Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
vollem Ornat. Edeard musste zugeben, dass der Anblick etwas Mitreißendes hatte. Prächtig blitzten und funkelten die roten und grünen Regimentsabzeichen, vor allem das auf dem kunstvollen, mit Federn geschmückten Kopfschmuck des Oberst, der stolz auf seinem mitternachtsschwarzen und von zwei gestriegelten Ge-Wölfen flankierten Pferd saß.
Unten am anderen Ende der Ställe nahm Edeards Fernsicht den Messestab und die Ge-Affen wahr, die sich in weit weniger geordneter Weise zum Aufbruch bereit machten. Annähernd vierzig Wagen waren schon mit Vorräten vollgepackt, und noch immer rannten Ge-Affen hin und her, um unter den Flüchen des Quartiermeisters und seiner Helfer die letzten Ballen und Kisten aufzuladen. Zwei kleinere, abgedeckte Wagen enthielten Waffen und Munition, jeder von ihnen von fünf Soldaten und deren Ge-Wolf-Rotten bewacht. Eine bescheidene Nutztierherde wurde von Ge-Hunden gehütet, während die mitgeführten Hühner und Gänse in ihren Käfigen gackerten und schnatterten. Alles in allem sah dieses Unternehmen weit schwieriger aus, als die Soldaten selbst auf den Weg zu bringen.
Bürgermeister Owain stand auf einem Holzpodium am Ende der Ställe, umringt von einer Schar von Beratern und drei weiteren Meistern. Er war in seine weinrot-saphirblaue und mit weißem Fell besetzte Amtsrobe gekleidet; die Kapuze hing ihm lose über die Schulter. Wie immer war Owains Geist perfekt abgeschirmt, während seine Mimik ein gewisses Interesse an dem Ausblick aussandte, der sich ihm vor dem Podest bot.
»Dauert nicht lange«, flüsterte Larose Edeard zu, als sie am Fuß der Tribünenstufen anhielten.
Der Hornbläser des Regiments gab das Zeichen zur Formierung. Rasch stellten sich die Pferde vor dem Bürgermeisterpodium in Reihe und Glied auf. Zehn Ge-Adler ließen sich auf die Stalldächer herab. Der Oberst salutierte von seinem Sattel aus.
»Ich wünsche euch für eure Aufgabe viel Glück«, sagte Bürgermeister Owain zu dem versammelten Regiment. »Ich bin zuversichtlich, dass ihr die Ordnung in der Provinz Talence wiederherstellen werdet. Mögen die Banditen es unter Umständen leicht finden, den Bauern und Sheriffs zu entkommen, so werden sie bald feststellen, dass es etwas vollkommen anderes ist, einem tapferen Regimentssoldaten, der sie hoch zu Ross verfolgt, zu entgehen. Mit Stolz sehe ich euch heute davonziehen, wissend, dass unsere Stadt ein Symbol der Hoffnung dafür ist, dass alles auf Querencia sich zum Guten wendet in der Stunde der allergrößten Not. Und vor allem weiß ich eines, nämlich dass man sich auf die Miliz verlassen kann und darauf, dass sie ihren Auftrag ehrenvoll erfüllt.«
Der Oberst ließ seine Truppen ein dreifaches, kräftiges Hoch auf den Bürgermeister ausrufen, der ihnen seinerseits applaudierte. Dann gab der Hornbläser das Signal zum langsamen Vormarsch und das Regiment brach zum Stadttor auf – und zu den Aufgaben jenseits davon. Die Ge-Adler schwangen sich in die Lüfte und schwebten in Richtung Kristallmauer davon.
Mit absolut unbewegtem Gesicht blieb Owain auf dem Podium stehen, bis der letzte Mann an ihm vorübergeritten war. Erst als sich rumpelnd der erste Nachschubwagen in Bewegung setzte, drehte er sich um und kam die Stufen hinab.
»Euer Ehren«, sagte Edeard, als der Bürgermeister bei ihm angekommen war.
»Waterwalker, ich danke Euch für Euer Kommen. Ich hoffe, Ihr hattet deswegen keine Unannehmlichkeiten.«
»Nein, Sir.«
Owain lächelte tatsächlich. »Ah, ebenso höflich wie erfolgreich. Was denkt Ihr, wie lange wird es wohl noch dauern, bis Ihr unser Hauptkonstabler seid, eh?«
»Ich glaube nicht, dass Walsfol sich Sorgen zu machen braucht, Euer Ehren.«
»Wir werden sehen. Bitte kommt, lasst uns ein kleines Stück gehen.« Er gab der Schar von Beratern einen knappen Wink mit der Hand, worauf diese sich diskret zurückzogen; Hauptmann Larose und seine Soldaten nahmen hinter ihnen Position. Owain wählte einen schmalen Pfad, der zurück zum Outer Circle Canal um Majate herum führte. Das Weideland zu beiden Seiten war so gut wie verlassen.
»Ich bedaure es, dass wir, wie es scheint, auf dem falschen Fuß begonnen haben, junger Waterwalker. Ich gebe mir selbst daran die Schuld, immerhin seid Ihr Finitans Schützling.«
»Er befürwortet die Verbannung, Euer Ehren.«
»Ja. So wie ich auch.«
»Das war mir nicht bekannt, Euer Ehren.«
»Immer noch höflich, selbst angesichts einer Provokation. Ihr seid zu nett, Waterwalker. Ihr seht mich als
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