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Das dunkle Labyrinth: Roman

Das dunkle Labyrinth: Roman

Titel: Das dunkle Labyrinth: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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er nicht über diese Männer wusste. Orme schien ihn nicht abzulehnen. Im Gegenteil, er hatte ihn heute sogar bewusst vom Revier fortgelotst, nur damit Farnham seine Verspätung nicht bemerkte. Und er hatte ihn gedeckt, damit er seine Ermittlungen im Fall Havilland fortsetzen konnte.
    Dann schoss Monk ein Gedanke in den Sinn. Was, wenn ihm Orme all das nur gestattete, damit er ihn später an Farnham verraten konnte, ihm den Strick reichte, an dem er sich dann selbst erhängte? Warum hatte nicht Orme Durbans Stelle bekommen? Er war äußerst tüchtig und besaß das Vertrauen der Männer, die ihn alle bewunderten. Er war doch viel besser als Monk für diese Arbeit geeignet! Warum hatte Durban Monk vorgeschlagen? Hatte er Orme damit regelrecht verraten?
    Ihm wurde schwindlig. Seine Unwissenheit war eine gewaltige schwarze Woge, die ihn mit sich riss, fort in die Zerstörung.
    »Drum hab ich mir was überlegt, Sir«, fuhr Orme unterdessen fort. »Wenn wir Fat Man loswerden, der der mächtigste Hehler am ganzen Fluss ist, wird gleich ein anderer an seine Stelle treten. Ich schätze, dieser Jemand wird Toes sein. Und Toes is’ einer, den wir besser unter Kontrolle halten können. Er is’ gierig, aber das is’ schon alles. Im Augenblick zumindest. Fat Man is’ anders. Er hat eine grausame Ader. Allein schon deshalb müssen wir ihn aus dem Weg räumen. Er is’ sich nicht zu schade dafür, Menschen ganz langsam aufzuschlitzen, wenn sie ihm in die Suppe spucken. Mit dem Messer umgehen, das kann er. Und er versteht es auch wehzutun, ohne zu töten.
    Monk sah Orme in das ernste, fast verhärmte Gesicht. Jetzt war es ihm klar: Dieser Mann war von Leid gezeichnet.
    »Sehr schön«, willigte er ein. »Lassen Sie uns diesen Verbrecher beseitigen.«
    Orme sah ihm fest in die Augen. »Ja, Mr. Monk. Und dabei wird keine persönliche Rechnung beglichen. Keine Gefälligkeiten und keine Rache, wie Mr. Durban immer gesagt hat.« Seine Stimme erstickte, und er wandte sich hastig ab. Einmal mehr wurde Monk klar, dass Durbans Geist ihn immer auf Schritt und Tritt begleiten würde.
    Aber wenn das so war, wollte er wenigstens davon profitieren. Er nahm sich vor, den Rest des Tages über Durbans Aufzeichnungen zu brüten, bis er wusste, was sein Vorgänger getan hätte, um die Kinderfänger in eine Falle zu locken und den Weg des Diebesguts bis hin zu Fat Man zu verfolgen. Keine Gefälligkeiten, keine Rache. Außerdem wollte er erfahren, warum Orme es nicht zum Kommandanten gebracht hatte. Oder war es vielleicht besser, er bliebe ahnungslos? Nein, er musste es herausfinden. Eines Tages konnte es sich als wichtig erweisen. Schließlich konnten sogar Leben davon abhängen.
    Die meisten der Fälle, die er studierte, waren Routineangelegenheiten, genau wie die Verbrechen, mit denen er es seit seinem Dienstantritt zu tun hatte. Das einzig Ungewöhnliche an Durbans Notizen war, dass sie knapper gehalten waren, als Monk erwartet hatte. Und persönlicher. Durbans Handschrift war kräftig, aber an manchen Stellen etwas unsauber, als wäre er müde gewesen oder hätte die Worte nur eilig hingekritzelt. Gelegentlich blitzte Humor auf, und es gab einige süffisante Bemerkungen, die Monk vermuten ließen, dass auch Durban nicht gerade Clactons Busenfreund gewesen war. Der Unterschied war nur, dass er es verstanden hatte, ihn in Schach zu halten.
    Monk lächelte. Zumindest hatte er jetzt für dieses Problem eine Lösung entdeckt, vorausgesetzt, er fand einen Weg, sie einzufädeln.
    Mit besonderer Sorgfalt las er die Berichte über Diebstähle auf Passagierbooten. Sie erschienen ihm zu verschiedenartig, als dass er ein bestimmtes Muster entdecken konnte. Noch eine Reihe anderer, teilweise sehr schwerer Verbrechen tauchte auf. Bei einem, das mehrere Seiten lang protokolliert worden war, hatten Durban offenbar tiefe Gefühle aus der Fassung gebracht. Die Schrift war ausladend und die Buchstaben waren oft unvollständig. Dieser Abschnitt wirkte regelrecht abgehackt.
    Monk las ihn ganz, weil ihn der dringende Ton fesselte. Das Ganze hatte nicht das Geringste mit Diebstahl oder Passagierbooten zu tun. Vielmehr behandelte er die Ermordung eines wohlhabenden Mannes von Anfang vierzig. Seine Leiche war in der Themse gefunden worden. Vermutlich war er irgendwann in der Nacht erschossen und in den Fluss befördert worden. Er wurde als Roger Thorwood aus Chelsea identifiziert, ein Barbier, der es zu viel Geld und beträchtlichem Einfluss gebracht hatte. Um ihn

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