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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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würde sie über ihre Kirchengemeinde urteilen und richten. Auf jeden Fall aber über jeden, der direkt vor dem Gestühl stand – seltsamerweise genau dort, wo er warten musste. Von einem Fuß auf den anderen tretend grübelte Edeard darüber nach, ob ihr Zeitblick sie vor dem Tag, an dem Edeard in ihrer Kirche heiraten würde, gewarnt haben musste. Warum sonst sollte sie ihn so anstarren?
    Eine weitere Minute verging. In Gedanken beschwor er alle möglichen Schrecken herauf, die Kristabel zugestoßen sein konnten. Er wusste, dass sie vom Haus der Culverits aufgebrochen war, wenigstens das gestand die Tradition ihm zu. Die gleiche Tradition, die festlegte, dass die Braut es sich nur auf dem Weg von ihrem Heim zur Kirche anders überlegen durfte. Aber das würde Kristabel ihm nicht antun. Also konnte sie nur ermordet worden sein oder entführt, oder vielleicht war auch ihre Gondel gekentert. Denn Kristabel würde ihn niemals verlassen.
    Also wo, zum Honious, steckt sie?
    Edeard fing an zu schummeln, benutzte die Sinne der Stadt, um die Kirche zu erforschen. Keine Fernsicht. Also kein Bruch mit der Tradition. Verdammt, ich denke schon wie ein Advokat.
    So ungefähr jede Große Familie in Makkathran war vertreten. Eine der bemerkenswerten Ausnahmen war Mistress Florrel, die, eine Stunde bevor die Zeremonie anfangen sollte, Kopfschmerzen vermeldet hatte und sich für ihr Nichterscheinen hatte entschuldigen lassen. Und auch die Gilmorns fehlten, ebenso wie die Norrets, die Leutnant Eustace zu ihrem Verwandtenkreis zählten. Hauptmann Larose dagegen war da, und schien zudem von dem Unbehagen des Waterwalkers höchst amüsiert. Großmeister Owain saß in der Bankreihe, die für Gildenwürdenträger reserviert war. Die Wahlschlappe schien ihn zumindest nach außen nicht sonderlich mitgenommen zu haben, bei allen nachfolgenden Begegnungen hatte er seine leicht gleichgültige Fassade bewahrt. Macsen und Kanseen waren inmitten der Distriktmeister fast nicht auszumachen, ihre farbenprächtigen Roben fügten sich makellos ins Bild ein. Man sah es Kanseen noch nicht an, aber in jüngster Zeit ließ sie sich auffallend häufig zu der spitzen Bemerkung hinreißen, was wohl eher da sein würde, das Baby oder das Haus.
    Der Bereich, welcher der Familie des Bräutigams vorbehalten war, war ungewöhnlich klein. Kristabel hatte einige seiner Sitzreihen ihrer eigenen Familie und ihren Freunden zugewiesen. Dennoch fand sich Edeard gut vertreten von einem Dutzend Konstabler und Bijulee und Dybal und Setersis und Isoix und Topar und all den anderen, denen er während seiner Zeit in Makkathran begegnet war, allen voran Bürgermeister Finitan persönlich.
    Sein einziger Kummer war Salrana, die in einem höflichen Schreiben ihr Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht hatte, dass ihre Verpflichtungen es ihr leider nicht erlaubten, ihre Aufwartung zu machen. Sie war das für ihn, was einem Familienmitglied am nächsten kam, doch seit dem Tag der Verbannung hatten sie sich völlig entfremdet. Jeder Versuch, den er unternommen hatte, sich mit ihr auszusprechen und wieder zu versöhnen, war auf Granit gestoßen. Er wusste, dass sie immer noch in der Kirche von Ysidro arbeitete und dort demutsvoll ihre Pflicht erfüllte. Die paar Male, die er seine Fernblicke nach ihr ausgesandt hatte, hatte es ihn unendlich traurig gemacht zu sehen, wie jede Freude aus ihrem Leben verschwunden zu sein schien. Sie war auf unerklärliche Weise gealtert, verschlossen und schwermütig geworden. Die Salrana von heute war eine kältere, resolutere Salrana.
    Er hatte die flüchtigen Blicke, die er auf sie erhaschte jedes Mal bereut und rasch davon Abstand genommen. Zu seiner Bestürzung musste er zugeben, dass sie sich ebenso verändert hatte wie er. Die Salrana und der Edeard, die in Ashwell gelebt hatten, waren unwiederbringlich fort.
    Das Geräusch von Jubel sickerte in die Kirche, und Edeards Herz begann schneller zu schlagen. Ihre Hochzeit war zwar kein offizieller Feiertag, dennoch hatte sich, als er und Dinlay eingetroffen waren, draußen vor der Kirche bereits eine große Menschenmenge versammelt.
    Endlich! Die Musikkapelle beendete ihr elendes Lied. Er hörte das Rauschen von Kleidern, als der Novizinnenchor sich erhob. Dann, als das große Portal aufschwang, veränderte sich merklich das Licht. Dinlay trat neben ihn, grinste ihn breit an. »Zu spät jetzt«, flüsterte er Edeard zu, »aus der Sache kommst du nicht mehr raus.«
    Jede bissige Antwort ging

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