Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)
bedrohlicher und vielleicht sogar autoritärer. Und in seinem Anzug fügte er sich bestens in die Szenerie ein, was mir einiges an Unbehagen bereitete. Ich war mir noch immer nicht darüber im Klaren, wie sehr Geoffrey ihn im Griff hatte.
Eine plötzliche Bewegung hinter mir, und Hände umfassten meine Taille, als eine tiefe Stimme in mein Ohr flüsterte: »Oh, meine Cicely. Wie süß von dir, dich heute Abend für mich in Schale zu werfen. Du hast dich an meine Bitte erinnert.«
Lannan. Ich blickte über die Schulter. Er trug Jeans und eine Smokingjacke, und der Kontrast zwischen lässig und formell fiel auf. Die dicken goldenen Locken, die ihm über den Rücken fielen, unterstrichen sein atemberaubendes Aussehen.
Ich schauderte und blieb still stehen, da mir Reginas Mahnung noch allzu deutlich in den Ohren klang. Daher schluckte ich auch die boshafte Bemerkung, die mir auf der Zunge lag, herunter und rang mir ein Lächeln ab. Lannans Gesicht war dicht vor meinem. Seine Augen – tiefstes Jetschwarz – funkelten, und die Spitzen seiner Fangzähne blitzten auf, als er mir ein geschmeidiges Lächeln schenkte. Mein Magen krampfte sich zusammen, als mein Körper auf seinen Anblick reagierte. Nicht einmal ich konnte leugnen, dass dieser Vampir atemberaubend aussah, aber ich verabscheute den Kontrollverlust, den seine Nähe mir aufzwang. Ich hatte nicht die Fähigkeiten, meinen Körper daran zu hindern, auf ihn zu reagieren.
»Du warst verschwunden. Hast du mich vermisst?«, murmelte er. »Oder wolltest du mich einfach nur ärgern und hast deswegen nicht auf meine Anrufe reagiert, hmm?« Er legte den Kopf schief und zeigte etwas mehr von seinen Eckzähnen, als er sich an mich drückte. Ich spürte seine harte Erektion, die nur auf eine Provokation zu warten schien.
»Verzeih mir, dass ich mich nicht gemeldet habe.« Es kostete mich enorme Kraft, meine Stimme normal klingen zu lassen. »Aber ich hatte … etwas zu erledigen. Für Lainule. Es blieb keine Zeit, jemanden zu informieren, wohin ich unterwegs war.«
Er merkte auf, und sein Lächeln wurde eine Spur breiter. »Lainule? Und du hattest etwas zu erledigen, sagst du? Tja, was mag denn das gewesen sein? Hatte es vielleicht etwas mit deinem wölfischen Liebhaber zu tun?«
Ich schüttelte den Kopf, und er kam noch näher und fuhr mit sanfter Stimme fort: »Sag mir, hast du es mit Grieve schon getrieben, wenn er in seiner Wolfsgestalt war? Falls ja, will ich es in allen Einzelheiten wissen. Und ich weiß, wenn du lügst, Cicely, vergiss das nie. Ich kann es spüren. Und ich werde dich dafür bestrafen.«
Entsetzt wirbelte ich herum, nur um mich in seinen Armen wiederzufinden. »Nein«, krächzte ich. »Nein, und es wird auch nicht geschehen. Ich bin keine Wolf-Cambyra.«
Er lachte. »Du wirst rot – wie entzückend. Was bist du doch für ein prüdes kleines Ding. Und mir ist gerade eine phänomenale Idee gekommen. Ach, das wird lustig. Aber jetzt sei eine brave Sklavin und gib Onkel Lannan einen Kuss. Gib mir einfach genug gute Gründe, dich heute Abend nicht auszusaugen.«
Ich sah, dass Leo und Rhiannon uns beobachteten. Rhia sah aus, als sei sie den Tränen nah, und Leo … nein, es war unmöglich, seine Miene zu deuten. Er hatte sich eine Sonnenbrille aufgesetzt, so dass ich seine Augen nicht sehen konnte. Etwas rechts von ihnen stand Regina, die uns mit einem triumphierenden Ausdruck im Gesicht beobachtete. Mit einem flauen Gefühl in meinen Eingeweiden erlaubte ich Lannan, mich zu küssen.
Mein Wolf wimmerte, als Lannans Lippen sich auf meine legten. Der Geschmack von Graberde, Staub, glimmender Asche und lang erloschenen Funken, von Tod und Seide und Brandy drang mit seiner Zunge in meinen Mund. Eine Hitze begann sich in meinen Beinen auszubreiten und aufwärts zu wandern, als ich mich an ihm bewegte. Obwohl ich es nicht wollte, erwiderte ich den Kuss und rieb mich gegen ihn, als seine Hände meinen Hintern packten. Er war berauschend, die personifizierte Leidenschaft, und mein Körper leckte seine Energie auf wie ein Kätzchen die Milch.
Und dann strich seine Hand über meinen Rücken, und der Schmerz brach durch den Dunst der Begierde. Ich schrie leise auf, und er ließ von mir ab.
»Du hast dich mir nicht widersetzt. Das fehlt mir«, flüsterte er. »Aber was ist das hier?« Er zog meinen Schal weg und betrachtete meinen Rücken. »Wer hat das getan?«
Auf der Suche nach Worten begann ich zu stammeln. »Ich weiß nicht. Es … es war ein
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