Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

in den alleinigen Kompetenzbereich von Seemännern fielen. In der Tat hatte es allein bei dem Gedanken an Frauen, die sich auf solch eine Reise begeben, in der Seefahrergilde einiges Gemurre gegeben, während die Bürger Makkathrans leicht skeptisch gewesen war; die Männer jedenfalls. Von den Frauen der Stadt hatte Edeard nur große Zustimmung und Unterstützung erfahren.
    Zweifel an der Teilnahme der Frauen, Kopfschütteln über die Aussicht, Captain Allards großen Fehler zu wiederholen, noch mehr Fassungslosigkeit seitens Kristabels endloser Schar Verwandter bezüglich der Kosten für fünf dermaßen riesige Schiffe. Zwischendurch hatte es so ausgesehen, als wären die Einzigen, die die Expedition uneingeschränkt befürworteten, die Gilde der Schiffsbauer und eine Horde Kaufleute gewesen, die es gar nicht abwarten konnten, die Flottille auszurüsten. Die düstere Stimmung war von dem Moment an durch Makkathrans Straßen und Kanäle geschlichen, als er seine Absicht verkündet hatte, und war die drei Jahre lang zu spüren gewesen, bis die kleine Flotte fertiggestellt war.
    Dann, als die fünf Schiffe endlich vor der Stadt ankerten, begannen sich die Widerstände zu legen und einer allgemeinen Bewunderung und Begeisterung zu weichen. Kein Kai war lang genug für die Licht der Herrin und ihre Schwesterschiffe und kein Kanal des Hafendistrikts ausreichend tief, was die Anziehungskraft, die sie auf alle ausübten, noch vergrößerte. Fahrten in kleinen Segelbooten um die vor Anker liegende Flottille wurden für die Seeleute der Stadt zu einem veritablen und einträglichen Nebengeschäft. Für die Kiellegung war Edeard sogar zu derselben schmalen Bucht eine halbe Meile südlich der Stadt gegangen, die Allard vor tausend Jahren für den Bau der Stattlichen Marie benutzt hatte. Die ganze Sache rief jede Menge Interesse und Bürgerstolz hervor. Diesmal, so glaubten die Menschen, wird die Umsegelung gelingen. Dies ist unsere Zeit, es ist unsere Flottille und unser Können, und wir haben den Waterwalker. Möglicherweise hatte es auch geholfen, dass Edeard sein Vorhaben just in der Woche publik gemacht hatte, nachdem der erste Skylord erschienen war, um Finitans Seele zum Herzen zu geleiten.
    Edeard war nicht wenig stolz darauf, dass er so lange ausgeharrt hatte. Er hatte nicht noch einmal so weit in seine eigene Vergangenheit zurückkehren wollen. Querencia mochte er zwar vor dem Nest bewahrt haben, aber die persönlichen Konsequenzen waren entschieden zu groß.
    Es war eine schreckliche Last, jeden Tag erneut durchleben zu müssen, dieselben Fehler und Misserfolge, die sinnlosen Missgeschicke und kleinlichen Streitereien sowie dieselbe leidige Politik sich noch einmal abspielen zu sehen, wo er doch das Ende vom Lied ob seiner vorherigen Reise durch das gleiche Jahr schon längst kannte. Wieder und wieder war er in Versuchung gewesen einzugreifen, die Dinge für alle Beteiligten ein bisschen leichter zu machen. Doch wenn man erst mal damit anfing, wenn man diese moralische Hemmschwelle erst einmal überschritt, wäre das einem Dammbruch gleich gekommen; des Intervenierens wäre kein Ende gewesen und die ständige Hilfe in den Augen derer, denen er sich zu helfen bemühte, zur Einmischung geworden. So viel war ihm völlig klar.
    Im Übrigen waren die wiederholten Geschehnisse, die er über sich ergehen ließ, für alle anderen gar nicht so schlecht - gerade jetzt, nachdem es dieses Mal das Nest nicht gab. Die Menschen mussten ihre Lektionen selbst lernen, damit sie das für ein besseres, selbstbestimmtes Leben nötige Selbstvertrauen entwickelten. Und letzten Endes ... wo sollte er die Grenze ziehen? Ein Kind davon abzuhalten hinzufallen und sich den Arm zu brechen, würde das Kind nicht lehren, beim nächsten Mal vorsichtiger zu sein, und genau dies galt es zu lernen.
    Und so hatte sich Edeard bis auf die Vereitelung einiger Mordfälle, an die er sich erinnerte, in bewundernswerter Weise gezügelt. Weshalb er auch so unbedingt die Schiffe bauen und auf eine Reise gehen wollte, die Jahre dauern würde. Nicht nur um seine Neugier auf die unbekannten Kontinente und Inseln Querencias zu befriedigen, sondern um endlich mal etwas anderes zu tun, etwas Neues, etwas Frisches.
    Und es hatte funktioniert; die letzten vier Jahre waren die glücklichsten gewesen, die er, seit er zurückgegangen war, um Tathal zu eliminieren, erlebt hatte. Kristabel war mit Freuden auf sein Vorhaben eingegangen. Ja, sie war geradezu begeistert davon