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Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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wieder, versprochen.«
    Sie lehnte sich gegen das Becken, ihre Hände umklammerten den Rand, ihre Schultern begannen zu beben. »Ich habe doch nur solche Angst. Meine Mutter fehlt mir so. Was ihr geschehen ist, ist schrecklich, und was soll ich bloß machen, wenn es auch dir geschieht? Was soll ich ohne dich machen?«
    Ich legte ihr einen Arm um die Schultern. »Mir wird nichts passieren, aber falls das Unwahrscheinliche doch eintritt, dann geh zu Anadey und frag, was du tun sollst. Hör auf sie. Versprich mir das.«
    Rhiannons Züge fielen in sich zusammen, aber sie nickte. »Okay. Ich bin nicht so stark wie du, Cicely. In gewisser Hinsicht hat Krystals Mangel an Fürsorge dich besser auf all das hier vorbereitet als Heathers Liebe mich. Ich habe furchtbare Angst, aber ich gebe mir Mühe, stark zu sein. Ich habe mich so lange vor mir selbst versteckt und schuldig gefühlt. Jetzt muss ich lernen, wie ich meine Fähigkeiten nutze, und ich muss es schnell lernen.«
    »Wir lernen alle. Wir müssen alle lernen zu überleben. Rhia… von dieser Sache hängt mehr ab als nur unser beider Leben. Myst zieht langsam, aber sicher die Kraft von Lainule ab. Der Sommer verblasst, und ein ewiger Winter wird sich festsetzen, wenn wir nichts dagegen tun. Und um etwas gegen Myst zu unternehmen, brauchen wir Kaylin.« Ich ergriff ihre Hände und sah ihr in die geröteten Augen. »Ich muss gehen. Ich nehme Chatter und Peyton mit. Du und Leo passt auf das Haus auf, in Ordnung?«
    Sie stieß schaudernd den Atem aus und ließ den Kopf hängen. »Wir haben vermutlich keine Wahl.«
    »Nein, haben wir nicht. Denn selbst wenn wir weglaufen würden, hat Myst noch andere Kolonien auf dieser Welt. Die Schattenjäger sind überall, und sie werden sich nach und nach in anderen Städten ausbreiten, den Winter mitbringen und ihre Gier ausleben … wir sind nirgendwo mehr sicher. Magiegeborene, Werwesen, Vampire, Yummanii – wir alle stehen auf ihrer Speisekarte.«
    Rhia wischte sich die Augen mit dem Handrücken. »Also gut. Was brauchst du von mir? Was kann ich tun, um meinen Teil dazu beizutragen?«
    Ich lächelte sie an. »Ah. Das ist die Rhia, die ich kenne und liebe.« Ich küsste sie auf die Wange. »Kannst du uns ein paar Brote schmieren, die wir auf dem Weg essen können? Ich ziehe mir etwas Wärmeres an.« Als ich auf die Treppe zusteuerte, holte Rhiannon schon Brot, Schinken und Käse heraus. Obwohl ihre Lippe noch bebte, war ihre Miene resolut.

    Bis an die Zähne bewaffnet, zogen wir eine halbe Stunde später los. Chatter hatte Kaylins Kleiderschrank geplündert und trug nun eine weiße Jeans, einen schwarz-weiß gestreiften Rollkragenpullover und eine schwarze Windjacke. Er sah seltsam aus in der für ihn so fremden Kleidung, aber wenigstens war er damit recht gut getarnt und vor der Kälte geschützt.
    Peyton und ich trugen beide solide Wanderstiefel zu unseren Jeans. Ich hatte mir ein Sweatshirt über einen leichten Pulli mit V-Ausschnitt gezogen, darüber eine Windjacke meiner Tante. Peyton hatte sich eine Jacke aus Leos Schrank geborgt, denn mit ihren breiten Schultern hätte sie in nichts gepasst, was Rhiannon oder ich ihr hätten leihen können.
    Wir stiegen in den Wagen, und Rhiannon fuhr uns etwa drei Meilen weit, bis sie in einer Ausweichbucht anhielt. Chatter hatte berechnet, wo wir am sichersten auf den Weg gelangen konnten, der uns zum Portal brachte. Wenn wir von hier aus starteten, würden Schattenjäger, die den durch Tageslicht bedingten Schmerzen trotzten und im Wald herumlungerten, uns nicht vom Haus kommen sehen. Genauso wenig wie die Spione, die die Grenzen zu unserem Grundstück beobachteten.
    Wir stiegen aus dem Wagen. Ich drückte Rhia, und sie hob stumm die Hand zum Gruß, als wir den Straßenrand verließen, über die hohe Schneeansammlung am Rand kletterten und uns in den dichten Wald schlugen.
    Der Himmel war mit schweren weißen Wolken verhangen, und dicke Flocken tanzten um unsere Köpfe. Ulean wehte um uns herum, um sie von uns fernzuhalten, aber schließlich bat ich sie, damit aufzuhören. Nass würden wir ohnehin werden, und die Böen, die sie schickte, um die Flocken wegzupusten, waren kälter als der Schnee selbst.
    Wir stapften durch die knietiefe Kälte bis zur Baumlinie. Es würde ein langer Marsch werden. Ich hatte arge Zweifel, dass wir es bis zum Einbruch der Dunkelheit schaffen würden, und wir hatten noch nicht einmal eine Ahnung, was uns erwartete, wenn wir erst den Hof der Träume

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