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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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zwar noch einmal vergewissert, dass alles in der Gesellschaft «Erholung» gut vorbereitet war, aber es stellte sich heraus, dass niemandem danach war, sich zum Leichenschmaus zu treffen. In der Kirche und am Grab mit den festen Ritualen konnte man zu Cornelius von Sannberg stehen. Geselligkeit mit ihm wollte aber niemand haben.
    «Lässt du mir noch einen Augenblick?», fragte Cornelius Robert.
    «Natürlich.» Gemeinsam mit Lina entfernte er sich ein Stück vom Grab, ohne den Baron aus den Augen zu lassen. Sie gingen den Gang bis zur Mauer und standen plötzlichvor dem Grab der verrückten Kätt. Zu Linas Erstaunen war es sehr sorgfältig gepflegt. Es trug inzwischen ein hölzernes Grabkreuz. «Katharina Scheuren 1813   –   1861» stand darauf. Sogar ein kleiner Strauß frischer Blumen lag da.
    «Wer das Kreuz wohl gekauft hat?», fragte Lina.
    «Nun, vielleicht die dicke Martha. Immerhin hat sie viel Geld von Kätt geerbt», sagte Robert. Er dachte an das Kästchen mit den Münzen. Plötzlich fiel ihm das Bild im Gästezimmer der Messmers ein. Er erzählte, dass er dort mit Cornelius gesprochen hatte. «Auf dem Tisch neben Bertrams erster Frau steht ein Kästchen, das ganz ähnlich aussieht wie das, in dem Kätt ihre Reichtümer aufbewahrt hatte.»
    «Ach, davon gibt es sicher viele», sagte Lina leichthin. Aber sie nahm sich vor, beim Friedhofsverwalter nachzufragen, wer das Kreuz aufgestellt hatte.
    Sie gingen wieder zurück zu Cornelius von Sannberg. «Ein merkwürdiges Gefühl, plötzlich ein Geächteter zu sein», sagte er.
    Robert legte ihm die Hand auf die Schulter. Lina sah, wie schwer es ihm fiel, seinem Freund das Unvermeidliche zu sagen. «Cornelius, ich werde dich noch heute an den Staatsanwalt in Duisburg überstellen müssen. Es tut mir leid.»
    «Warum glaubst du Weigel und nicht mir?», fragte von Sannberg bitter.
    Robert seufzte. «Er war in Moers in der Nacht, als Elise getötet wurde, das haben die Hausangestellten auf dem Gut bestätigt. Und es war dein Messer, der Schmuck war in deinem Haus. Ich kann daraus keine anderen Schlüsse ziehen, Cornelius. Und ich fürchte, der Staatsanwalt auch nicht.»
    «Und es genügt dir nicht, wenn ich als dein Freund dir schwöre, dass ich unschuldig bin?»
    Robert zuckte hilflos die Schultern. «Als Freund kann es mir vielleicht genügen, aber ich bin der Polizeichef hier.»
    «Mir genügt es, Cornelius», sagte Lina und umarmte den Baron.
    «Wir müssen los.» Robert schob von Sannberg in Richtung Friedhofstor.
     
    Robert hatte gerade den Boten zum Staatsanwalt nach Duisburg geschickt. Loersbroeck sollte entscheiden, ob er sich selbst des Barons annahm oder ihn gleich nach Wesel überstellte.
    Er rief Sergeant Recke und Inspektor Ebel zu sich. «Außer in der Sache Elise von Sannberg sind wir nicht wirklich weitergekommen», sagte er. «Walther Jansen und seine Mutter schweigen sich beharrlich aus, und wir haben nicht die geringste Ahnung, wer die Diebstähle begangen haben könnte. Recke, ich möchte, dass Sie in den nächsten Tagen nochmal zu den Beraubten gehen und mit jedem im Haus reden – Herrschaften, Hausangestellten, allen. Die Einbrüche müssen sehr gut geplant worden sein, das heißt, man hat die Opfer vorher ausgekundschaftet. Irgendjemand muss doch etwas bemerkt haben. Und irgendwer muss geredet haben über die mögliche Beute und wo sie aufbewahrt wird.»
    «Wir wären schneller, wenn ich auch Befragungen durchführen würde», bemerkte Ebel.
    «Nein, das wird Recke allein machen. Ich bin mir sicher, dass die Beute nach wie vor Ruhrort nicht verlassen hat. Wenn wir die strengen Kontrollen aufrechterhalten, schaffen wir es vielleicht doch, diese Leute zu schnappen.»
    «Wie viele Diebe waren es wohl?», fragte Recke.
    «Sie müssen zwischen Mitternacht und zwei Uhr zugeschlagen haben – später hätte es ihnen passieren können, dass sie ihren Opfern begegnen. Bei acht Einbrüchen schätze ich, dass es mindestens vier Gruppen von Einbrechern waren. Bei Liebrecht waren sie damals zu zweit, ich denke, das wirdauch hier wieder der Fall gewesen sein. Und vielleicht gab es noch jemanden, der auf der Straße Schmiere stand.»
    «Also mindestens acht, vielleicht sogar zwölf Personen   …» Recke stand auf. «Es könnte schwierig werden, rauszubekommen, wie sie die Opfer ausgekundschaftet haben, wenn jeder von einem anderen bespitzelt wurde.»
    «Sammeln Sie jeden Hinweis, den Sie bekommen können, Recke. Auch scheinbar unwichtige Details

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