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Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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überhaupt zurückkommen würde? Unwillkürlich schlang ich die Arme um meinen Körper und schauderte. Lannan umkreiste mich, und ich wusste, dass er auf ein Wort von mir wartete, aber ich bekam keines heraus.
    »Was denkst du, Cicely?« Er nahm mein Kinn und hob es langsam an, so dass ich gezwungen war, ihm in die Augen zu blicken.
    Ich schluckte. Das Gefühl seiner Finger auf meiner Haut machte mich atemlos und wütend gleichzeitig. Nach einem Moment beschloss ich, ihm die Wahrheit zu sagen. »Ich fürchte mich. Crawl macht mir höllische Angst. Du machst mir höllische Angst.«
    Lannan lächelte träge und verführerisch. »Gut. Sehr, sehr gut. Du solltest auch Angst vor uns haben. Aber hab keine Sorge, mein Herzchen. Ich beschütze dich vor dem Blutorakel. Crawl ist mein Erzeuger, wie du weißt – und auch Reginas. Er war sehr viel länger Vampir, als er nun schon Blutorakel ist. Vor ungefähr zweitausend Jahren hat er sich dem Ritual unterzogen.«
    »Er ist wirklich ein Seher, nicht wahr?« Und noch während ich die Frage aussprach, traf mich die Erkenntnis mit aller Macht: Ich fürchtete mich nicht nur vor Crawl. Ich fürchtete mich auch vor dem, was er vielleicht sehen mochte.
    »Ja, das ist er.« Lannans Stimme war plötzlich heiser, und er strich mir eine widerspenstige Strähne aus der Stirn. »Crawl ist das Auge der Vampirnation, so wie unsere Königin Herz und Faust ist. Du fürchtest seine Worte, du fürchtest seine Gabe – aber jeder stirbt, Cicely. Falls du Angst hast, er könnte deinen Tod vorhersagen, dann bedenke dies: Es gibt welche, die erleben den Tod und kehren zurück.«
    »Ich weiß nicht, ob es der Tod ist, den ich fürchte«, antwortete ich leise, machte mich von ihm los und drehte mich zu den Fenstern mit den schweren Vorhängen. »Dem Tod bin ich jeden Tag begegnet, als ich mit meiner Mutter auf der Straße gelebt habe.«
    »Wovor hast du dann Angst?« Seine Hand kroch über meine Schulter.
    Ich hätte sie gern abgeschüttelt, zwang mich aber, ruhig stehen zu bleiben. »Grieve noch einmal zu verlieren. Meine Cousine zu verlieren. Zusehen zu müssen, wie ihnen etwas zustößt.«
    »So selbstlos willst du sein? Ich habe in Tausenden von Jahren die Beobachtung gemacht, dass nur wenige Menschen, nur wenige Magiegeborene wirklich so gut sind. Es gibt immer eine Absicht, ein Ziel. Du meinst, dass ich eines habe, und das ist richtig. Aber du auch. Du hilfst uns nicht aus reiner Herzensgüte heraus. Du hast den Vertrag unterschrieben …«
    »Ich habe den Vertrag unterschrieben, weil ihr mir gedroht habt. Ja, es war aus Selbstschutz. Mich persönlich kümmert es einen feuchten Kehricht, ob ihr und der Indigo-Hof euch gegenseitig niedermetzelt, aber ich weiß, dass Myst im Moment im Vorteil ist, und ich setze mich lieber mich euch auseinander als mit den Vampirfeen. Myst ist der Hurrikan, der gegen unsere Küsten anrennt. Ihr … ihr seid die Haie im Meer.«
    »Ha! Deinen Sinn für Humor hast du jedenfalls nicht verloren.« Er lachte, zog mich an sich und legte seine Lippen auf meine, und seine Zunge drang in meinen Mund, während seine Hände über mein Hinterteil strichen. »Ich will dich. Ich bin heiß auf dich.«
    »Du willst mich nur, weil ich dich nicht will.« Aber meine Worte waren wie ein Keuchen im Wind.
    »Ich kann dafür sorgen, dass du mich auch willst. Ich kann dafür sorgen, dass du mich anflehst.« Er ließ mich los. »Aber zuerst muss ich dich zum Blutorakel bringen. Erinnerst du dich an Reginas Ermahnungen vom ersten Mal?«
    Wie könnte ich das vergessen?, wollte ich sagen, fand aber dann, dass eine Auffrischung nicht schaden konnte. So viel war inzwischen geschehen, und es war immer gut, kein Risiko einzugehen. »Ich glaube schon, aber bitte sag mir noch einmal, auf was ich achten muss.«
    »Keine plötzlichen Bewegungen, sprich ihn niemals direkt an, stell alle Fragen über mich. Lass dich nicht auf ein Duell der Blicke ein.« Er brach ab, schnupperte dann plötzlich an mir und fragte. »Du hast nicht zufällig deine Periode, oder?«
    Ich errötete und schüttelte den Kopf. Es hatte keinen Sinn, mich zu verstellen.
    »Gut, denn der Geruch von Menstruationsblut macht ihn wahnsinnig.« Und dann packte Lannan meine Hand und zerrte mich zum Bücherregal. Dieses Mal passte ich auf und las den Namen des Buches, den Lannan nutzte, um die getarnte Tür zu öffnen. Der geheime Garten. Man konnte nie wissen, ob man eine solche Information noch einmal gebrauchen konnte. Natürlich

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