Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

nicht erinnern, dich um deine Teilnahme gebeten zu haben.« Ich hielt den Atem an und wurde einmal mehr unsanft daran erinnert, dass man als Schatten gar keinen Atem hatte.
    Lannan hielt die Hand hoch. »Tu das nicht. Lass die Vampirfee sterben. Lass ihn doch im sich zersetzenden Chaos, das du vor so vielen Jahrtausenden verursacht hast, verrotten. Und behaupte nicht, wir bräuchten ihn, denn das stimmt nicht. Der einzige Grund, warum du ihm das Leben rettest, ist Cicely, die du auf deine Seite ziehen willst, weil Lainule deinem anderen Plan einen Riegel vorgeschoben hat. Dennoch kann ich dir garantieren, dass dein jetziger auch nicht funktionieren wird – jedenfalls nicht, sobald sie herausfindet, was du mit ihr und ihrem heißgeliebten Spielgefährten vorhast. Sie gehört mir, Geoffrey, und ich teile nicht gern mit anderen.«
    Geoffrey stieß ein Knurren aus. »Du besitzt weder die nötige Befehlsgewalt, meine Entscheidungen in Frage zu stellen, noch hast du genug Mumm, um mich zu bekämpfen. Versuch’s gar nicht erst, Goldjunge. Ich kann dich aufspießen wie eine Cocktailkirsche. Ich bin nicht einer der meist gefürchteten Kriegsherren dieses Landes geworden, weil ich mich Schleimern und Hedonisten gebeugt hätte. Dieses Land war unter meiner Herrschaft rot von Blut, und das Volk hat gelernt, mich zu fürchten.«
    Lannan trat einen Schritt zurück, und ich sah, wie seine Augen sich weiteten und das Schwarz im dämmrigen Licht glomm.
    »Du hast die Feinheiten des Daseins noch nie kapiert, Geoffrey. Du schwelgst im Blutvergießen, aber diese Zeit ist keine für Kriegsherren. Du hast deine Funktion selbst überlebt. Du solltest abdanken, solange du das noch mit Würde tun kannst.«
    Mit einem weiteren Knurren marschierte Geoffrey zu Lannan, packte ihn am Kragen und hob ihn von den Füßen. Lannan wehrte sich nicht, und obwohl es mir guttat, dass er eine Abreibung bekam, erschreckte mich doch zu sehen, dass Geoffrey nicht zögerte, ihn derart zu demütigen.
    Lannan stieß ein knappes Lachen aus, aber Geoffrey erstickte es. »Lach du nur, Junge. Aber vergiss niemals, wie wir uns begegnet sind. Ich habe mit einer Hand hundert von Reginas Leuten niedergestreckt. Ich habe euren Palast in Blut getaucht und Crawl für die Karmesin-Königin gefangen genommen. Ich habe das Orakel am Halsband vor die Königin geschleift, so dass sie ihn mit dem Fluch belegen konnte. Und du … du und deine Schwester, ihr seid auf dem Bauch vor mir gekrochen und habt um euer Leben gefleht. Regina hat ihre Position nur durch meine Intervention, und du bist nur noch da, weil sie eine Schwäche für dich hat. Versuch, meine Pläne zu durchkreuzen, und ich werde deine Günstlinge nacheinander ausschalten und dich zu meinem Prügelknaben machen.«
    Lannan gab ein verächtliches Geräusch von sich, verstummte aber rasch wieder, und Geoffrey ließ ihn wieder zu Boden.
    »Tss, tss, Regent. Halte besser dein Temperament im Zaum. Wenn unsere kleine Cicely herausfindet, was du in deiner Vergangenheit getrieben hast – oder jetzt treibst –, will sie bestimmt nichts mehr mit dir zu tun haben.« Lannan schüttelte den Kopf und wandte sich ab. »Ich werde nicht versuchen, deine Pläne zu durchkreuzen, aber ich werde dir auch nicht helfen. Nicht, wenn die Königin es mir nicht höchstpersönlich befiehlt. Ich weiß zu viel über dich.«
    Er sah wieder auf und drehte sich in meine Richtung, und einen Moment lang dachte ich, er hätte mich gesehen. Er starrte jedoch nur in unsere Richtung und fügte hinzu: »Beweg dich vorsichtig, Geoffrey. Myst will deinen Kopf, und ich kenne einige, die ihn ihr auf einem Silbertablett servieren würden. Und Lainule – dich bitte ich inständig, auf der Hut zu sein. Ich will nicht, dass dir etwas geschieht – du bist zu schlau und zu schön. Vertrau diesem Bluthändler nicht. Und vertrau nicht darauf, dass das Erbgut nicht doch wieder durchbricht. Cicely war ursprünglich Mysts Tochter. Glaubst du wirklich, dass die Energie ihrer Seele die Blutsbande durchbrechen kann?«
    Lainule, die den Streit zwischen den beiden Vampiren schweigend beobachtet hatte, schüttelte den Kopf. »Sie wird sich abkehren. Ich habe in ihr Herz gesehen – genau wie du, Lannan Altos. Du willst sie schänden und besudeln, ich will sie erhöhen und adeln. Geoffrey ist der Ausgleich, der Mittelweg. Und obwohl ich ihn von seinem ursprünglichen Plan abbringen musste, ist der neue vielversprechend. Wir haben ohnehin nichts zu verlieren. Du