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Das dunkle Labyrinth: Roman

Das dunkle Labyrinth: Roman

Titel: Das dunkle Labyrinth: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Mann trat in den verfallenden Raum. Um seinen Wanst spannte sich eine Samtweste, ein Lächeln zerteilte sein aufgedunsenes Gesicht in eine Vielzahl von Falten, über denen sich seine Augen wie Einschusslöcher in weißem Gips ausnahmen.
    Bleiernes Schweigen legte sich über die Diebe.
    »Nun!« Die Stimme von Fat Man erfüllte den ganzen Raum, obwohl sie kaum mehr war als ein Flüstern. »Was für ein hübsches kleines Meisterstück.« Monk war sich nicht ganz sicher, ob er den Verrat oder das Elfenbein meinte.
    Einer der Männer presste ein Wort hervor, um im selben Atemzug wieder zu verstummen.
    Fat Man ignorierte ihn. »Disziplin, Disziplin …« Er schüttelte den Kopf, woraufhin seine Hängebacken ins Wackeln gerieten. »Ohne Ordnung gehen wir unter. Wie oft habe ich das euch schon gepredigt? Wenn ihr so anständig und ehrlich gewesen wärt, mir das zu geben, was wir vereinbart haben, hätte ich es verkauft und euch die Hälfte überlassen.« Seine Stimme wurde härter, seine Haltung straff. »Aber da ich die Mühe auf mich nehmen musste, es selbst zu holen und meine Männer mitzubringen, werde ich alles behalten müssen. Unkosten, versteht ihr?«
    Keiner rührte sich.
    »Und Disziplin. Immer wieder Disziplin. Man kann doch nicht zulassen, dass die Dinge außer Kontrolle geraten. Nein!« Das letzte Wort bellte er heraus, weil einer der Diebe Anstalten machte, sich zu erheben, und seine Hand zur Waffe unter dem Gürtel wanderte. »Äußerst töricht, Doyle. Wirklich äußerst töricht. Glaubst du, ich bin unbewaffnet gekommen? Du solltest mich doch inzwischen kennen! Aber vielleicht kennst du mich wirklich nicht, denn sonst hättest du bestimmt nicht versucht, ein so dummes doppeltes Spiel mit mir zu treiben.«
    Doch der Dieb war zu erregt, um auf die Warnung zu achten. Mit gezücktem Dolch stürzte er vor.
    Fat Man stieß einen Ruf aus. Augenblicklich kam Leben in die Schatten, und schon gab es ein wüstes Handgemenge. Männer prallten aufeinander, Fäuste flogen, Messer und Dolche mit gekrümmter Klinge wurden gezückt. In weniger als einer Minute war Monk klar, dass die Truppe von Fat Man die Oberhand gewann. Seine Männer waren in der Überzahl und hatten die besseren Waffen.
    Orme starrte Monk an. Er wartete auf das Kommando.
    Einen grässlichen Moment lang stand Monk wie gelähmt da und wünschte sich, er könne einfach weglaufen. Wie viele Männer würde er in einer Messerstecherei bei Kerzenlicht verlieren, wenn sich die Diebe und die Gefolgschaft von Fat Man gegen sie vereinten?
    Aber was gab er sich mit Spekulationen ab? Sie waren die Polizei! Sie trugen die Uniform der Königin! Sollten die Polizisten etwa feige Spalier stehen, wenn Fat Man die Schnitzerei an sich riss? Wie viele von seinen Männern er dann verlieren würde, wusste Monk genau: alle.
    »Vorwärts!«, brüllte er und stürmte auf Fat Man los.
    Was nun folgte, war brutal und beängstigend. Monk war mittendrin. Am Anfang fühlte sich der Dolch fremd in seiner Hand an. Er war sich nicht sicher, ob er damit zustechen oder schneiden solle. Plötzlich stand ein dürrer, aber erstaunlich kräftiger Mann vor ihm und schlug ihm mit voller Wucht eine Keule gegen den Arm. Doch der Schmerz betäubte Monk nicht etwa, sondern machte seinem Zögern ein Ende. Wutentbrannt holte er mit dem Dolch aus, traf allerdings nicht. Ein anderes Messer bohrte sich in seine Schulter und riss sein Fleisch auf. Schon spürte er warmes Blut. Ohne darauf zu achten, schwang er den Dolch erneut, und diesmal traf er sein Ziel. Kurz verlor er das Gleichgewicht, als die Klinge bis zu einem Knochen durchdrang.
    Obwohl er einen bitteren Geschmack im Mund hatte, war einfach keine Zeit, darüber nachzudenken, was er gerade getan hatte. Orme kämpfte rechts neben ihm und war in Schwierigkeiten. Weiter hinten war Clacton in Bedrängnis geraten. Jones eilte ihm zur Hilfe. Wo steckte Fat Man?
    Um ihn herum klirrten Stahlklingen, es roch nach Blut und Schweiß, Gerüche, die den fauligen Gestank des Schlamms überlagerten. Monk wirbelte herum und stieß nach Ormes Angreifer, schlitzte aber nur seinen Ärmel auf.
    Dann wurde Monk von hinten getroffen und kippte vornüber. Im letzten Moment schaffte er es, die Klinge von seinem Körper wegzudrehen. Er rollte sich zur Seite, rappelte sich auf und schlug zurück. Diesmal traf er sofort und hörte einen schrillen Schrei. Rings um ihn ertönten wüste Flüche. Wenigstens waren die eigenen Männer anhand der Uniform zu erkennen, auch wenn

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