Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
identifizierte ihre Besitzerin, der man soeben durch den Türdurchgang hinaus auf die Gartenterrasse half, aber er hatte keine Lust, sich nach ihr umzudrehen.
»Es ist Eure Schuld«, keifte Mistress Florrel. »Ganz allein Eure. Ihr habt diesen lächerlichen Kreuzzug gegen die Banden provoziert. Warum konntet Ihr die Dinge nicht einfach so lassen, wie sie waren? Niemand ist ernsthaft zu Schaden gekommen. Diese Stadt hat, bevor Ihr gekommen seid, perfekt funktioniert.«
Edeard holte tief Luft und versuchte seinen aufsteigenden Zorn abzuschirmen. Mistress Florrel trug eines ihrer typischen archaischen schwarzen Kleider und einen großen Hut, aus dem violette Früchte herauszuwachsen schienen. Ein Mann im vornehm-aristokratischen Gewande hielt, während die Alte langsam auf Edeard zuhumpelte, ihren Arm.
»Lorin«, murmelte Macsen. »Julans jüngerer Bruder.«
Direkt vor Edeard blieb Mistress Florrel stehen, stand da, wie von Kummer gebeugt. Dennoch schaffte sie es, ihn mit einem unerbittlichen Starren zu fixieren. »Nun?«
»Mistress Florrel.«
»Was habt Ihr zu Eurer Verteidigung vorzubringen?«
»Ich werde das Mädchen zurückbringen und mir die Verantwortlichen vorknöpfen.«
»Ihr werdet nichts dergleichen tun. Ihr werdet das Geld übergeben, wie Euch gesagt wurde. Mehr nicht. Ich will nicht, dass Ihr es durch Eure unglückselige Dummheit nur noch schlimmer macht. Von jetzt an werden Offiziere der Miliz das Kommando übernehmen. Ehrenmänner von gutem Charakter und guter Familie, das ist es, was wir brauchen. Nicht irgendwelche Hanswurste vom Lande.«
Edeard spürte seine Zähne mahlen.
Boyd legte eine Hand auf Edeards Arm und lächelte höflich. »Wir werden auf jede uns mögliche Weise kooperieren, Mistress Florrel.«
Ihre Augen verengten sich. »Ich kenne Euch. Saria findet Gefallen an Euch.«
»Ja, Mistress.«
»Ha.« Sie entließ ihn mit einer knappen Geste, dann nahm ihre Stimme einen pathetischen Tonfall an. »Mein lieber, lieber Junge«, ihre Arme erhoben sich voller Mitgefühl, während sie zu Julan hinüberschlurfte, »wie geht es dir. Das alles ist zu schrecklich.«
»Sie wird zurückkommen«, gelang es Julan zu stammeln.
»Dafür werden wir sorgen, Bruder«, sagte Lorin überschwänglich. »Was zwischen uns vorgefallen ist, ist nun ohne Bedeutung. Ich bin fest entschlossen, dir zu helfen, dass du diese Prüfung bestehst.« Julan hob den Kopf. »Danke«, flüsterte er.
»Komm her«, sagte Mistress Florrel. »Setz dich, mein lieber Julan. Deine Familie ist jetzt hier, um dir Trost zu spenden. Etwas, dessen du jetzt am nötigsten bedarfst. Du bist nicht länger allein oder von Narren umgeben. Geht und holt ihm etwas Tee«, befahl sie Walsfol herrisch. »Nun, mein Junge, hast du genug Barmittel, um das Lösegeld zu bezahlen? Ich werde dir aushelfen, falls nicht. Wir müssen sie einfach zurück in ihr Heim und in den Schoß ihrer liebenden Familie holen.«
Walsfol neigte respektvoll vor Julan den Kopf, als er die Terrasse verließ, und gab dem Trupp ein Zeichen, ihm zu folgen. Hastig eilten ihm die Konstabler hinterher.
»Und nun?«, fragte Edeard.
»Ich hasse es, es zuzugeben, aber in einem Punkt hat Mistress Florrel recht«, sagte Walsfol. »Hier geht es um Euch.«
»Ja, Sir«, erwiderte Edeard unglücklich.
»Bleibt zunächst einmal hier, für den Fall, dass sich die Entführer ein weiteres Mal melden. Und, um der Herrin willen, geht ihr aus dem Weg«, sagte Walsfol und wies ausnehmend gereizt hinter sich. »Ich werde inzwischen die Wachhauptmänner zusammentrommeln. Irgendjemand da draußen muss wissen, wo das arme Mädchen ist. Und einer von denen wird reden.«
Edeard ließ seinen Blick durch die prunkvolle Vorhalle mit ihren Kunstwerken und vergoldeten Möbelstücken schweifen. »Wie sind sie bloß hier raufgekommen?«, fragte er verwirrt. »Und dann mit Mirnatha wieder hinaus? In der Herrin Namen, in diesem Haus laufen Hunderte von Leuten herum, und das hier ist der zehnte Stock.«
»Eine berechtigte Frage«, erwiderte Walsfol mit leiser Stimme. »Der Hauptmann der Hauswache heißt Homelt. Redet mit ihm. Die Täter müssen im Hause einen Helfer gehabt haben. Schaut Euch im Zimmer des Mädchens um. Es muss doch irgendeine Spur geben, irgendeinen Hinweis, mit dem wir dem Entführer auf die Schliche kommen können.«
»Glaubt Ihr, sie ist noch am Leben, Sir?«
Walsfol warf einen weiteren verstohlenen Blick hinaus auf die herrliche Gartenterrasse. »Nur wenige Entführungsopfer
Weitere Kostenlose Bücher