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Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Titel: Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Spritzenhaus fliegt auf, und das plötzlich eindringende Licht blendet ihn.

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    73. Der Engel hatte Olgas Augen
    Der Engel, der sich über ihn beugte, hatte Olgas Augen. Dies beruhigte ihn, und er schlief wieder ein.
    * * *
    Als er das nächste Mal wach wurde, war es Nacht. Er versuchte sich zu orientieren, aber es gelang ihm nicht. Er hörte, dass zwei Männer im Raum schnarchten.
    So viel ist sicher: Ich bin nicht im Himmel.
    Das Schnarchen war laut. Vielleicht die Hölle, dachte er.
    Aber dann griff eine weiche Hand nach der seinen. Erneut schlief er ein.
    * * *
    Als er das dritte Mal erwachte, war ihm sofort klar, dass er in einem Krankenhaus lag. Drei Ärzte und zwei Schwestern standen am Fuße seines Bettes und starrten in seine Krankenakte.
    »Er könnte langsam aufwachen«, sagte der Arzt in der Mitte.
    »Sollen wir ihm noch eine Spritze verpassen?«, fragte eine weibliche Stimme.
    »Ja, machen Sie das, Schwester«, sagte der Arzt.
    Dengler versuchte zu lächeln, aber er hatte keine Ahnung, ob es ihm gelang.
    »Was wollen Sie ihm nun wieder spritzen?«, fragte Olga.
    »Gnädige Frau, wir sind die Ärz...«»Olga«, murmelte er.
    »Georg.«
    »Aha, der Patient weilt wieder unter uns.«
    »Ist er endlich wach?«, hörte er Langensteins Stimme. Stuhlbeine kratzten auf Linoleum.
    Drei Gesichter waren über ihm, die Nasen absurd vergrößert. Langenstein unrasiert, ein Mann in einem weißen Kittel und eine der Schwestern. Dann schob eine unsichtbare Hand sie beiseite, und er sah Olgas besorgtes Gesicht.
    »Olga«, murmelte er erneut.
    Sie beugte sich über ihn und küsste ihn sanft.
    »Kann man ihn endlich vernehmen?«, hörte er Langenstein genervt fragen, dann schlief er wieder ein.
    Als er zum vierten Mal erwachte, war er völlig klar.
    Olga saß an seinem Bett, sie hielt seine Hand und schaute gedankenverloren aus dem Fenster. Dunkle Ringe unter ihren Augen. Hinten in der Ecke des Zimmers saß mit übereinander geschlagenen Beinen ein blasser, übernächtigter Martin Klein auf dem Besucherstuhl, gähnte und blätterte in einer Zeitung.
    »Langenstein kann mich jetzt vernehmen«, ächzte Georg Dengler leise.
    »Resurrexit tertia die ..«, jubelte Martin Klein, ließ die Zeitung fallen, stand auf und lief zu Georgs Bett. »Junge, du machst ja Sachen ...!«
    Olga konnte ihn gerade noch daran hindern, Dengler zu umarmen. Doch beide strahlten um die Wette.
    Es dauerte über eine Stunde, bis Langenstein an Georg Denglers Krankenbett saß. Er hatte einen jüngeren Kollegen mitgebracht, dieser baute ein Tonbandgerät auf Denglers Betttisch auf.
    In der Zwischenzeit hatte ihm Olga berichtet, was passiert war. Der Taxifahrer hatte einen Schuss gehört, war Dengler auf dem schmalen Weg gefolgt und hatte ihn gefunden.
    »Du lagst auf dem Boden, verlorst viel Blut. In der rechten Hand hieltest du dein Handy, und aus diesem schrie ich. Der Taxifahrer wollte dir das Ding aus der Hand nehmen, aber du hast es zu fest umklammert, sodass er sich auf deinen blutverschmierten Bauch legen musste, um ins Mikro sprechen zu können. Und er sagte mir, ich solle sofort den Krankenwagen an das Gündlinger Kreuz schicken. Es war das schlimmste Telefonat meines Lebens.«
    Sie hielt inne, sah ihn an und lächelte.
    »Vielleicht aber auch das schönste Telefonat. Ich glaube nicht, dass viele Frauen eine solche Liebeserklärung bekommen.«
    Dengler fühlte, dass er rot bis zu den Haarspitzen wurde.
    Martin Klein tat so, als sei er taub, und faltete seine Zeitungen zusammen: »Ich gehe und hole dir frisches Mineralwasser. In Stuttgart habe ich schon eine Champagnerflasche kalt gestellt – für deine Rückkehr.«
    * * *
    Dengler berichtete, was geschehen war, nachdem er den Kastenwagen der Spurensicherung verlassen hatte. Der Hauptkommissar schaute Dengler lange an.
    Dann sagte er: »Sagen Sie mir jetzt mal, was wirklich los ist.« Dengler versuchte sich aufzurichten, ein jäher Schmerz in der Brust ließ ihn sofort wieder zurücksinken. »Was meinen Sie?«
    Langensteins Gesicht signalisierte Ungeduld. Er zog ein durchsichtiges Plastiktütchen aus der Tasche und hielt es in die Luft. Es enthielt ein Stück Metall.
    »Wissen Sie, was das ist?«, fragte er.
    Dengler wartete ab.
    »Das ist das Geschoss, das Sie fast ins Jenseits befördert hat. Die Ärzte haben es Ihnen aus der Brust geschnitten. Knapp an irgendeiner Aorta vorbei. Das werden Ihnen die Mediziner hier genauer erklären können. Ein paar Zentimeter oder Millimeter weiter

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