorsprung von vielleicht sieben, acht Metern stapfte Fat Man durch die Nacht. Seine Mantelschöße flatterten in der Luft wie gebrochene Flügel, und mit der rechten Hand hielt er etwas umklammert. Das konnte nur die Schnitzerei sein.
Orme holte auf. Monk zwang sich, schneller zu laufen. Er war den beiden schon etwas näher gekommen, als Fat Man einen verfallenen Steg betrat, der knapp zehn Meter in den Fluss ragte. Ein Boot wartete bereits auf ihn, und von Ormes Männern war weit und breit nichts zu sehen.
Mit einem triumphierenden Winken drehte sich Fat Man zu ihnen um. »Gute Nacht, meine Herren!«, rief er mit einem schadenfrohen Glucksen in seiner weichen Stimme. »Und danke für dieses Schmuckstück!« Er schob die Figurine in die Tasche und setzte den Fuß auf die letzte Planke. Plötzlich gab es ein Knirschen. Das Brett musste angebrochen gewesen sein, denn das faulige Holz zerbarst unter seinem Gewicht. Einen Augenblick lang zeigte er keine Regung, dann verstand er. Er kreischte und ruderte verzweifelt mit den Armen. Doch es gab nichts, woran er sich hätte festhalten können, nur morsches, an den Rändern zerbröckelndes Holz. Das schwarze Wasser sog ihn schmatzend in die Tiefe und verschlang ihn mit einem Gurgeln, und einen Moment später gab es erneut sein rhythmisches Schlürfen von sich, als ob Fat Man nie existiert hätte. Seine schweren Stiefel und sein gewaltiges Gewicht hatten ihn nach unten gezogen, und der Schlamm hielt ihn wie einzementiert am Grund des Flusses fest.
Orme und Monk blieben abrupt stehen.
Der Bootsmann von Fat Man erblickte sie, bellte einen Befehl und kroch hektisch zu den Rudern. Gleich darauf glitt das Boot in die Nacht zurück, aus der es gekommen war. Auf dem im Mondschein silbern glitzernden Wasser war es gut auszumachen. Und schon erschien hinter den Pfählen des nächsten Stegs eines der Polizeiboote und nahm die Verfolgung auf. Ein zweites Boot näherte sich, um Monk und Orme aufzulesen, und gleich danach kam ein drittes.
»Er hatte das Elfenbein«, stöhnte Monk. Dieser Verlust ließ den ganzen Sieg schal
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