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Das dunkle Labyrinth: Roman

Das dunkle Labyrinth: Roman

Titel: Das dunkle Labyrinth: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Probleme gibt?«
    »Weil er verschwinden will«, brummte Monk. »Ich nehme an, dass er auch danach nicht direkt zu seinem eigentlichen Ziel fuhr, sondern noch mindestens einmal umstieg.«
    »Genau!« Runcorn nahm sich lächelnd eine weitere Kastanie. »Er war nicht betrunken, er war kein Bettler, und er war ganz gewiss kein Knecht.«
    »Das hätte er trotzdem …«, begann Monk
    Runcorns Augenbrauen hoben sich. »Bei dem Preis einer Droschke von der Westminster Bridge Road zum East End?«
    Monk hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Er wandte den Blick ab. »Nein, natürlich nicht. Wer immer das war, er hatte Geld.«
    »Genau!«, wiederholte Runcorn. »Ich glaube, dass Mrs. Ewart den Mann gesehen hat, der James Havilland erschossen hat. Sie hat uns eine ziemlich gute Beschreibung gegeben, und der Kutscher hat das Bild noch etwas ergänzt. Der Mann hat offenbar kurzes schwarzes Haar, das ihm nicht bis zum Kragen reichte, und er war glatt rasiert, zumindest an diesem Tag. Auch auf den Fahrer wirkte er irgendwie hohlwangig; spitzes Gesicht mit langer, dünner Nase.«
    »Ein sehr aufmerksamer Kutscher«, brummte Monk etwas skeptisch. »Sind Sie sicher, dass er nicht einfach versuchte, sich mit der Polizei gutzustellen?«
    »Nein, seine Angaben waren korrekt«, erwiderte Runcorn und senkte den Blick auf die wenigen Kastanien, die er noch in der Hand hielt. »Es passt auch zu Mrs. Ewarts Angaben. Jetzt müssen wir seinen Auftraggeber finden. Es wird dieselbe Person sein, die Havilland diese Nachricht geschrieben hat, um ihn mitten in der Nacht in die Remise zu locken. Das ist alles aufs Sorgfältigste ausgeführt worden. Nichts ist gestohlen worden. Der Mann ist nicht mal ins Haus gegangen, soweit wir das beurteilen können. Hat keine einzige Spur hinterlassen.
    Monk widersprach nicht. Die Tat war bis ins letzte Detail von jemandem geplant worden, der Havilland offenbar persönlich gekannt hatte. Der Ingenieur hatte weder gezögert, in die Remise zu gehen, noch hatte er Cardman oder einen der Diener gebeten, ihn zu begleiten oder auf ihn zu warten. Mit wem auch immer er gerechnet hatte, Angst hatte er nicht vor ihm gehabt. Und egal, wer der Täter war, er hatte die Gelegenheit, das Haus auszurauben, nicht genutzt. Entweder war er in Panik geraten – was eher unwahrscheinlich war -, oder er war auf andere Weise belohnt worden. Diesen Gedanken teilte Monk Runcorn mit.
    »Geld«, stieß Runcorn bitter hervor. »Jemand hat ihn bezahlt, damit er Havilland umbringt.«
    »Solche Vergütungen werden normalerweise in zwei Raten aufgeteilt«, meinte Monk. »Die erste Hälfte gibt es vor der Tat, die zweite danach. Vielleicht gelingt es uns noch, das Geld aufzuspüren. In einer Gegend wie dieser ist es riskant, einen Mord zu begehen. Das kann nicht billig gewesen sein.«
    »Ich weiß. Könnte eine Weile darauf hingespart haben.«
    »Vielleicht, aber ich glaube eher, dass es dringend war«, gab Monk zu bedenken. Irgendetwas hat die Sache beschleunigt. Havilland hatte in diesen Tunneln etwas entdeckt und musste schnell zum Schweigen gebracht werden.«
    »Wer hat diesen Brief geschrieben? Das möchte ich wissen. Das ist der wahre Schuldige, der ihn verraten hat.« Runcorn sah Monk um Zustimmung heischend in die Augen. »Das ist derjenige, den Havilland erwartete.«
    Keiner von ihnen sagte es laut, aber Monk wusste, dass Runcorn genauso wie er an Alan Argyll dachte. Alan war mit einer von Havillands Töchtern verheiratet und Toby mit der anderen verlobt. Havilland mochte nicht mit ihnen übereingestimmt haben und mit ihren fachlichen Fähigkeiten oder Geschäftspraktiken nicht einverstanden gewesen sein, aber persönliche Gewalt hatte er nicht von ihnen befürchtet. »Aber warum Mitternacht? Warum die Remise?«, überlegte er laut.
    Runcorn runzelte die Stirn. »Sehr viel früher konnte er ihn ja wohl kaum erschießen! Und in seinem Haus wollte er das offenbar auch nicht erledigen!«
    »Ich meinte, welchen Grund könnte Argyll ihm angegeben haben, dass er ihn ausgerechnet um Mitternacht im Stall treffen wollte? Und wieso hat Havilland eingewilligt?«
    Runcorn begriff sofort. »Wir müssen diesen Brief finden! Wir müssen zumindest erfahren, wer ihn geschickt hat.«
    Monk nahm ihm eine seiner Kastanien aus der Hand und aß sie. Sie war süß und heiß. »Laut dem Zimmermädchen hat Havilland ihn verbrannt.«
    »Aber den Umschlag hat er vielleicht nicht verbrannt.« Runcorn hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
    Monk

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