Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)
magischer Angriff.«
»Du lügst.« Seine Stimme klang plötzlich tonlos, warnend.
»Ich … jemand hat Grieve geschlagen, und ich habe seinen Schmerz gespürt.«
Lannan starrte mich einen Moment an, dann stieß er ein rauhes Lachen aus. »Eure Verbindung ist so stark, dass du seine Schmerzen spürst? Brillant. Einfach köstlich. Nun, vielleicht können wir dem einen Riegel vorschieben. Ich lasse nicht zu, dass jemand anderes dich zeichnet. Das steht dir nicht.«
Ich hätte gern protestiert, entschied mich aber dagegen, als Geoffrey und Regina uns winkten. Lannan gesellte sich zu ihnen.
Geoffrey deutete auf mich. »Du auch.« Dann warf er Leo und Rhiannon einen Blick zu. »Amüsiert euch, ihr zwei. Und bringt euch nicht in Schwierigkeiten.«
Und damit wandte er sich zum Gehen, und mir blieb nichts anderes übrig, als den drei Vampiren in Geoffreys Büro zu folgen.
Geoffrey setzte sich an seinen Tisch, während Regina sich auf der Tischkante niederließ und die Beine übereinanderschlug. Lannan wies mich an, mich auf das kleine Sofa zu setzen, nahm neben mir Platz und legte mir eine Hand aufs Knie.
Ich starrte sie einen Moment an und stellte mir vor, ich würde eine silberne Nadel hindurchstechen, und der Gedanke ließ mich breit grinsen.
»Würdest du uns an dem Scherz, der dich erheitert, teilhaben lassen?«, fragte Regina liebenswürdig.
Ich blinzelte und senkte meinen Blick. »Eigentlich nicht …«
»Nun gut. Also, die Situation ist folgende: Wir müssen Crawl, das Blutorakel, um Hilfe bitten. Aber du musst mitkommen, denn du bist der Schlüssel, du bist die stärkste Verbindung, die wir zu Myst und ihren Geheimnissen haben. Du hast die Erinnerungen an den Indigo-Hof in dir eingeschlossen …«
Fassungslos sah ich sie an. Sie wussten es! Sie wussten, dass ich Mysts Tochter gewesen war, genau wie Chatter es gewusst hatte. »Wie mir scheint, bin ich hier die Letzte, die etwas mitkriegt. Es war Ihnen also bekannt?«
Geoffrey betrachtete mich prüfend, dann nickte er, und ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen. »Ja, meine Liebe, es war uns bekannt. Du warst Mysts Tochter. Wir wollten es dir eigentlich nicht sagen, aber offensichtlich hast du es selbst herausgefunden. Oder dich daran erinnert.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe mich nicht erinnert. Man hat es mir gesagt.«
Der Regent sah stirnrunzelnd zu Lannan hinüber. »Ich gehe davon aus, dass es keiner von uns war.«
Lannan schnaubte. »Fahr deine Fänge wieder ein, Geoffrey. Ich hab ihr nichts gesagt. Aber du hast recht, sie muss mit zu Crawl. Sosehr ich die Untiefen der Politik verabscheue, so scheint mir doch, dass wir nicht in Frieden existieren können, solange Myst nicht aufhört, ein Ärgernis darzustellen.«
»Ärgernis?« Ich setzte mich auf und rückte von Lannan ab. »So seht ihr sie? Myst und ihre Leute morden Magiegeborene und Yummanii. Und sie hat es genauso auf Vampire abgesehen wie auf mich. Wenn du noch nicht weißt, was sie vorhat, dann lass es mich einmal deutlich aussprechen, Lannan: Deine Bluthuren und deine Lieblinge – alles potenzielle Beutestücke. Myst ist stark. Furchtbar stark.«
»Cicely hat recht«, sagte Regina. »Wir dürfen Myst nicht unterschätzen, und das weißt du, Bruder. Die Fürstin der Verwüstung will uns alle vernichten, und der Winter wird bald den nächsten Zug machen. Darauf müssen wir vorbereitet sein. Wir müssen mehr über sie wissen. Nach dem fehlgeschlagenen Versuch, sie zu verwandeln …« Hier machte Regina eine bedeutungsvolle Pause und sah betont zu Geoffrey hinüber.
Der Regent blinzelte und zuckte schließlich mit den Schultern. »Ja?«
»Nach deinem fehlgeschlagenen Versuch, sie zu verwandeln, tauchte sie unter, und über Jahrtausende ist es uns nur knapp gelungen, ihr auf den Fersen zu bleiben. Jetzt endlich haben wir eine Chance herauszufinden, wie stark sie wirklich geworden ist, seit sie verwandelt wurde. Wir können Cicelys Verstand anzapfen, und da sie einmal Mysts Tochter gewesen ist, wird Crawl in der Lage sein, bis zu dieser Zeit in die Vergangenheit zu sehen und mehr über unsere Feindin herauszufinden. Natürlich handelt es sich nicht um die allerneuesten Informationen, aber wir können wenigstens ein Gefühl dafür bekommen, welche Fähigkeiten sie sich angeeignet hat, seit wir sie aus den Augen verloren haben.«
Reginas Worte weckten eine höllische Angst in mir. Crawl. Mein Traum stürzte wieder auf mich ein, und ich beugte mich vor und legte
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