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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Das Glas zerbarst. Flüssigkeit spritzte heraus. Alarmiert starrte Edeard auf die Bescherung. Es war ihm nicht klar gewesen, dass die Kugeln irgendetwas enthielten. Dann erkannte er, dass es sich bei der Flüssigkeit um nichts anderes als Jamolar-Öl handelte, einen Brennstoff, wie man ihn überall auf Querencia, außer in Makkathran, wo es keinen Bedarf dafür gab, in Lampen benutzte. Nun wurden die anderen Kugeln umgestoßen, sodass sich beim Aufprall auch ihr Öl über den Boden ergoss. Mit wachsender Sorge sah er, wie es sich in seine Richtung ausbreitete. Allmählich wurde die Lage ernst, er war sich nicht sicher, ob sein Schild in der Lage war, Feuer und diesen Kugeln zu trotzen. Das Öl floss gefährlich nah an den ihm zunächst gelegenen Eisenofen heran.
    Inzwischen hatte Ivarl seine Pistole nachgeladen und ließ die Kammer wieder zurückschnappen. »Und nun ziert Euch nicht so, heraus mit Euch, wo immer Ihr seid.«
    Edeard schaute zu dem Bandenbaron hinauf. Unter der Decke, die den gesamten Schankraum überwölbte, prangten helle, ausladende Leuchtrosetten, deren verschnörkelte Enden sich bis hinab zu den Wänden zogen. Ihr blassorangenes Eigenlicht strahlte so hell es ging. Mit einem kurzen Gedankenbefehl veranlasste er sie auszugehen – und auszubleiben. Die Theke wurde in Finsternis getaucht, nur mehr die züngelnden Kohleflammen hinter den Offengrills verbreiteten spärliche Fächer aus Licht. Er sprang auf und sprintete hinüber zur Tür.
    Ein fahler silberner Schein flackerte um ihn herum und über ihm auf und verriet seine Fußspuren auf dem den Boden bedeckenden Öl.
    »Hä?« Edeard wirbelte herum und erblickte Ivarl wie auch Tannarl in einen glühenden Nimbus gehüllt.
    »So was Besonderes seid ihr nun auch wieder nicht, Waterwalker«, spottete Ivarl. »Ihr könnt ja nicht einmal auf Feuer zugehen.« Er streckte seine Hand vor. Das Glühen wurde entlang seines Arms heller, dann fielen kaskadenartig kleine Funken von seinen Fingerspitzen herab, stürzten von der Galerie wie eine phosphoreszierende Gischt.
    Edeard ließ seine Tarnung fallen. Das Öl entzündete sich.
    Flammen stiegen von dem schlüpfrigen Boden auf. Ein brutaler Schlag schleuderte Edeard gegen das Klavier. Das Schild, das er um seinen Körper geworfen hatte, hielt dem Stoß mit knapper Not stand, milderte den Aufprall. Er wagte nicht zu atmen, während die Flammen sich um ihn herum aufbäumten und bis weit über seinen Kopf emporloderten.
    Die Mädchen auf der Galerie fingen an zu schreien, als das Feuer um die Holzbrüstungen züngelte. Dicker Rauch wallte auf.
    »Ich sehe Euch!«, rief Ivarl triumphierend. Er begann zu feuern.
    Edeard warf sich auf den Boden, eine leichte Welle aus brennendem Öl aufwühlend, die kaum einen Zentimeter von seinen Kleidern und seinem Gesicht über sein Schild zischelte. Zwar schaffte er es, die schlimmste Hitze abzuwehren, doch fühlte seine Haut sich an, als würde sie in Säure getaucht. Sein Ledermantel fing an zu schwelen. Immer noch wagte er nicht, Luft zu holen. Kugeln schlugen neben ihm in den Boden ein, rissen rasiermesserscharfe Splitter heraus.
    Oben auf der Galerie flüchteten die kreischenden Mädchen in die abgehenden Gänge. Rücksichtslos schubsten panische Kunden sie in ihrer Not, sich selbst in Sicherheit zu bringen, beiseite. Ivarl und seine Leutnants blieben unerschütterlich stehen, durch ihre Schilde vor den ärgsten Flammen geschützt. Wie im Wahn feuerten sie mit ihren Pistolen von der Brüstung herab.
    Die ersten Kugeln begannen Edeard zu treffen, nachdem seine Angreifer mit ihren Fernblicken das Feuer durchbohrten. Sie waren wie Hammerschläge auf seinem Rücken, sandten höllische Schmerzimpulse die Wirbelsäule empor, die in seinem Kopf explodierten. Lange würde er seinen Schild nicht mehr aufrechterhalten können. Er brauchte dringend Luft.
    Hart stießen seine Gedanken in den Untergrund hinab, suchten nach Rettung, flehten Hilf mir! , und auf wundersame Weise veränderte sich der Boden.
    Edeard begann zu fallen. Unter ihm war nichts.
    Da prallte eine Kugel an seinem Hinterkopf gegen den Schild. Er schrie auf.
    Dann wurde alles schwarz.
     
    Edeard erwachte von einem gleichförmigen, grausam pochenden Schmerz. Noch bevor er ganz das Bewusstsein wiedererlangt hatte, musste er sich erbrechen. Danach streckte er sich einfach dort, wo er war, der Länge nach aus, in der Hoffnung, dass der Schmerz nachlassen würde. Seine Hände und Wangen schmerzten an den Stellen, wo die

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