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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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rettungslos unter, als der Organist mit dem Hochzeitsmarsch begann. Edeard hatte noch nie jemanden das gigantische Tasteninstrument spielen hören, der Klang war buchstäblich überwältigend. Dann setzte der Novizinnenchor ein. Angst und freudige Erregung nahmen zu gleichen Teilen von Edeard Besitz.
    Julan tauchte neben ihm auf, sein Vaterstolz erstrahlte mit der Macht einer aufgehenden Sonne. Und sie befand sich an seiner Seite. Um ein Haar hätte Edeard vor Erleichterung laut aufgeseufzt. Mirnatha kicherte, als sie seinen Gesichtsausdruck sah; das kleine Mädchen trug ein rosafarbenes und weißes Kleid, das sie in ein bezaubernd süßes Feenwesen verwandelte; ein Bild, das allerdings ruiniert wurde, sobald sie ihr teuflisches Grinsen zeigte.
    Kristabels Hochzeitskleid war eine gold-cremefarbene Dro-Seidenkreation mit königsblauem Besatz, der von smaragdgrünen Edelsteinblüten funkelte; die Schleppe schien sich den halben Mittelgang hinunterzuziehen. Edeard sah, wie sie ihm unter dem Schleier den Kopf zuwandte. Ihre Augen leuchteten durch die Spitze hindurch.
    Dann stand die Pythia vor ihnen, ließ ihr sanftes und achtunggebietendes Lächeln auf ihnen ruhen. Der Organist beendete seinen donnernden Choral.
    »Seid willkommen ihr alle an diesem glücklichsten aller Tage«, sprach die Pythia zur versammelten Gemeinde.
    Julan hob Kristabels Schleier von ihrem Gesicht. Ihr Haar floss wie Wellen aus goldener Seide herab. Es kam Edeard wie ein Wunder vor, dass jemand von solcher Vollkommenheit ihm bei seiner eigenen Hochzeitsfeier ins Angesicht sah. Ganz gewiss war dies eine verwirrte Phantasie, die in seiner letzten Nacht in Ashwell Besitz von ihm ergriffen hatte; ein Augenblick glückseligen Wahns, nachdem ihn die Kugeln getroffen hatten und bevor der Tod ihn ereilte.
    Kristabel nahm seine Hände in ihre, drückte sie beruhigend. »Wartest du schon lange?«, neckte sie ihn.
    »Mein ganzes Leben«, sagte er wahrheitsgemäß.
     
    Zur Hochzeitsreise ging es ins Mur-Eichen-Strandhaus der Culverits an der Küste, wo sie einen halben Monat verbrachten, der ganz allein ihnen gehörte: Zwanzig Tage voller Freude und Glück.
    Diesmal wurden sie von wesentlich mehr Personal begleitet, das sie mit erlesenen Speisen versorgte und ihnen diskret zu Diensten stand. Das Ende des Sommers nahte, doch es war immer noch heiß. Die ganze Zeit über bewegte sich die schwüle Luft über der Bucht kaum. Wie zuvor unternahmen sie lange Spaziergänge die Küste entlang; schwammen im warmen Wasser und sonnten sich am Strand, bis sie beide honigbraun gebrannt waren. Edeard versuchte sich im Angeln, verlor jedoch rasch die Geduld. Beide lernten segeln auf einer kleinen Jacht, die ein Hochzeitsgeschenk von Charyau war. Sie unternahmen sogar ein paar kleine Segelabstecher zu nahe liegenden Fischerdörfern, dankenswerterweise auf ruhigem Gewässer.
    »Ich denke, es wird noch eine Weile dauern, bis wir die Weltumseglung, die ich erwähnte, in Angriff nehmen können«, erklärte Edeard am Abend nach ihrer ersten großen Reise zwei Meilen die Küste hinab.
    Auf der anderen Seite des Tisches pflichtete ihm Kristabel vor dem Hintergrund einer in goldenen Flammen untergehenden Sonne lachend bei. Beide waren sich von Anfang an einig gewesen, sich diese Zeit für sich selbst von nichts und niemandem nehmen zu lassen. Sie vermieden es, über das Stadtleben und seine Politik zu reden. Zu viel Zeit war in den letzten vier Monaten darauf verwandt worden, Finitan als Bürgermeister durchzusetzen, die alte Garde auf seine Politik der Konsolidierung einzuschwören, die Judikative zu stärken und die Entschlossenheit und Effektivität der Konstabler zu untermauern. Es schien zu funktionieren. Alle meldeten gute Geschäfte. Nachdem der Schatten von Angst und Unsicherheit sich gelichtet hatte, gaben die Leute wieder mit Zuversicht Geld aus.
    Finitans erste paar Monate wurden bereits als Erfolg angesehen. In Makkathran. Draußen in den Provinzen standen die Dinge nicht so erfreulich. Die Neuigkeiten, mit denen Topar Anfang des Jahres nach Hause gekommen war, hatten sich mittlerweile herumgesprochen. Selbst seine unheilvollen Voraussagen wirkten jetzt, vor dem Hintergrund der Realität, noch optimistisch. Banditen, die sich bisher auf die westlichsten Provinzen beschränkt hatten, drangen nun in langen Raubzügen nach Osten vor. Im Frühjahr hatte sich die Provinz Rulan einem anhaltenden gewaltigen Exodus gegenübergesehen, als die Überfälle beinahe wöchentlich

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