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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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er ihr nicht ins Gesicht, sondern auf den Gürtel um ihre Taille. Ihr Herz raste, das Blut floss wie geschmolzener Honig durch ihre Adern, ihre Temperatur stieg, bis es schien, als stände sie noch immer in einer Dampfwolke, die sie feucht und warm umschloss.
    Er sah sie an, seine blauen Augen rissig wie die Glasur auf japanischem Porzellan, und angesichts der Heftigkeit und des Schmerzes darin fühlte sie sich schwach und benommen.
    Sie trat auf ihn zu. Etwas flackerte in seinem Blick auf. Sie machte einen weiteren Schritt. Sie würde nicht innehalten. Sie konnte nicht. Sie war allein mit ihm, in ihrem Haus, zu ihrer Zeit, und sie waren beide erwachsen, warum sollte sie stehenbleiben?
    Sie wollte, und ihr wurde bewusst, dass alles, was sie glaubte, alles, was sie zwischen sich und diesen Mann stellte, nur eine weitere Hülle war und dass sie diese abschütteln und nackt sein konnte. Sein konnte, was sie war, nicht mehr und nicht weniger.
    Sie machte einen weiteren Schritt. Es war einfach. Sie wollte lachen. Wieder ein Schritt –
    – und er wandte den Blick ab. Drehte den Körper weg, so dass er mit der Seite zu ihr stand, und sie dachte einfältig: Oh. Das ist die kalte Dusche.
    »Nicht«, sagte er heiser.
    Im selben Augenblick erstarrte jede Zelle ihres Körpers zu Eis. Sie war noch nie im Leben so gedemütigt worden. »Tut mir leid«, brachte sie mit zugeschnürter Kehle hervor. »Tut mir leid. Ich war …«
    »Um Himmels willen, Clare, das ist es nicht« Er sah sie nicht an. »Glaubst du etwa, ich will dich nicht?« Er ballte die Fäuste. »Ich kann nicht für uns beide die Verantwortung tragen. Du gleitest auf mich zu, und dein Blick sagt Nimm mich, nimm mich – was glaubst du denn, was ich tun werde? Ich bin kein Mönch.« Er drehte sich wieder zu ihr um.
    Sie starrte ihn an. Er starrte sie an. Sie spürte, wie ihr Mund zuckte. Grinste. Dann begann sie zu lachen, heftig, klammerte sich an dem Bademantel fest.
    »Okay, okay.« Er klang betreten, grinste aber ebenfalls. »Die Bemerkung mit dem Mönch war ein bisschen unüberlegt.«
    Stöhnend vor Lachen wischte sie sich die Augen ab. »Ich liebe dich«, sagte sie.
    Sie hatte ihm das nie direkt gesagt, nicht ohne Entschuldigung. Er wirkte, als wüsste er nicht, ob er lachen oder weinen sollte. »Ich liebe dich auch«, erwiderte er.
    Sie standen sich gegenüber, einen Meter voneinander entfernt, und wussten nicht, was sie sagen sollten. Clare sah nach unten, wo ihre Füße unter dem Bademantel hervorlugten. »Nun«, meinte sie schließlich. »Jetzt haben wir ja darüber geredet. Möchtest du etwas Suppe?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie in die Küche, wusste, dass etwas zu tun, sich zu beschäftigen der sicherste Weg war. Und obwohl sie im Moment überhaupt keinen Appetit hatte, war sie sicher, dass sie einen Mordshunger haben würde, sobald er gegangen war.
    Sie steckte gerade den Kopf in den Kühlschrank, als Russ ihr durch die Schwingtüren folgte, die die Küche vom Wohnzimmer trennten. »Was für Suppe?«, fragte er. Sie hörte seiner Stimme an, dass auch er versuchte, lässig zu klingen, als sei es ganz normal, wenn sie beide in ihrem Haus herumhingen, während sie praktisch nackt war.
    »Kürbiscreme. Ich hab sie gestern gekocht. Kürbis, Zwiebeln, Hühnerbrühe und Erdnussbutter.« Sie holte die Tupperschüssel aus dem untersten Fach und stellte sie auf den Tresen.
    »Äh.« Er wirkte skeptisch. »Für mich nicht, danke.«
    Sie zuckte die Schultern. »Bleibt umso mehr für mich.« Sie nahm einen Topf vom Abtropfbrett und goss die Suppe hinein.
    »So«, sagte sie, öffnete erneut den Kühlschrank und bückte sich nach dem guten Brot aus der Bäckerei. »Wenn du nicht gekommen bist, um dich mit mir zu amüsieren, warum bist du dann hier?«
    Schweigen. Sie richtete sich auf, drehte sich um und erwischte ihn dabei, wie er ihren Hintern anstarrte. Sein Blick wirkte glasig. »Äh«, sagte er.
    Vor Verlegenheit ließ sie beinah das Brot fallen. Hastig schnitt sie das erstbeste Thema an, das ihr in den Sinn kam. »Du hast gesagt, du wärst gerade in der Rechtsmedizin gewesen. Gibt es was Neues im Fall van der Hoeven?«
    Sein Blick wurde wieder klar. »Ed Castle ist draußen. Dr. Dvorak hat bestätigt, dass Eugene an den Folgen eines Sturzes gestorben ist. Zum Beispiel von dem Turm, vor dem wir seine Leiche gefunden haben.«
    »Turm?«
    »Ich habe dir davon erzählt, erinnerst du dich? Ein Zierbau aus dem neunzehnten Jahrhundert.« Er legte die Hände

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