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Das dunkle Labyrinth: Roman

Das dunkle Labyrinth: Roman

Titel: Das dunkle Labyrinth: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Jahrhunderten durch den Lehm fließt und in was für verrückten Windungen. Das is’ eine geheime Welt, is’ das.«
    Hester bekam ein flaues Gefühl in der Magengrube. Wenigstens fiel jetzt mehr Licht durch die Fenster herein. Und aus dem Hof, wo die Lieferungen eintrafen, waren Schritte auf dem Kopfsteinpflaster zu hören. An der gleichen Stelle hatten in der schlimmen Zeit im letzten Herbst Wachen mit Hunden patrouilliert.
    Sie erhob sich. »Wie nahe wird man mich an die Maschine heranlassen?«
    »Leihen Sie sich von einer Patientin’nen Schal und schauen Sie immer nach unten, dann können Sie zusammen mit mir dicht rangehen.«
    »Gut, ich spreche mit Miss Ballinger.«
    Aber beim Öffnen der Tür stieß sie fast mit Claudine zusammen und erklärte ihr, dass sie für ein paar Stunden außer Haus gehen würde und die Bücher warten müssten. Im Grunde war sie froh, dass sie diese Aufgabe so lange wie nur möglich hinausschieben konnte.
    »Ich habe alles gehört«, sagte Claudine ernst, im Gesicht Sorgenfalten. Sie war sich dessen nicht bewusst, aber sie war so empört, dass sie ihr Standesdenken vorübergehend vergaß. »Das ist ja unfassbar! Wenn Menschen verletzt werden, weil Arbeiten zu hastig ausgeführt werden, müssen wir mit aller Macht dagegen kämpfen!« Ohne es zu bemerken, hatte sie mit ihrer Wortwahl diesen Kampf auch zu dem ihren gemacht. »Wir kommen hier auch allein gut zurecht. Es stehen ja nur Waschen und Putzen an. Und wenn wir das nicht bewältigen, haben wir nie etwas gelernt. Aber nehmen Sie sich in Acht!«
    Hester lächelte. »Das werde ich ganz bestimmt.« Sie spürte, dass Claudine sie fester ins Herz geschlossen hatte, als ihr vielleicht bewusst war. »Sutton wird auf mich aufpassen.«
    Claudine schnaubte. So weit, Sutton ihr Vertrauen auszusprechen, wollte sie nun wirklich nicht gehen.
     
    Auch wenn sich kaum ein Lüftchen regte, war es draußen grimmig kalt. Die schmalen Straßen waren nach dem nächtlichen Frost spiegelglatt. Laut hallten die Schritte auf den Pflastersteinen wider, und das scharfe Knallen aufbrechender Eisflächen über den Pfützen peitschte durch die Luft. Heute war der erste Tag, an dem Menschen, die zusammengekauert in Hauseingängen geschlafen hatten, im Morgengrauen erfroren aufgefunden worden waren.
    Hester ging neben Sutton und Snoot, der nicht von der Seite seines Herrchens wich, bis zur Omnibushaltestelle in der Farringdon Road. Die Pferde waren für den Winter mit einem groben Fell zugedeckt worden, und während sie dastanden und warteten, bis die Fahrgäste ein-und ausgestiegen waren, dampften ihre Körper in der eisigen Luft. Hester und Sutton erklommen die gewundene Treppe zur oberen Plattform, denn ihr Ziel war die Endhaltestelle. Snoot sprang sogleich auf Suttons Knie, und Hester beneidete den Mann um die Wärme, die er von dem kleinen Hund bekam.
    Sie redeten die gesamte Fahrt über, weil Hester eine Frage nach der anderen über die Flüsse unter London stellte. Und Sutton erzählte ihr mit leuchtenden Augen von verborgenen Bächen unter London: Walbrook Tyburn, Counter’s Creek, Stamford Brook, Effra und vor allem vom Fleet, dessen Wasser einmal von den Abfällen der Kürschnereien ganz rot gewesen war, ehe man ihn schließlich überbaut und so in den Untergrund verbannt hatte. Er berichtete auch von Quellen wie St. Chad’s, St. Agnes’s, St. Bride’s, den St. Pancras Wells und Hollywell. Sie alle hatten in der Vergangenheit als heilig gegolten, und aus einigen waren sogar Heilquellen geworden, zum Beispiel die Hampstead Wells und die Sadler’s Wells. Er kannte auch die unterirdischen Wege und Brücken, von denen einige aus der Zeit der Römer stammen sollten.
    »Als die Römer hier waren, sind sie immerhin schon bis zum Walbrook’s gekommen«, sagte er in triumphierendem Ton.
    Er erzählte ihr so eifrig von früheren Erkundungen und der Bedrohung durch Räuber wie den berüchtigten Dick Turpin, dass sie an ihrem Ziel beinahe vergaßen auszusteigen.
    Auf der Straße herrschte lebhaftes Treiben. Direkt vor ihnen umlagerten Arbeiter einen Stand, an dem es Sandwiches und heiße Fleischpasteten gab. Um an ihnen vorbeizukommen, mussten sie über den Abflussgraben auf die gepflasterte Fahrbahn springen und wären fast unter die Räder eines vorbeiratternden Gemüsekarrens geraten.
    An der Ecke drängten sich lachend und schwatzend sechs Männer, jeder mit einer Blechtasse Tee in der Hand.
    »Ich weiß nich’, ob ich so wild auf Veränderungen bin«,

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