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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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Lina.
    Guste sah sie befremdet an. «Wie kommst du denn jetzt darauf?»
    «Ach, ich habe in letzter Zeit mal ein ähnliches Kästchen gesehen. Es ist doch hübsch.»
    «Damals hätte er es mir schenken können, ich hätte es nicht gewollt. In allen Räumen schien Maria noch anwesend zu sein. Ich war fremd in meinem eigenen Haus.»
    Lina lächelte. «Das lag daran, dass das alte Haus auch ihr Haus gewesen ist. Ich war ja damals noch jung, aber ich habe es auch immer ganz deutlich gespürt. Ich habe dich bewundert, dass du das so gut gemeistert hast.»
    «Wirklich? Ich denke, die einzig Bewundernswerte in unserer Familie bist du, Lina.» Guste runzelte auf einmal die Stirn. «Das Kästchen   … komisch, es hat immer in Marias Zimmer gestanden. Ich durfte dort ja nichts anrühren oder verändern in den ersten Jahren. Und dann war es plötzlich weg, etwa ein halbes Jahr nachdem Bertram und ich geheiratet hatten. Ich habe es nie wieder gesehen.»
    Die weitere Unterhaltung verlief nur schleppend. Guste hatte ihren Stickrahmen hervorgeholt, und während der Zeitpunkt von Cornelius’ Überstellung immer näher rückte, waren beide mit den Gedanken ganz woanders. Plötzlich öffnete sich die Tür, und Beatrice stand dort. «Er hat mir gesagt, dass ich nicht zum Abschied kommen soll. Und Eberhard hat es mir auch gesagt. Aber das geht doch nicht. Ich muss mich doch von Papa verabschieden, wer weiß, ob wir ihn in Wesel überhaupt besuchen dürfen.»
    Guste ließ den Stickrahmen sinken. «Du hast vollkommen recht, Kind. Komm, Lina, wir gehen mit.»
     
    Vor dem Rathaus stand bereits eine große vierspännige Kutsche, die den Eingang zum Rathaus verdeckte, daneben zwei angeleinte Reitpferde. Lina, Guste und Beatrice gingen umsie herum. An der Rathaustür hatte Robert Sergeant Recke postiert.
    «Sie können jetzt nicht hinein», sagte er den drei Frauen.
    «Dürfen wir hier warten?», fragte Guste.
    Recke nickte.
    Von der anderen Seite der Kutsche kam jetzt Henriette Kortmann am Arm von Ferdinand Weigel näher.
    «Sie sollten sich schämen, dem Mörder noch Geleit zu geben!», rief Henriette Kortmann zu ihnen herüber.
    Lina spürte, wie Beatrice erbebte. «Sie hat ihre Tochter verloren, sie hat ein Recht darauf, bitter zu sein», sagte sie leise.
    Beatrice nickte tapfer.
    Zwei uniformierte Gendarmen traten aus der Rathaustür, hinter ihnen kam der Kutscher heraus, der gleich auf den Bock kletterte. Dann folgte ein weiterer uniformierter Polizist, der Cornelius von Sannberg herausführte. Man hatte ihm Ketten angelegt, um Füße und Hände, die mit einer weiteren Kette miteinander verbunden waren. Auch Robert trat vor die Tür.
    «Papa!», rief Beatrice und machte einen Schritt auf ihn zu.
    Der Polizist wollte sie wegschieben, aber Robert hielt ihn zurück. «Lassen Sie die beiden sich voneinander verabschieden», sagte er bestimmt.
    Eine Umarmung war wegen der Ketten nicht möglich, so küssten sie sich nur auf die Wangen.
    «Du hättest nicht herkommen sollen», sagte er und blickte dann Lina und Guste an. «Ich hatte euch doch darum gebeten.»
    «Sie haben mich nur begleitet», erklärte Beatrice.
    «Immer eine Sonderbehandlung für den Herrn Baron!», rief Henriette Kortmann von der anderen Seite.
    Der Weseler Polizist drückte von Sannberg bestimmt in Richtung Kutsche und öffnete die Tür. Der Baron hatte Schwierigkeiten, mit den Fußketten hineinzuklettern. DerPolizist stieg hinter ihm ein, um ihn drinnen an die Kutsche zu ketten. Dann sprang er wieder heraus und stieg auf den Kutschbock.
    Die beiden Gendarmen saßen schon auf ihren Pferden. Langsam setzte die Kutsche sich in Gang. Lina konnte noch einmal kurz Cornelius’ Gesicht sehen, bevor er sich zurücklehnte.
    «Da fährt er hin, der Mörder!», sagte Henriette Kortmann, laut genug, dass alle es hören konnten. «Hoffentlich wird er einen Kopf kürzer gemacht.»
    Lina trat ihr ein Stück entgegen. «Halten Sie den Mund, Frau Kortmann. Noch ist er nicht verurteilt.»
    «Ja – und als reicher Adliger hat er auch noch gute Chancen, dass es nie dazu kommt», zischte Henriette. Dann zeigte sie auf Beatrice und ihren Schwangerschaftsbauch. «Wie leben Sie denn damit, das Enkelkind eines Mörders in sich zu tragen?»
    Beatrice brach in Tränen aus.
    Lina wollte ihr antworten, aber Robert trat mit einem warnenden Blick dazwischen. «Gehen Sie jetzt alle nach Hause. Es ist vorbei!»
    Er wandte sich an Lina. «Ich muss mich jetzt darum kümmern, Simon wieder einzufangen.

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