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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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vor. «Da seid ihr ungestört.»
    Cornelius und Robert setzten sich in das kleine, gemütliche Zimmer, das stark nach Pfeifenrauch roch. Neben einem der großen Sessel lagen noch die Zeitungen und Zeitschriften, die Bertram am Abend vorher gelesen hatte.
    «Hat dir deine Frau in der letzten Zeit eine ungewöhnliche Eröffnung gemacht?», fragte Robert.
    «Was hätte das denn sein sollen?»
    «Zum Beispiel, dass sie schwanger ist.»
    Cornelius sah ihn entgeistert an. «Sie erwartete ein Kind?»
    «Ja, das hat Dr.   Feldhaus bei der Obduktion festgestellt.»
    Er konnte sehen, wie Cornelius um Fassung rang. Gesagt zu bekommen, dass er nicht nur einen Menschen verloren hatte, war anscheinend nur schwer für ihn zu verkraften.
    «Vielleicht war sie sich noch nicht sicher   …», sagte Cornelius. Er sah Robert nicht an, blickte auf den Boden.
    Robert schluckte und suchte nach den richtigen Worten. «Sie war mindestens im dritten Monat.»
    Sie schwiegen, es war quälend für beide. Als Cornelius den Kopf wieder hob, versuchte er zu lächeln. «Robert, du bist mein Freund, und ich kenne dich jetzt lange genug, um zu wissen, dass da noch etwas ist, worüber du reden willst. Und dass dir das sehr unangenehm ist. Also raus damit.»
    «Deine Frau hatte eine Affäre. Nicht erst seit ihr verheiratet seid, das ging anscheinend über viele Jahre so.»
    «Das glaube ich nicht!», rief Cornelius.
    «Lina hat etwas mit angehört neulich. Einen Streit. Zwischen deiner Frau und Ferdinand Weigel.»
    «Weigel?» Cornelius schien es nicht glauben zu wollen. «Und Lina wusste davon?»
    «Wir beide wussten davon, sie hat es mir erzählt. Aber wir hatten keinen direkten Beweis, deshalb   …» Er schüttelte den Kopf. «Ich glaube nicht, dass du in der umgekehrten Situation zu mir gekommen wärst, Cornelius.»
    Der Baron nickte. «Ich verstehe, was du meinst.»
    «Aber meine Frau hat einen anderen Weg gefunden. Sie ist zu Elise gegangen und hat sie aufgefordert, die Affäre zu beenden.»
    Trotz seiner Bestürzung musste Cornelius lachen. «Das ist typisch Lina.»
    «Und Elise hat dir nichts erzählt oder gebeichtet?», fragte Robert.
    «Nein. Glaub mir, ich war bis jetzt völlig ahnungslos.»
    «Du solltest dir das anschauen.» Robert gab ihm Elises Brief.
    Cornelius begann zu lesen. «Darum hat er also gekündigt!»
    «Weigel?»
    «Ja. Er kam vor zwei Tagen zu mir und erzählte, er würde zurück nach Italien gehen, es gefalle ihm hier nicht und er habe ein gutes Angebot erhalten. Er wollte Ende des Monats aufhören.»
    Als er zu Ende gelesen hatte, legte von Sannberg den Brief auf den Tisch. Er hatte Tränen in den Augen. «Dann habe ich mich also doch nicht in ihr geirrt.»
    «Es tut mir wirklich leid, Cornelius.»
    Der Baron schüttelte den Kopf. «Nein, nein, Robert. Es ist gut, dass du mir den Brief gezeigt hast. Ich hätte sonst immer gezweifelt, ob sie mich wirklich geliebt hat.»
    Robert erhob sich und legte die Hand auf Cornelius’ Schulter. «Ich muss jetzt zum Dienst. Kommst du zurecht?»
    «Ja, ich denke schon. Nur eins liegt mir noch auf dem Herzen. Wann   … wann kann ich sie beerdigen?»
    «Die Leiche ist inzwischen freigegeben. Du kannst also mit den Vorbereitungen beginnen. Wenn du Unterstützung brauchen solltest – wir helfen dir gern.»
    «Danke», sagte der Baron gerührt, «ihr seid wirkliche Freunde.»
     
    Der Tag im Hause Borghoff begann wie gewohnt mit dem gemeinsamen Frühstück aller Angestellten, und heute gab es auch ein neues Gesicht unter ihnen – den neuen Hausdiener, den Lina tags zuvor eingestellt hatte und der Otto auch schon bei seinen Abendpflichten zur Hand gegangen war.
    Unter den fünf Männern, die sich auf Linas Anzeige hin gemeldet hatten, war ihre Wahl schließlich auf Dietrich gefallen, einen besonnenen, stillen und leicht dicklichen Mann,der als Einziger schon Erfahrung als Hausdiener besaß. Sie fürchtete aufgrund seiner ruhigen Art ein wenig, dass er langsam wäre, doch es stellte sich schnell heraus, dass er mehr als gut anpacken konnte. Zudem sah es so aus, als würden Otto und er sich verstehen.
    Dietrich hatte eines der Zimmer unter dem Dach bezogen, was Lina etwas Lohn einsparte. Beim Essen, vermutete sie, würde sie wohl draufzahlen, denn er war sehr groß und hatte einen gesegneten Appetit, was er schon beim Frühstück unter Beweis stellte.
    Da auch Rose genau wie Susannas Schwester Kathi mit anpackten, hatte Lina zum ersten Mal seit Finchens Verletzung und Simons Rauswurf das

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