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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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auf die Nerven ging.
    »Eine Chemikalie«, erklärte Dinlay. »Wird sie eingeatmet, lässt sie einen einschlafen. Fast jeder Entführer benutzt sie. Man tränkt ein Tuch damit und hält es dem Opfer vors Gesicht.«
    »Chemikalien?«, sagte Edeard. »Sie benutzen Chemikalien bei einem sechs Jahre alten Mädchen?«
    »Ja.« Homelt sah ihn befremdet an.
    Edeard ließ seinen Blick ein letztes Mal durch das Kinderzimmer wandern und stieß sodann die Glastüren auf. Der Gartenterrassenbereich draußen war hauptsächlich als Rasen angelegt, mit einigen schmucken Eiben in Kübeln, die entlang der silbergrauen Balustrade standen. Er umfasste das Geländer, lehnte sich über die Brüstung und schaute hinunter. Jede Terrasse der Zikkurat war von hier aus zu sehen und bildete eine Folge von begrünten Stufen bis hinunter zum Boden. Inzwischen war es wirklich Frühling geworden. Die Pflanzen schufen mit Blüten, die sich öffneten, die warmen Tage zu begrüßen, ein Meer aus leuchtenden Farben.
    Mirnathas Terrasse ging nach Osten hinaus. In einiger Entfernung zur Linken Edeards erstreckte sich der Great Major Canal in einer perfekt geraden Linie bis zur Lyot-See. An seinen Ufern waren schon die ersten Frühaufsteher aufgetaucht, um sich einen guten Platz für die Feierlichkeiten zu sichern. Er ließ seinen Fernblick am Kanal entlangstreichen; ließ ihn sich ausspannen, am Forest Pool und am Mid Pool vorbei und bis zum First Pool hinab, der die südliche Basis von Myco bildete. Dort lag das House of Blue Petals, nach dem Feuer in beeindruckender Weise restauriert.
    Ivarl stand vor dem ovalen Fenster seiner Arbeitsstube und streckte seinen Fernblick nach Edeard aus. Nur für einen Augenblick befand Edeard sich wieder in seinem Zimmer in der Ashwell-Eiformergilde, suchte in den Türmen des Dorftores nach irgendeinem Anzeichen der Wachen, während der Banditenanführer ihn beobachtete.
    »Ich hätte nicht einmal Euch zugetraut, dass Ihr Euch zu so etwas herablassen würdet«, teilte Edeard seinem Gegenspieler kalt mit. »Sie ist sechs Jahre alt, um der Herrin willen. Sechs!«
    »Tut mir leid wegen des Mädchens«, erwiderte Ivarl. »Aber ich war das nicht.«
    »Ihr seid ein schlechter Lügner.«
    »Ihr samt Eurer Aktivitäten habt angefangen, einige ziemlich wichtige Leute in der Stadt zu erschrecken. Und dieses Kunststück, mit dem Ihr einfach so im Feuer verschwunden seid, war wirklich beeindruckend; sogar für mich. Allmählich fragen sie sich, wer Ihr seid und was Ihr wohl sonst noch alles könnt. Ich selbst hab so das Gefühl, dass nicht einmal Ihr Euch über Euer volles Potenzial bewusst seid. Nicht, dass das eine Rolle spielen würde, denn schon dieses Potenzial hat ihnen mächtig Angst eingejagt. Ihr werdet nicht dazu kommen, es voll zu entfalten, dafür werden sie sorgen. Allein darum geht es heute, nicht um die Kleine. Sie ist bloß Mittel zum Zweck, aber das wisst Ihr ja schon, oder nicht?«
    »Wo ist sie?«
    »Ich weiß es nicht. Und auch nicht, wer es getan hat. Wenn Ihr sie zurückhaben wollt, werdet Ihr wohl zuerst das Lösegeld überbringen müssen.«
    »Ist sie noch am Leben?«
    »Ich denke mal, ja. Sie brauchen sie, um Euch aus der Stadt zu locken, fort von jeder Hilfe. Wenn sie tot ist, verlieren sie ihren Vorteil und ihre Möglichkeit, Euch zu manipulieren. Das ist nur eine Feststellung; von jemandem, der wesentlich mehr Erfahrung in solchen Dingen hat als Ihr.«
    »Wer? Wer hat es getan?«
    »Oh bitte, Waterwalker.«
    »Ich mache Euch verantwortlich.«
    »Ach wirklich? Ist die Wahrheit für Euch eine zu schwere Last? Das hier ist Euer Krieg, und Ihr hättet über die Konsequenzen nachdenken sollen, bevor Ihr ihn begonnen habt. Sich jetzt darüber zu empören, dass es nicht so läuft, wie es soll, kommt ein bisschen spät. Und Ihr könnt jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Der Einzige, der sie retten kann, seid Ihr.«
    »Wollt Ihr für mich mit ihnen verhandeln? Ich werde zu ihnen nach Owestorn kommen, wenn sie sie gehen lassen.«
    »Ihr seid wirklich ein gutmütiger Trottel, nicht wahr? Gütige Herrin: die Jugend und ihre Tugendhaftigkeit. Diese Stadt wird verdammt sein, solltet Ihr jemals im Rat auf dem Bürgermeisterstuhl sitzen.«
    »Werdet Ihr mit ihnen reden?«
    »Das Letzte, was sie wollen, ist ein Märtyrer, Waterwalker. Euer Tod allein ist nicht genug. Es geht darum, wie Ihr sterbt.«
    »Sie ist erst SECHS JAHRE!«
    »Es ist niemand mehr da, mit dem ich reden könnte; meine ältesten und teuersten

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