Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
öffneten sich zu einem viehischen Grinsen. Fast hätte Edeard vor Schreck laut aufgeschrien. Neben Ivarl stand Tannarl und musterte in seiner typisch herablassenden Art die zu ihnen aufblickenden Gesichter. Edeard hatte Ranalees Vater bisher nur einmal getroffen, auf einem phantastischen Ball, den die Familie Gilmorn in ihrem herrschaftlichen Domizil veranstaltet hatte. Als sie sich die Hände geschüttelt hatten, hatte er erkannt, von wem Ranalee ihre Hochnäsigkeit hatte.
    Herrin, aber ich bin ein Idiot.
    »Ich möchte meinen neuesten Gast in diesem Hause begrüßen«, verkündete Ivarl laut und selbstgefällig. Er hielt ein Paar Socken in die Höhe, die Edeard wiedererkannte – sie waren in jenem Landhaus in der Iguru zurückgeblieben. Das also war es, was der Spürhund gewittert haben musste. »Mein Schanktisch sei der Eure … Waterwalker.«
    Die Gäste keuchten bestürzt auf und verdrehten sich die Hälse, um Edeard zu entdecken.
    »Alle anderen dürfen sich nun eines kostenlosen Abends mit meinen Mädchen erfreuen. Bitte begebt Euch die Treppe hinauf. Rasch, meine Herren, vielen Dank.«
    Als die Freier schließlich zögernd taten, wie ihnen geheißen, holte Tannarls eine große Pistole hervor, die er wie beiläufig prüfte. Mehrere von Ivarls Leutnants waren ebenfalls auf der Galerie erschienen, gleichermaßen gut bewaffnet. Es gab keine Möglichkeit für Edeard, unbemerkt die Treppe hinaufzugelangen. Die Gruppe von Türstehern an ihrem unteren Ende stand dicht aneinandergedrängt, sie benutzten ihre dritten Hände, um eine Barriere zu bilden. Jeder Gast wurde auf das Genauste kontrolliert, bevor er nach oben gehen durfte.
    Edeard setzte seine Fernsicht ein, um seine Fühler nach unten auszustrecken, doch er konnte unter dem House of Blue Petals nicht die Spur eines Tunnels ausmachen. Es wäre natürlich ein Leichtes für ihn gewesen, durch eine der Wände zu gespenstern, aber dafür musste es sie erst einmal erreichen. Hier am Schanktisch stand er ziemlich isoliert, und er war sich seines soliden Griffs auf den Geist des Spürhundes alles andere als sicher.
    Edeard sah auf die Pistolen, die von der Galerie nach unten zielten. Sicher, er war in der Lage, sich zu schützen, aber wieder einmal nur auf Kosten der Tarnung. Er wusste nicht zu entscheiden, ob es sicherer war, unter der Galerie zu verharren, oder in Bewegung zu bleiben, wenn sie anfingen zu schießen.
    Der letzte Freier hastete die Treppe hinauf.
    »Ich weiß, dass Ihr hier seid«, rief Ivarl herunter. Tannarl zielte auf den Schanktisch hinab und schoss. Der Lärm war ohrenbetäubend. Edeard zuckte zusammen, als die Kugel in die hohe Rückenlehne eines Stuhls krachte und ein dickes Stück Holz herausfetzte. Noch nie hatte er eine Kugel mit solcher Einschlagskraft gesehen.
    Ivarl lachte und richtete seine eigene Pistole nach unten. Edeard huschte an die Seite der Theke und kauerte sich zusammen. Das Sperrfeuer, das folgte, ließ Splitter und büschelweise Polsterfedern durch die Luft fliegen. Ein paar der Leutnants machten sich einen besonderen Spaß daraus, die stehengelassenen Gläser von den Tischen zu schießen.
    Ivarl hob eine Hand, und das Feuer wurde eingestellt. »Sind wir jetzt so weit, dass wir guten Tag sagen wollen, mein junger Freund?«
    Edeard ließ seinen Blick über den Boden schweifen. Er war jetzt völlig mit Trümmern und Scherben bedeckt, und noch immer schwebten Polsterfedern in der Luft. Ausgeschlossen, seine Position zu wechseln, ohne irgendetwas zu berühren oder in Erschütterung zu versetzen. Sie würden augenblicklich seinen Standort ausmachen.
    Seelenruhig begann Ivarl, seine Pistole nachzuladen, schob ungewöhnlich lange Kugeln in die Trommel. »Man erzählt sich, dass Ihr vom Lande seid, irgendwo weit im Westen«, sagte er im Plauderton. »Da könnte es möglicherweise sein, dass Ihr mit einigen Aspekten der Stadt und damit, wie sie funktioniert, nicht ganz vertraut seid. Völlig alltägliche Dinge, die für uns andere hier ganz selbstverständlich sind. Wusstet Ihr zum Beispiel, dass sich diese Wände hier nach einem Feuer selber wiederherstellen? In einem Monat würdet Ihr nicht einmal mehr erkennen, dass etwas vorgefallen ist.«
    Edeard musterte die andere Seite des Schanktischs. Vielleicht konnte er es in den hinteren Vorratsraum schaffen, ohne allzu viel Bewegung zu verursachen.
    Eines der Holzpiedestale begann sich zu neigen, als eine dritte Hand daran stupste. Dann kippte es um, und die bunte Kugel fiel zu Boden.

Weitere Kostenlose Bücher