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Das dunkle Labyrinth: Roman

Das dunkle Labyrinth: Roman

Titel: Das dunkle Labyrinth: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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brummte Sutton misstrauisch. »Na ja, lässt sich wohl nich’ verhindern.«
    Hester widersprach ihm nicht. Wenige Meter vor ihnen tat sich die gewaltige Öffnung des neuen Tunnels auf. Er würde nicht nur die Abwässer aufnehmen, sondern auch die Gasrohre für diejenigen Häuser, in denen ein solcher Luxus vorhanden war. Darüber reckten sich Masten und Krane wie Finger in die Höhe. Aus dem Inneren des Lochs drang gedämpfter Lärm nach oben – ein Malmen und Knirschen, ein Kratzen und Kreischen, gelegentliche Rufe und das Rattern von Rädern.
    Hester stand auf der gefrorenen Erde und spürte, wie der Wind wegen der Tide am Fluss auffrischte und den Geruch nach Salz und Abwässern herantrug. Sie drehte sich nach links und betrachtete die Dächer der etwas weiter entfernten Häuser und die zertrümmerten Fassaden der Gebäude in der unmittelbaren Nähe, die den neuen Grabungen hatten weichen müssen. Rechts von ihr bot sich das gleiche Bild: Stra ßen, die aussahen, als wären sie mit einer riesigen Axt durchtrennt worden. Sie wandte sich zu Sutton um und entdeckte Mitleid in seinem Gesicht, aber auch Wut, die er zu unterdrücken suchte. Um das Neue zu bauen, war so vieles von dem Alten zerstört worden.
    »Bleiben Sie dicht bei mir, und schauen Sie niemandem in die Augen«, sagte er ruhig. »Wir gehen einfach durch, wie wenn wir was zu erledigen hätten. Hier gibt’s welche, die mich kennen.« Er ging voran und bahnte ihr einen Weg durch den Schutt, wobei er einen möglichst großen Bogen um die Gruppen von Arbeitern schlug. Hin und wieder stützte er Hester, wofür sie ihm äußerst dankbar war, weil das Geröll ständig unter den Füßen nachgab. Snoot trottete treu nebenher.
    Vor der eigentlichen Grube, wo die Arbeiten stattfanden, stand ein Zaun, der errichtet worden war, um Müßiggänger fernzuhalten und Unbesonnene vor dem Absturz zu bewahren.
    Sutton zeigte Hester, wo der Zaun aufhörte. »Dort drüben müssen wir vorbei.« Dann nahm er sie bei der Hand und führte sie durch eine wahre Wüste aus Schutt und Geröll, die bei jedem Schritt in Bewegung geriet, sodass sie immer wieder rutschten oder einsanken. Die Gasrohre ließen sich anhand des Schutts, der ihren Verlauf markierte, leicht erkennen. Zweimal wurden sie angehalten und gefragt, wer sie waren und was sie hier suchten, durften aber passieren, als Sutton für sie beide antwortete.
    Hester blieb stumm und folgte ihm geduldig. Endlich – die Füße taten ihr schon weh, Stiefel und Kleid waren längst mit Dreck bespritzt – erreichten sie die Stelle, wo im Schein von Lampen gegraben wurde. Die Erde war noch tiefer ausgehoben worden, als sie angenommen hatte. Sie stand jetzt dicht vor dem Rand eines Abgrunds, und als sie zu den Ziegeln am Grund des gut dreißig Meter tiefen Lochs hinabstarrte, wurde ihr schwindlig. Deutlich konnte sie den Boden dessen sehen, was einmal der neue Abwasserkanal sein würde, und die sich an seinen Seiten wölbenden Ziegelwände, die bereits mit Zement verkleidet worden waren. Bis ganz nach oben war zwischen den Wänden ein Gerüst errichtet worden, zwischen dem hier und dort andere Rohre mitten hindurch verliefen. Etwa fünfzig Meter dahinter zischte und stampfte eine Dampfmaschine. Sie hielt massive Ketten mit daran hängenden, schweren Eimern und Schaufeln in ständiger Bewegung, um so Gestein, Abfall und zertrümmerte Ziegel nach oben zu befördern und abzuladen.
    Hester blickte Sutton an. Er deutete auf eine Stelle, wo mehrere Männer arbeiteten. Von hier oben sah es so aus, als bestünden sie nur aus Händen und Schultern, die groteske Bewegungen ausführten. Tatsächlich liefen die einen mit Schubkarren hin und her, während andere Pickel schwangen oder mit Spaten Erde und Gestein aushoben.
    »Schauen Sie.« Sutton zeigte auf die Wände an der anderen Seite. Dort sorgten schwere Holzbretter dafür, dass das Erdreich nicht einstürzte, und so weit das Auge reichte, stützten alle paar Meter massive Holzträger den Tunnel sowohl in der Senkrechten als auch in der Waagrechten ab. Als sie Suttons Blick weiter folgte, sah sie Wasser zwischen den Trägern durchsickern. Teilweise tröpfelte es nur, doch an manchen Stellen bogen sich die Bretter durch, und einige hatten sich unter dem Druck des gestauten Wassers bereits gelöst.
    Gegenüber hielten Heizer die gewaltige Dampfmaschine in Betrieb. Hester hörte das Ächzen und Stampfen der Kolben, roch den Dampf und das Öl. Sie spürte, dass Sutton sie beobachtete. Sie

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