Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)
und gedacht, dass ihr vielleicht ermitteln könntet. Außerdem bräuchte ich einen Schutzzauber. Eigentlich kann ich selbst welche herstellen, aber meine Angst überlagert meine Genauigkeit.«
Ich warf Peyton einen Blick zu. »Sie sind hinter ihr her.«
»Wer? Wer ist hinter mir her? Das weißt du schon?« Ihre Lippe begann zu beben. »Ich wohne allein und weiß nicht, was ich tun soll.«
Wir konnten zwar nicht jeden aufnehmen, der von Schattenjägern verfolgt wurde, aber verdammt, hier hatten wir eine Chance, ein Leben zu retten. Und aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, dass Luna uns nützlich sein konnte. Dass sie jemand war, den ich näher kennenlernen wollte.
»Luna, erzähl uns doch ein bisschen von dir. Vielleicht können wir dir dann besser helfen.«
Sie seufzte tief. »Ich bin Single, Sängerin – na ja, zumindest in Teilzeit. Ich arbeite in einem kleinen Secondhandshop, um mir meine Brötchen zu verdienen, und gehe gelegentlich auf spirituelle Messen und lege Karten.«
Und da begriff ich. Sie war keine Magiegeborene, wie ich zunächst gedacht hatte, obwohl sie ein starkes Kontingent an magischen Fähigkeiten besaß. Magiegeborene interessierten sich selten für spirituelle Veranstaltungen, wohl aber …
»Du bist Yummanii.« Ich hielt ihren Blick fest.
Sie nickte. »Ja, na ja, hauptsächlich. In meiner Familie herrscht ein lustiges Gemisch. Meine Großmutter hat einen Magiegeborenen geheiratet, und die Nachkommen hatten immer stärkere Fähigkeiten. Ich bin, was das angeht, die Stärkste in der Familie. Aber es kommt am ehesten durch, wenn ich singe oder ein Instrument spiele. Meine Lieder … manchmal kann ich Dinge geschehen lassen.«
Eine Bardin. Luna war eine ganz altmodische Bardin. Und natürlich wollte Myst sie haben. Mit einer Vampirbardin konnte sie Leute auf ganz neue Art und Weise zu sich holen, einflussreiche Leute, die bereit waren, Lunas Liedern zu lauschen und sich so in ihren Bann ziehen zu lassen.
»Du kannst heute nicht nach Hause gehen, wenigstens nicht allein.« Ich biss mir auf die Lippe. Was sollte ich ihr bloß sagen?
Die Wahrheit. Sie wird dir glauben. Ihre Aura … du darfst sie nicht Myst in die Hände fallen lassen. Ulean klang energisch.
Bist du sicher? Sie ist eigentlich Yummanii …
Die Yummanii sind nicht weniger gefährdet als die Magiegeborenen, und sie hat besondere Kräfte. Es hat einen bestimmten Grund, warum sie hier ist. Schick sie nicht weg, sonst unterzeichnest du ihr Todesurteil.
Ich holte tief Luft, stieß sie kontrolliert wieder aus und lächelte verhalten. »Hast du schon einmal von den Schattenjägern gehört?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Sollte ich?«
»Kommt drauf an.« Und so erzählten wir ihr von Myst und den Vampirfeen.
Der Nachmittag verstrich, draußen wurde es dunkler. Luna hörte uns zu, stellte kluge Fragen und akzeptierte als wahr, was wir zu sagen hatten.
»Meine Großmutter hat mich gewarnt, dass eines Tages etwas geschehen könnte. Sie war eine der Historikerinnen, die die Geschichte der Vampirnation verfasst haben. Zumindest die komprimierte Ausgabe.«
Mein Kopf fuhr herum. »Die komprimierte Ausgabe? Was heißt das – dass es noch weitere Ausführungen gibt?«
»O ja. Es gibt eine fünfzehnbändige Enzyklopädie über die Vampirgeschichte. Sie ist unter Verschluss, und es existieren nur noch zwei Ausgaben. Eine gehört meiner Familie, eine andere befindet sich tief unten in den Gewölbekellern.« Sie schnappte erschreckt nach Luft und schlug sich unwillkürlich die Hand vor den Mund.
»Gewölbekeller? Was meinst du damit?«
Zerknirscht verzog sie das Gesicht. »Ich hätte ihn nicht erwähnen dürfen, aber in Anbetracht der Dinge, die ihr mir über Myst und den Indigo-Hof erzählt habt, kann diese Information für euch wichtig sein. Ihr müsst nur schwören, dass ihr den Vampiren nichts verratet – oder Myst.«
Peyton und ich gaben unser Wort.
»Es gibt eine Gesellschaft, die die Ereignisse dieser Welt dokumentiert. Es handelt sich um eine Gruppe von Historikern, die als die Akazzani bekannt sind. Dazu gehören sowohl Magiegeborene als auch Yummanii. Es sind immer neun einer Generation, und man holt sie schon in jungen Jahren, damit sie entsprechend ausgebildet werden. Sie wohnen in einer verborgenen Festung und beobachten von dort, was auf der Welt vor sich geht. Sie sind die Bewahrer des Wissens, die Wächter der Jahrtausende. Sie greifen nicht ein, lenken die Geschicke nicht, sondern halten fest,
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