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Das dunkle Labyrinth: Roman

Das dunkle Labyrinth: Roman

Titel: Das dunkle Labyrinth: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Sie führen einfach das Kommando«, meinte Monk mit einem breiten Grinsen. »Sie werden uns sagen, was ein Beweis ist und was nicht.«
    Rathbone bedachte ihn mit einem schrägen, finsteren Blick, dann entschuldigte er sich, weil er sich umziehen musste.
     
    Als Erstes suchten sie Runcorn auf, was sich aufgrund der geographischen Nähe anbot. Er reagierte, wie nicht anders zu erwarten: fassungslos vor Entsetzen. Mehr noch, er machte sich die heftigsten Vorwürfe, weil er den Unterschied bei der zweiten Beschreibung des Mörders nicht bemerkt hatte.
    »Aber das ist niemandem aufgefallen«, tröstete ihn Monk. »Ich selbst habe es auch erst bemerkt, als ich Hester von der Verhandlung erzählte und dabei seine Worte wiederholte. Dieses eine Detail zu viel war sein einziger Fehler.«
    Runcorns Augen nahmen einen kalten, harten Ausdruck an. »Ich werde diesem Scheißkerl auf Schritt und Tritt nachspüren!«, stieß er hervor. »Und wenn ich durch jede Kloake kriechen und auch noch die elenden Ratten verhören muss!«
    Bei der bloßen Vorstellung wanderten Rathbones Mundwinkel nach unten, doch er protestierte nicht.
    Als Nächstes gingen sie zu Orme, den sie aus dem Bett rissen, nachdem er sich am Ende eines langen, harten Arbeitstages früh schlafen gelegt hatte. Er nahm ihre Entschuldigung klaglos an und verzog nicht einmal das Gesicht. Monk hoffte aus tiefstem Herzen, dass er nicht nur deshalb so ruhig blieb, weil er nicht zu protestieren wagte. Wenn jemand es verdient hatte, dass man seine Gefühle und sein Recht auf Schlaf respektierte, dann Orme. Einem wie ihm sollte man wirklich zugestehen, dass er vielleicht noch andere Sorgen und Wünsche im Leben hatte, als sich Tag und Nacht den Ansprüchen der Wasserpolizei im Allgemeinen und Monks im Besonderen zu beugen.
    »Ohne Sie schaffe ich das nicht«, gab Monk offen zu.
    »Das macht nichts, Sir. Wie geht’s denn dem Jungen?« Noch schlaftrunken spritzte sich Orme kaltes Wasser ins Gesicht.
    Sie standen jetzt alle in der Küche seiner kleinen Behausung, wo Monk noch nie zuvor gewesen war. Peinlich berührt hielt er sich vor Augen, dass er nicht nur unangemeldet in den einzigen Ort hineingeplatzt war, wo Orme der Herr im Haus war und wo sein ganz persönlicher Bereich war, sondern dies auch noch in Begleitung zweier vollkommen Fremder getan hatte.
    »Erholt sich gut«, antwortete Monk auf Ormes Frage. »Kann ich vielleicht Tee machen, während Sie sich anziehen?«
    Orme starrte ihn an. »Ich mach ihn gleich selbst. Wenn Sie nur …«<
    Monk schnitt ihm das Wort ab. »Ich erledige das schon. Ich wollte Sie nicht um Anweisungen bitten, sondern nur um Ihre Erlaubnis.«
    »Schön … Sir. Der Tee ist in der Dose dort oben.« Orme deutete auf eine mit einem indischen Motiv bemalte Blechbüchse auf einem Regal an der Rückwand. »Der Wasserkessel steht neben dem Herd, und in der Speisekammer finden Sie die Milch. Das Wasser hab ich schon für morgen früh gepumpt, aber …«<
    Monk unterbrach ihn erneut. »Danke. Ziehen Sie sich einfach an. Rasieren ist nicht nötig. Wir gehen in die Abwasserkanäle hinunter.«
    Orme gehorchte. Und während Monk sich in der makellos sauberen und aufgeräumten Küche zu schaffen machte, beugte sich Runcorn über den Herd, rüttelte die Asche durch den Rost und schichtete behutsam Holz und Kohle aufeinander, um neu einzuschüren. Während es langsam wärmer wurde und das Wasser zu kochen anfing, sah Rathbone schweigend zu. Er wusste, dass seine Kenntnisse erst später benötigt würden.
    Sieben Minuten später erschien Orme in passender Kluft für einen Gang zum Fluss hinunter. Bei kräftigem, heißem Tee erörterten sie die genaue Taktik für ihre Jagd nach den Beweisen, die nötig waren, um Aston Sixsmith an den Galgen zu bringen.
    »Was brauchen wir alles, Sir?«, wandte sich Orme an Rathbone.
    Der Anwalt hatte sich offenbar schon etwas zurechtgelegt. »Wir haben Sixsmith’ Eingeständnis, dass er den Mörder kannte.« Er runzelte die Stirn. »Ich wünschte, wir könnten seinen Namen in Erfahrung bringen! Andererseits müssen wir ja nur beweisen, dass Sixsmith ihm das Geld in Argylls Auftrag auszahlte. Wir brauchen hieb-und stichfeste Belege dafür, dass Sixsmith ihn schon vorher kannte, und daraus können wir die logische Folgerung ableiten, dass er auch über dessen Beruf Bescheid wusste. Es erscheint hinreichend plausibel, dass Sixsmith Argyll von Störungen durch Tosher und andere berichtet und ihn davon überzeugt hat, dass sie

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