Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

hoffnungsfrohen Träumern? Entweder Ihr kehrt um oder sterbt. Die Ressourcen, die den Raiel zur Verfügung stehen, sind gewaltig. Ich nehme an, selbst eine komplette Commonwealth-Navy-Eskorte hätte Mühe, Euch zu schützen, und ANA:Regierung hat ziemlich klar zum Ausdruck gebracht, dass sie nicht die Absicht hat, irgendwas in dieser Richtung zu unternehmen.«
    »Es ist dies das letzte Hindernis«, gab Ethan zu. Eines, das gleichsam die Schattenseite von Justines Triumph darstellte, und eines von erschreckendem Ausmaß. Dass die Raiel gegen die Pilgerfahrt waren, war kein Geheimnis. Doch weder hatte man geahnt, dass sie solche Schiffe besaßen, noch, dass sie eine derartige Entschlossenheit an den Tag legen würden, um ein Eindringen in die Leere zu verhindern. Die Unisphären-Kommentatoren hatten in den letzten paar Stunden keine Gelegenheit ausgelassen, darauf hinzuweisen. »Pilgerfahrt in den sicheren Tod« hatten die weniger Freundlichen das geplante Unternehmen genannt.
    »Zusätzlich zu den Ultra-Antrieben könnten wir Eure Schiffe mit Kraftfeldern ausrüsten, die die Raiel nicht durchdringen können«, sagte Marius.
    »Eine schwer zu glaubende Behauptung.«
    »Trotzdem, wir verfügen über solche Systeme.«
    »Ihre Passagiere.«
    »Ja.«
    »Die Wege der Herrin sind unergründlich. Aber … Sie würde wollen, dass Ihren Wissenschaftlern die Möglichkeit gegeben wird, ihre Bestimmung gemeinsam mit uns Übrigen zu erfüllen.«
    Marius neigte leicht den Kopf. »Ich bin sicher, dass sie das würde.«
    »Ich werde die entsprechenden Kabinen reservieren lassen.«
    »Danke.« Marius verbeugte sich, rotierte mühelos um hundertachtzig Grad herum und bewegte sich auf die Tür zu. Kurz bevor er sie erreicht hatte, blieb er noch einmal stehen. »Ach ja«, sagte er, ohne Ethan anzusehen. »Und wir brauchen in jedem der Schiffe einen Frachtraum für unsere Ausrüstung.«
    »Ausrüstung?«
    »Unsere Leute werden selbstverständlich Equipment benötigen, um die Leere zu studieren. Alles weitere hierzu werde ich Eurem Büro zukommen lassen.«
    Die Tür öffnete sich. In einem Wirbel aus lautlosem Schatten glitt Marius hindurch.
     
    Milde Meeresluft strich über Golden Park und bewegte die langen Äste der Kirschbäume, die entlang der Seite der riesigen Plaza standen. Ein wolkenloser Himmel trug dazu bei, die Hitze noch zu vergrößern.
    Allmählich wurde es dem Delivery Man unangenehm warm in seinem Baumwollhemd und den dicken Drillichhosen. Seine biononischen Funktionen wollte er nicht einsetzen, um sich Abkühlung zu verschaffen, aus Angst, dadurch irgendjemandes Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Angeblich hatte Inigo sich diesen Ort für die Errichtung von Makkathran2 ausgesucht, weil das Klima hier nahezu identisch mit dem auf Querencia war. Und aufgrund dieses Strebens nach Perfektion musste der Delivery Man mit einem lächerlichen breitkrempigen Leder-Wanderhut vorliebnehmen, denn genau einen solchen pflegten die Einheimischen im echten Makkathran zu tragen, damit ihnen die Hochsommersonne nicht das Gehirn wegbrutzelte. Immerhin war er auf diese Weise vom Rest der Menge, die den Platz bevölkerte, nicht zu unterscheiden.
    In Golden Park herrschte ein beständiges Gedränge. Die hier üblicherweise versammelte Menschenmenge war beträchtlich angewachsen, nachdem der Zweite Träumer den Skylord zurückgewiesen hatte, während die Gläubigen bei ihrem neuen Kleriker-Conservator Führung gesucht hatten. Und von jenem schicksalhaften Tag an waren sie in Scharen herbeigeströmt, um Zeuge der monumentalen Ereignisse zu werden, die sich anderenorts in der Galaxis abspielten.
    Der Delivery Man konnte das verstehen; konnte es nachempfinden, dieses Gefühl von Trost, das sich immer dann einstellt, wenn man in einer großen Zahl Menschen untertaucht, die ihren Glauben und ihre Emotionen miteinander teilen: das ureigenste menschliche Bedürfnis nach Zusammengehörigkeit, verstärkt noch durch das Gaiafield.
    Auf einem sehr viel unbedeutenderen Level hatte er dieses Gefühl schon selbst erlebt: die Freude darüber, wieder zu Hause zu sein. Mit den Mädchen zu spielen, wenn es Abend wurde in London. Badezeit. Gutenachtgeschichten. Ein gemütliches Essen zusammen mit Lizzy.
    Er wollte nicht hier sein. So einfach war das. Eine solche Observation war genau die Art von aktiver Operation, von der die Fraktion ihm versichert hatte, dass er niemals an so etwas beteiligt sein würde. Ursprünglich hatte er sich lediglich dazu