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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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oder Vorstellungen von meinem Leben vor heute. Das Leben, das ich zu Hause bei meinem Clan geführt hab, ist nicht real, das sehe ich jetzt, nichts aus dieser Zeit ist substanziell. Es ist bloß eine Idee davon, was hätte sein sollen. Und trotzdem erinnere ich mich daran, wie ich vor einigen Wochen zu meinem Geländemarsch aufgebrochen bin. Ich bin sicher, die letzten paar Tage waren real. Der heutige Tag ist es auf jeden Fall. Denn heute bist du da. Ich erinnere mich, wie ich aufgewacht bin und mich über den klaren Himmel gefreut hab.«
    »Du bist also niemandem auf deinem Geländemarsch begegnet?«
    »Nein. Aber der Grundgedanke des Geländemarsches ist, dass man auf sich allein gestellt ist.«
    »Ja, sicher.«
    Er erschauderte, sah sich abermals in der Kabine um. Furcht schlich sich in seine Gedanken. »Ich bin nichts. Ich bin ein Spielzeug, das ein paar Aliens gebastelt haben, um dich zu unterhalten. Was für eine Art Wesen besitzt solche Macht?«
    »Hey«, sagte sie besänftigend. »Du bist keineswegs nichts. Du bist du. Es spielt keine Rolle, warum es dich gibt, nur, dass du hier und jetzt da bist. Das Leben ist dazu da, dass man es lebt, das hab ich dir schon das erste Mal, als wir uns begegnet sind, gesagt.«
    Kazimir rümpfte argwöhnisch die Nase. »Und? Hab ich dir geglaubt?«
    »Nun, es war ein wenig Überzeugungsarbeit nötig. Du bist schon damals ziemlich sturköpfig gewesen.«
    Die Antwort schien ihn zufrieden zu stellen.
    »Was hast du jetzt vor?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht genau. Ich bin hierhergekommen, weil ich versuchen wollte, mit dem Nukleus zu reden. Aber damit sieht’s nun etwas schwierig aus. Er scheint zu glauben, dass ich stattdessen lieber mit dir hierbleiben möchte.« Sie prüfte noch einmal den Status der Silverbird . Keiner der Antriebe war funktionstüchtig, und der Smartcore hatte nicht die geringste Ahnung, warum. Der Generator lieferte etwas Energie, genug jedenfalls, um die wesentlichen Lebenserhaltungssysteme am Laufen zu halten. Die meisten Kabinenfunktionen arbeiteten noch, obwohl sie nicht sicher war, ob sie das Medikabinett benutzen wollte. Was sie jedoch am meisten irritierte, war der Grund für die Fehlfunktionen und Störungen: Es gab keinen.
    Willenskraft , dachte sie, das ist der alles beherrschende Faktor in diesem Universum. Die Macht des Geistes über die Materie. Gedanken können die Realität beeinflussen. Die Leere möchte nicht, dass die Silverbird fliegt, also fliegt sie nicht. So einfach ist das.
    »Und willst du nicht hier bei mir bleiben?«, fragte er.
    »So schön, wie das wäre«, erwiderte sie, »aber deshalb bin ich nicht hergekommen.« Nun wirkte er so niedergeschlagen, dass sie augenblicklich ein schlechtes Gewissen bekam. »Kazimir, es tut mir unendlich leid, aber es steht entsetzlich viel auf dem Spiel. Mehr, als du dir vermutlich vorstellen kannst. Ich muss alles tun, was ich kann, um zu helfen.«
    »Ich verstehe«, entgegnete er ernst. »Was du tust, ist etwas Ehrenhaftes. Mein Bewusstsein mag vielleicht nicht echt sein, aber ich glaube an die Ehre. Sie ist eine universelle Wahrheit.«
    »Du bist so süß«, sagte sie. »An diesen Teil von dir kann ich mich noch besonders gut erinnern.« Sie gähnte. »Ich werd mal versuchen, ein bisschen zu schlafen, es war ein langer, anstrengender Flug, und dieser Champagner ist mir ziemlich zu Kopfe gestiegen.«
    »Ich halte draußen Wache«, verkündete er mit gewichtiger Miene. »Wenn das hier ein realer Planet ist, dann könnte es da draußen durchaus etwas Feindseliges geben.«
    »Danke.« Verdammt, meine Erinnerungen sind ein gefährlich Ding. Während Justine aus ihrem Einteiler schlüpfte, fuhr die Kabine ein großes Bett aus; anschließend produzierte der Replikator eine dünne Bettdecke dazu. Sie war voll seltsamer Klumpen, doch Justine zuckte nur die Schultern und zog sie sich bis ans Kinn. Sie schlief sofort ein.
    Und träumte. Träumte von ihrem eigenen Bett in ihrem eigenen Zuhause, wo sie warm und sicher war und das Leben bequem.
    Jemand zog die Vorhänge zurück, und Sonnenlicht strömte durch die hohen Fenster herein. Justine gähnte und streckte sich. Es war einfach zu gemütlich unter der Decke.
    »Hallo, Schatz.«
    »Dad«, sagte sie schläfrig und lächelte in das Goldgesicht, das über ihr auftauchte. »Schon Zeit aufzustehen?«
    »Zeit, dass du und ich uns unterhalten.«
    Die Erkenntnis traf sie wie ein Sturz in eiskaltes Wasser. Justine schrie auf und setzte sich ruckartig auf. Es

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