Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
Stadt brodelte bereits den Abend vorher und ließ jeden wissen, wie die Konstabler in sämtlichen Distrikten auf die Wachen zitiert und angewiesen worden waren, sich bereitzuhalten.
Jedermann in Makkathran wusste, dies war der Tag.
Edeard spürte, als er an diesem Morgen aus der Wohnkaserne trat, mehr Menschen, die ihn mit ihren Fernblicken beobachteten, als er zählen konnte. Seinen Dauerlauf ließ er heute ausfallen. Es würde ein langer Tag werden.
»Sei vorsichtig«, hatte Kristabel zu ihm gesagt, als sie ihm nach dem Ball in Zelda am vergangenen Abend einen Gutenachtkuss gegeben hatte.
»Bin ich«, hatte er ihr versichert.
»Nein, Edeard«, hatte sie gesagt, ihre Hand auf seinen Arm gelegt und ihn mit ihren graublauen Augen flehend angesehen. »Keine leichtherzigen Versprechen. Bitte. Sei vorsichtig. Was du vorhast, ist gefährlich. Es ist der kritische Moment in deinem Kampf, und jeder in Makkathran weiß das. Also pass bitte auf. Warpal und seine Leute wissen mit Sicherheit, dass Argian dir alles gestanden hat. Wenn sie auch nur die kleinste Lücke sehen, werden sie zuschlagen wie ein Rennfuchs.«
Er hatte ihre Hände genommen. »Ich weiß. Ich spiele es herunter, weil ich nicht will, dass du dir Sorgen machst. Und du denkst daran, was du mir versprochen hast?«
Sie hatte geseufzt und die Augen verdreht. »Ja, ich werde zu Hause bleiben, ganz oben im letzten Stock, und die Extrawachen, die Homelt eingeteilt hat, ertragen.«
»Egal, was passiert?«
»Egal, was passiert«, hatte sie erwidert.
Während er hinter sich das Kasernentor schloss, kontrollierte Edeard mit seiner Fernsicht die Culverit-Zikkurat. Bestimmt saß Kristabel jetzt mit Mirnatha und ihrem Vater auf der Dachgartenterrasse und frühstückte; alle drei immer wieder mit ihrer Fernsicht besorgt nach Sampalok blickend.
Sein Trupp wartete draußen auf der Straße auf ihn. Er versuchte, sich an jenen ersten Morgen zu erinnern, an dem sie zur kleinen Halle in der Jeavons-Wache gestolpert waren, um von Chae angebrüllt zu werden. Ein Haufen dummer Kinder, von denen keines eine Ahnung gehabt hatte, worauf sie sich einließen.
Jetzt, wie sie so vor ihm standen, war von den nervösen, ungeduldigen Jugendlichen kaum noch etwas zu erkennen. Macsen, der beinahe so schmuck gekleidet war wie Edeard, nach wie vor der Selbstsicherste der Gruppe. Boyd, dessen Körpergröße ihn nicht länger schlaksig erscheinen ließ und der seine Uniform mit ganzer Autorität präsentierte. Forderte er heute jemanden auf stehenzubleiben, dann leistete man ihm Folge, aus Respekt vor seinem Amt. Dinlay, den man noch immer nicht als gut gekleidet bezeichnen konnte, trotz der neuen Uniformen, die er inzwischen trug, der jedoch einiges an Selbstvertrauen und Menschenkenntnis hinzugewonnen hatte. Etwas, das andererseits wohl die meisten von sich behaupten konnten, die einmal angeschossen worden waren. Und schließlich Kanseen, die dieser Tage viel mehr lächelte als früher; wie gehabt die Bodenständigste und Zuverlässigste von allen.
Grinsend ließ Edeard den Blick über seine Freunde schweifen, in dem sicheren Wissen, dass er auf sie zählen konnte, ganz gleich, was geschah. Und gleichzeitig ahnend, dass dies auch bitter nötig sein würde, bevor der Tag zu Ende gegangen war. »Auf geht’s.«
Am Arrival Canal wartete eine Gondel auf sie. Sie brachte sie zum High Pool hinunter und bog dort in den Great Major Canal ab. Edeard gab sich Mühe, nicht auf die große Zikkurat zu schauen, als sie an ihr vorüberfuhren, seine ganze Aufmerksamkeit war auf Sampalok gerichtet.
Buate war bereits wach und auf den Beinen. Nach dem Feuer im House of Blue Petals war er in ein leerstehendes Gebäude in der Zulmal Street gezogen, auf halber Strecke zwischen der Residenz des Sampalok-Distriktmeisters und dem Mid Pool. Es hatte fünf Zimmer mit seltsam konvex gewölbten Decken. Zwei Zimmer bildeten das Erdgeschoss, die übrigen waren übereinandergestapelt, sodass die ganze Konstruktion aussah wie ein bauchiger Schornstein, an dessen Seite sich die Treppen an einem schmalen Zylinder hochwanden. Die dreiseitige Dachterrasse wurde von den struppigen Kletterpflanzen bedrängt, die die gesamte Außenfront des Gebäudes bedeckten.
Ein Zimmermann hatte eine Eingangstür für ihn eingesetzt, und im Parterre standen einige auf die Schnelle zusammengeschusterte Möbel. Kleidung sowie andere lebensnotwendige Dinge befanden sich noch immer in den Kisten, in denen sie angeliefert worden waren. Ein
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