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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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konstant.
    Der einzige Bewohner des Raums hatte den ersten Tag mit Herumgehen zugebracht, hatte jeden Quadratzentimeter mit seiner Fernsicht untersucht und war mit seinen Fingerspitzen über die Wände gefahren, um etwaige Ritzen zu entdecken, irgendwelche Hinweise auf einen Weg hinein – und hinaus. Doch die Suche war ohne Erfolg geblieben. Auch konnte er nicht mit Longtalk um Hilfe rufen, das verhinderte die Dicke der Wände.
    Als er aufgewacht war und sich in seiner nicht allzu unzumutbaren Zelle wiedergefunden hatte, hatten drei Teller in der Mitte des Raums auf dem Boden gestanden: Brot und Butter und zwei Sorten Käse, einige Scheiben kalter Rinderbraten, etwas Obst sowie ein recht köstliches Stück Aprikosentorte. Im Verlauf des Tages hatte er sich durch das Essen gemampft. Hin und wieder hatte er ein paar Liegestützen, dann einige Rumpfbeugen gemacht. Mehrmals hatte er versucht, seinen Entführer zu rufen. Doch wie sehr er auch bettelte und fluchte, er erhielt keine Antwort.
    Schließlich hatte sich der Lichtkranz zu einem schwachen orangenen Glühen abgedunkelt. Er hatte noch eine Weile gewartet, es dann aufgegeben und sich auf dem Bett ausgestreckt. Es hatte lange gedauert, bis er endlich einschlafen konnte.
    Acht Stunden später wurde das Licht wieder stärker und offenbarte auf dem Boden drei neue Teller mit Essen. Von den alten war nirgendwo etwas zu sehen.
    So begann sein zweiter ereignisloser Tag.
    Gegen Mittag glitt Edeard von unten durch den Boden hinauf. Der Mann saß auf dem Bett und aß gerade einige süße grüne Trauben. Fasziniert starrte er auf den Boden um Edeards Füße, der so solide schien wie eh und je, und untersuchte ihn mit Fernsicht.
    »Wirklich sehr beeindruckend, Waterwalker«, sagte er mit leicht verunglücktem Grinsen und warf sich eine weitere Traube in den Mund.
    »Vielen Dank«, erwiderte Edeard. »Und Ihr seid?«
    »Wer ich bin, tut nichts zur Sache.«
    »Für Eure Frau und Eure Kinder vielleicht schon.«
    »Bin unverheiratet. Zum Glück. Bin immer fix wieder weg. Aber Glückwunsch zu Eurer Verlobung. Netter Fang, die kleine Kristabel.«
    »Warum seid Ihr uns gefolgt?«
    Der Mann senkte den Blick, befingerte den Brandfleck auf seinem indigoblauen Hemd. »Ich bin nur meinen Geschäften nachgegangen, Herr Konstabler. Ich hab niemanden verfolgt. Irgendjemand hat mich angegriffen, und dann bin ich hier wieder aufgewacht.«
    »Ja. Das war ich. Tut mir leid wegen Eurem Hemd. Ein wirklich schönes Hemd. Wo bekommt man so was?«
    »In einer Küstenstadt namens Chelston, nördlich von hier. Einige Tage mit dem Schiff bei gutem Wind.«
    »Ihr versteht sicher, dass ich Euch nicht rauslassen werde, bevor ich nicht ein paar Antworten bekommen habe?«
    »Und was, wenn Ihr sie nicht bekommt? Versucht Ihr, dann sie aus mir herauszuprügeln?«
    »Aber nicht doch. Ihr bleibt einfach hier, bis Ihr alle Fragen zu meiner Zufriedenheit beantwortet habt. Offenbar ist Isolation eine ganz wirkungsvolle Methode, jemanden zur Zusammenarbeit zu bewegen.« Edeard ließ seinen Blick durch die unterirdische Kammer schweifen, die die Stadt für ihn geformt hatte. »Wobei ich mir nicht sicher bin, ob Isolationshaft so komfortabel sein sollte wie das hier, aber ich hab mich noch nicht so oft damit versucht. Ich hoffe, Ihr seht mir das nach.«
    »Eine peinliche Befragung sieht in Makkathran für gewöhnlich etwas anders aus«, gab der Mann etwas zu beiläufig zu. »Normalerweise schließt sie Messer und Feuer und Herz- und Lungenquetscher mit ein. Nur der Waterwalker könnte sich ein so absonderliches Verhör wie dieses ausdenken.«
    »Aber Ihr wisst, dass es funktionieren wird. Die Enge macht Euch bereits zu schaffen, das sehe ich doch. Also, warum überspringen wir nicht einfach den unangenehmen Teil, und Ihr erzählt mir, was ich wissen muss, damit ich Euch wieder hier rauslassen kann.«
    »Wo genau ist ›hier‹, Waterwalker?«
    »In der Konstablerwache in Jeavons.«
    »Ihr seid ein erbärmlicher Lügner.«
    »Ich weiß. Das höre ich dauernd. Ich kann meine Gedanken nicht so abschirmen, wie ihr gebürtigen Städter es könnt. Ich lasse zu viele Emotionen raus.«
    Der Mann ließ eine weitere Traube in seinem Mund verschwinden und grinste. »Aber Ihr werdet allmählich besser.«
    »Ach wirklich? Sind wir uns denn früher schon mal begegnet?«
    »Jeder kennt Euch, Waterwalker.«
    »Aber nicht jeder hat vor mir Angst.«
    »Ich habe keine Angst.«
    »Eure Familie schon, denn sonst würdet Ihr mir doch nicht

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