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Das dunkle Labyrinth: Roman

Das dunkle Labyrinth: Roman

Titel: Das dunkle Labyrinth: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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legen könnte. Hältst du es für möglich, dass Toby das für Sixsmith getan hat?«
    Rathbone überlegte angestrengt, ohne dabei die Augen von ihrem Gesicht abzuwenden. »Denkbar wäre es, aber dann wäre Toby sich wohl nicht über die Folgen im Klaren gewesen. Sixsmith könnte ihn gebeten haben, mit ihr zu sprechen, ihr einzureden, der Tod ihres Vaters wäre tatsächlich Selbstmord gewesen, und sie würde alles nur noch schlimmer machen, wenn sie ihre Nachforschungen weiterführte. Mit ziemlicher Sicherheit wird er versucht haben, sie davon zu überzeugen, dass in den Tunneln keine Gefahren lauern.«
    »War es das, wovor James Havilland Angst hatte: Bäche, die in den Karten nicht verzeichnet sind?«, fragte Margaret Monk.
    »Ich glaube, ja. Toby scheint auch viel mit Toshern gesprochen zu haben, aber dahinter könnte ja die Absicht gesteckt haben, sie davon abzuhalten, die Arbeiten zu behindern. Das war meine ursprüngliche Vermutung. Ich glaube nicht, dass wir jemals wissen werden, ob er tatsächlich vorhatte, Mary zu töten. Eher nicht, würde ich sagen. Es sei denn, Sixsmith und er steckten noch weit mehr unter einer Decke, als wir ahnen.« Monk hielt inne und versuchte einmal mehr, sich vor Augen zu halten, was er auf der Brücke gesehen hatte. »Ich glaube, es war ein Unfall. Sie hatte Angst vor ihm. Vielleicht dachte sie, Alan Argyll stünde hinter dem Tod ihres Vaters und Toby wollte jetzt auch sie umbringen. Sie versuchte vielleicht, ihm auszuweichen, und riss ihn, ob absichtlich oder nicht, mit in die Tiefe.« Noch während er das sagte, nagten bereits Zweifel an ihm, ob das wirklich zutreffen konnte. War es Sixsmith tatsächlich gelungen, Toby Argylls Charakter so weit zu verderben? Er erinnerte sich an Alan Argylls Trauer, als er ihm die Nachricht vom Tod seines Bruders überbracht hatte. Kummer oder Schuld?
    »Wir werden es wohl nie wissen, nicht wahr?«, meinte Margaret betrübt.
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Und Mrs. Argyll?«, beharrte sie. »Sie hat geschworen, dass ihr Mann sie aufgefordert hat, den Brief zu schreiben.«
    »Ich weiß«, brummte Monk. »Es gibt vieles, das wir noch herausfinden und beweisen müssen. Aber so leid es mir tut, wir können es uns nicht leisten zu warten.«
    »Ich verstehe.« Sie schenkte ihm ein Lächeln, das vertraulich und ein bisschen traurig war, ohne dass sie damit irgendwelche Grenzen der Schicklichkeit verletzte. Dann entschuldigte sie sich und ging.
    Rathbone sah Monk mit einem versonnenen Lächeln an. Zum ersten Mal, seit der Anwalt gemerkt hatte, dass Monk in Hester verliebt war, lag kein Neid in seinen Augen, sondern nur tiefes Glück, das auch dieses Fehlurteil nicht zu trüben vermochte.
    Überrascht, wie sehr er sich darüber freute, erwiderte Monk sein Lächeln. »Es tut mir leid«, sagte er noch einmal.
    »Wo fangen wir an?«, fragte Rathbone.
    Monk musterte den eleganten Mann von oben bis unten. »Mit etwas schäbigeren Kleidern, würde ich sagen. Wir müssen den Zusammenhang zwischen Sixsmith und dem Mörder herausfinden und beweisen.«
    Rathbones Augen weiteten sich. »Um Himmels willen, Monk! Wie denn? Sixsmith war beim Aushub der Abwasserkanäle tätig! Er hätte überall sein können, als er gegen Kaution auf freiem Fuß war. Die Anklage lautete ja nur auf Bestechung! Und niemand hat eine Vorstellung vom Aufenthaltsort des Mörders. Wir haben nicht einmal seinen Namen!«
    »Das haben Sie hervorragend zusammengefasst«, sagte Monk mit einem neuerlichen Lächeln, nur dass es jetzt breiter war und mehr einem Zähnefletschen glich. »Ich beabsichtige, jede Hilfe in Anspruch zu nehmen, die ich bekommen kann. Ich fange an mit Runcorn, Orme und so vielen von meinen Männern, wie ich erübrigen kann. Dann ist da noch der Arzt, Crow. Er wird gern mitarbeiten, weil der Mann Scuff angeschossen hat. Danach werde ich Navvys ansprechen und jeden rekrutieren, der mithelfen will – und wegen des Einsturzes werden wohl auch viele dazu bereit sein. Außerdem die Tosher, Auskehrer und alle anderen, die sich im Untergrund auskennen. Und schließlich will ich versuchen, mit Sutton, dem Rattenfänger, Kontakt aufzunehmen. Er kennt die verborgenen Bäche und Quellen so gut wie kaum ein andrer und weiß, wo all die Verstecke sind. Mit ihm werden auch Leute reden, die mit uns kein Wort sprechen würden.«
    In Rathbones Gesicht spiegelten sich Entsetzen, Ekel und Selbstironie wider. »Und was kann ich Ihrer Meinung nach bei diesem Gang in die Unterwelt bewirken?«
    »Ach,

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