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Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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mich auf die Füße. »Warte nur«, flüsterte er, als wir uns auf das Zentrum des Wirbelsturms zubewegten. »Ich habe viele schöne Sachen mit dir geplant. Du wirst einen Monat nicht mehr sitzen können, Schätzchen. Ich kriege meine Befriedigung, glaub mir.«
    Wieder versuchte ich, mich ihm zu entwinden, aber die wirbelnde Spirale hatte uns längst erfasst und zog uns immer weiter hinein. Als wir uns dem Blutorakel näherten, fing ich an zu schreien, und meine Stimme hallte in der Nacht wider.

    »Cicely! Alles okay mit dir?« Wieder einmal wurde ich wachgerüttelt, aber diesmal war es Kaylin, in dessen dunklen Augen ein Licht zu blitzen schien.
    Ich rappelte mich hoch und sah ihn erschreckt an. Der Traum saß mir noch in den Knochen, und ich traute ihm nicht. »Kaylin. Was machst du denn hier?«
    Er setzte sich auf die Bettkante, legte mir die Hand auf die Schulter und drückte mich sanft zurück. »Du hattest einen Alptraum. Ich wollte dich wecken.«
    Als mir klarwurde, dass er nicht wieder auf mich einprügeln wollte, gab ich meinen Widerstand auf und rutschte zurück ans Kopfteil des Betts. »Habe ich geschrien?«
    »Nein, aber ich konnte deine Unruhe spüren.« Wieder zuckte ein Lichtblitz in seinen Augen. »Als du meinen Dämon angerufen hast, um ihn zu erwecken, hast du eine Verbindung zu mir hergestellt. Jetzt fühle ich deine Träume.«
    Verflucht. So etwas hatte ich nicht erwartet, und es gefiel mir gar nicht. Für meinen Geschmack war ich bereits mit zu vielen Wesen verbandelt: mit Grieve durch meinen Wolf, mit Lannan durch das Blut und nun auch noch mit Kaylin über die Träume! Wie sollte das noch enden?
    »Aus welcher Entfernung kannst du mich denn spüren? Ich habe manchmal ziemlich … interessante Träume«, sagte ich und wurde rot, aber er schien es nicht zu bemerken.
    »Ich glaube kaum, dass die Entfernung eine entscheidende Rolle spielt. Ich weiß auch nicht, ob es andauert, aber du brauchst keine Angst zu haben: Ich werde nicht herumschnüffeln.« Er beugte sich näher zu mir, und seine Stimme klang plötzlich rauchig. »Es sei denn, du willst es.«
    Das war keine unschuldige Bemerkung gewesen, dessen war ich mir sicher, aber ich beschloss, sie im Augenblick zu ignorieren. »Ähm, okay. Hör mal, wie geht’s dir eigentlich? Und wie spät haben wir? Wie lange habe ich geschlafen?«
    Kaylin warf einen Blick auf meinen Wecker. »Es ist fünf. Ich bin seit drei wach. Wann du dich hingelegt hast, weiß ich nicht.«
    »Gegen neun.« Ich betrachtete prüfend sein Gesicht und suchte nach einem Anzeichen, dass der Nachtflor das Kommando übernommen hatte, aber ich sah nur Kaylin. Nach einem Augenblick entfuhr es mir: »Ich habe von Lannan und Crawl geträumt. Lannan wollte mich zum Blutorakel bringen. Oder eher zerren. Und Crawl hat behauptet, dass ich in diesem Krieg Dreh- und Angelpunkt sei und der Sieg von mir abhänge.«
    Kaylin dachte einen Moment lang über meine Worte nach, dann nickte er langsam. »Ich denke, dein Traum war prophetisch. Es klingt jedenfalls nicht abwegig.«
    Ich schnitt ein Gesicht, als ich an Lannans Rolle in diesem Traum dachte. Auf solche prophetischen Träume konnte ich verzichten; als Alptraum wäre er mir sehr viel lieber gewesen. Ich beschloss, den anderen nichts davon zu erzählen. Es hatte keinen Sinn, die Pferde scheu zu machen, wenn wir nicht wussten, was wirklich geschehen würde.
    Aber eine Stimme in mir flüsterte: Du weißt genau, was Lannan will, und du weißt auch, dass er sich durch nichts aufhalten lassen wird. Und das war schlimmer als der Gedanke daran, dass Crawl mich sehen wollte.
    »War es hart?«, fragte Kaylin nun. Ich starrte ihn verständnislos an. Im Augenblick konnte ich nur an Lannan und seine kranke Faszination für mich denken.
    »Was war hart? Was meinst du?«
    »Den Dämon dazu zu bringen, sich mir zu unterwerfen?«
    Wieder wurde ich rot, und da ich wusste, dass er es ohnehin herausfinden würde, zog ich die Decke weg und zeigte ihm die erblühende Prellung auf meinem Bauch. Inzwischen hatte sie schon die Größe einer Honigmelone.
    »Hab ich das getan?« Seine Stimme war leise, aber er wirkte entsetzt.
    »Ja, hast du. Aber wohl eigentlich dein Dämon. Du hättest mich bestimmt nicht derart attackiert, wenn du das Kommando gehabt hättest.«
    Er presste die Lippen zusammen und wandte sich zum Gehen. Über die Schulter hinweg sagte er: »Verzeih mir, Cicely. Irgendwie werde ich es wiedergutmachen. Ich würde dir niemals absichtlich etwas

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