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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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verbeugte sich förmlich vor dem Großmeister und runzelte, nachdem dieser sich von ihm abgewandt hatte, die Stirn. Man nimmt im Großen Rat Partei für oder gegen mich ein?
    »Gehen wir heute Abend einen trinken?«, fragte Chae. »Dieser Sieg ist wahrscheinlich noch wichtiger als der über Arminel. Er zeigt den Banden, dass du nicht gewillt bist, den Schwanz einzuziehen. Ich finde, das sollte gebührend gefeiert werden.«
    »Nein, danke, ich hab eine Verabredung.«
    »Ah, wie schön für dich, Jungchen. Genieße es, solange du kannst. Solange du noch jung bist. Je älter sie werden, umso bitterer werden sie.«
    »Wer?«
    »Die Frauen. Alle miteinander.«
     
    »Ist eigentlich jeder in dieser Stadt ein Zyniker?«, fragte Edeard an diesem Abend.
    Jessile zog eine Flasche Bier aus dem Weidenkorb, den sie mitgebracht hatte. »Wer ist zynisch?«
    »Alle, wie’s scheint. Oder vielleicht bin ich auch einfach nur paranoid.«
    Sie lächelte honigsüß. »Könnte hinkommen.«
    »Verbindlichsten Dank.« Edeard nahm die Flasche und ließ sich in das schwere, alte Sofa der Maisonette plumpsen. Er fühlte sich völlig erschöpft, obwohl er den ganzen Tag nichts anderes gemacht hatte, als im Gericht zu sitzen. Eigentlich hätte der Sieg ihn wieder aufmuntern sollen, stattdessen hatte er nur weitere Fragen und Zweifel aufgeworfen. Wären die Dinge doch nur so, wie vor der Sache am Birmingham Pool. Damals war das Leben so viel einfacher gewesen.
    »Leg deine Füße auf den Stuhl. Ich zieh dir die Stiefel aus.«
    Er lehnte sich zurück und tat, wie ihm geheißen. Es war schön, Jessile um sich zu haben. Nach jener letzten Nacht mit Ranalee war er fast so weit gewesen, den Mädchen aus den sogenannten vornehmen Familien auf immer und ewig abzuschwören. Doch dann war ihm eingefallen, wie aufrichtig nett und liebenswürdig Jessile war, fast das genaue Gegenteil von Ranalee. Sie war relativ anspruchslos. Leidenschaftlich im Bett. Und diskret. Jedenfalls war sie es bis jetzt. Was grundsätzlich gut war, sinnierte er. Nach diesen letzten exzessiven Monaten war es dringend nötig, dass er seine öffentliche Würde wiederherstellte.
    Jessiles Verlobter hatte gerade mal drei Tage in der Stadt geweilt, bevor er, sehr zu ihrem Verdruss, wieder auf seinen Posten hinausgeschickt worden war. Sie hatten es nicht einmal geschafft, den Tag für ihre Hochzeit festzusetzen. Also war sie einstweilen froh, sich weiter mit ihm, dem Waterwalker, treffen zu können – wenn auch nicht für alle ersichtlich.
    Im Grunde zwei einsame Herzen, dachte er. Es verging kaum ein Morgen, an dem er nicht aus dem Fenster sah und den täglich heiterer werdenden Himmel prüfte, ob er vielleicht Kunde von Salranas Rückkehr gab.
    Schuldbewusst schaute er zu dem Brief hinüber, der in einer der Maisonettenischen an der Wand lehnte. Er war gestern angekommen. Salrana hatte ihn drei Wochen zuvor geschrieben. Das war die Zeit, die ein Brief brauchte, um Makkathran aus der Provinz Tralsher zu erreichen. In ihm erklärte sie Edeard, wieso sie möglicherweise ein paar Wochen länger bleiben müsse als ursprünglich geplant. Die Mutter benötige dringend Hilfe, schrieb sie, und sie könne sie unmöglich im Stich lassen. So viele Menschen kämen in Ufford zur Kirche und bäten um Beistand.
    »Lian hat fünfundzwanzig Jahre gekriegt«, sagte Edeard, als sie sich zum Abendessen hinsetzten. Emsig hatten seine Ge-Affen das Mahl bereitet, das von den Köchen in ihrem Herrenhaus in den Korb gepackt worden war. »Die anderen haben zwischen drei und elf Jahren bekommen.«
    »Das ist gut«, sagte sie.
    »Tatsächlich? Hast du vielleicht einen Rückgang an strafbaren Handlungen bemerkt?«
    »Wie war das noch gleich mit dem Zynismus?«
    »’tschuldigung.«
    »Er wird mindestens weitere sechs Wochen weg sein.«
    »Wer? Ach ja, richtig.«
    »Ich hab heute Morgen einen Brief bekommen. Sie bleiben noch in der Provinz Reutte, um einer anderen Stadt zu helfen. Eriach, glaube ich.«
    »Liegt die nicht an der Westflanke des Ulfsen-Gebirges?«
    »Du kennst sie?«
    »Bin auf meiner Reise hierher dort vorbeigekommen.«
    »Aha. Naja, jetzt haben sie dort jedenfalls Ärger mit Banditen.«
    Edeard sah von seiner Spargel-Kafisch-Quiche auf. »Welche Art von Ärger?«
    »Überfälle auf Dörfer, und die Straßen sind auch nicht sicher. Stell dir vor, die Miliz verjagt sie aus den Ländereien rund um Tetuan, und ein paar Meilen weiter tauchen sie schon wieder wie aus dem Nichts auf.«
    »Ja, die

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