Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dunkle

Das Dunkle

Titel: Das Dunkle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
Vom Netzwerk:
Fäusten auf.
    „In Ordnung, du hast gewonnen“, sagte Jessica und hob die Hände zum Zeichen ihrer Niederlage. „Schrei nicht.“
    „Ich werde nicht nur schreien, Jess!“, geiferte sie und schob sich an Jessica vorbei ins Zimmer. „Wenn ich Mom erzähle, dass du versucht hast, mich im Schrank …“

    Ihre Stimme erstarb, der ärgerliche Gesichtsausdruck verwandelte sich in Verwirrung.
    „Heiliger Strohsack, Jess?“
    „Was?“
    „Du siehst … du bist …“ Scharfe Augen inspizierten Jessica von Kopf bis Fuß, dann griff Beth nach einem Blatt, das sie aus Jessicas Haar entfernte. „Was zum Teufel …?“
    „Das ist ein Blatt, Superhirn.“
    „Es war nicht da. Du siehst anders aus. Was hast du getan?“
    Jessica schluckte. Ihr wurde bewusst, dass sie von der Eile noch immer außer Atem war. Ihr Gesicht war vermutlich genauso rot wie das von Beth. Ihre Hände waren von dem Trip durch die Eiche verkratzt, und ihr Haar musste zerzaust sein.
    Und dann starrte Beth das Armband an …
    „Ach das“, sagte sie in der Hoffnung, dass rechtzeitig eine Erklärung bei ihren Lippen auftauchen würde. „Ich wollte nicht, dass du siehst, wo ich es versteckt hatte, weil es so ein …
    großes Geheimnis ist. Hübsch, nicht wahr?“
    Beths Augen streiften das offene Fenster, und Jessica stöhnte innerlich. Es war vor wenigen Sekunden geschlossen und verriegelt gewesen.
    „Du hast dieses Armband … draußen versteckt?“
    „Äh, stimmt, jetzt hast du mich erwischt.“
    Beths Augen wurden zu schmalen Schlitzen. „Du hast mich in einen Schrank gesteckt, damit du aus dem Fenster springen kannst, um dein Armband zu holen? Bist du völlig durchgeknallt?“
    „Nein, aber du hast etwas über Jonathan gesagt …“ Jessica kramte in ihrem Gedächtnis. Die Unterhaltung hatte für sie vor einer Stunde stattgefunden, für Beth war aber nur eine Minute vergangen.

    „Genau, dass er Probleme mit der Polizei bekommen hat.“
    „Stimmt! Das war’s.“ Sie hielt das Armband ins Licht. „Ich wollte dir das hier aber zeigen. Er hat es mir geschenkt.“ Auf ihrem Gesicht breitete sich ein riesiges, idiotisches und strahlendes Lächeln aus. „Ist das nicht toll?“
    „Na klar“, antwortete Beth, die Jessica gebannt im Blick behielt. „Es ist wunderbar. Und ich bin froh, dass du es … draußen versteckt hältst. Im Gebüsch.“
    Jessica seufzte. „Sein Name bedeutet ,dich berühren‘.“
    „Es hat einen Namen?“
    „Logo.“ Jessica zuckte mit den Schultern. „Egal, schön, dass du reingeschaut hast. Ich bin froh, dass ich es dir zeigen konnte.“ Sie umarmte Beth fest. „Wir sehen uns morgen.“
    Jessica öffnete ihre Tür, und ihre kleine Schwester ging hinaus, wobei sie sich verunsichert umsah, völlig ratlos, weshalb sie sich so verwirren lassen konnte.
    „Ich sorge dafür, dass du ihn bald kennenlernen wirst“, flüsterte Jessica.
    Beth nickte kurz und stürzte eilig auf leisen Sohlen in ihr eigenes Zimmer.

2.42 Uhr nachmittags
15
    Das Haus machte nicht viel her. Es duckte sich finster und ungepflegt unter verschlungenen Ranken, hinter der Pilzwolke der Weide vor der Nachmittagssonne geschützt.
    Dess warf noch einen Blick auf den GPS-Empänger. Hier war es. Eigentlich waren die Parallelen, die sie hierhergeführt hatten, schon immer offensichtlich gewesen. Als ihr erst einmal bewusst geworden war, dass sie von der Basis sechzig ausgehen musste, waren die Berechnungen einfach gewesen.
    Im vergangenen Jahr hatte ihnen Mr Sanchez im Algebrakurs für Fortgeschrittene erklärt, wie man in Basis zwei umwandeln konnte (indem man normale Zahlen in Einsen und Nullen umrechnete), wobei er ständig behauptet hatte, dass sie mit diesem Wissen eines Tages Computerjobs bekommen würden. Na klar. Ein paar zusätzliche Arbeitsplätze im Computerraum an der Bixby High waren bestimmt hilfreicher.
    Dess ließ Mr Sanchez aber immer in seinem Glauben, außerdem waren Umrechnungsübungen auf neuen Basen eine willkommene Abwechslung. Sie hatte damit ihr Hirn auf Trab gehalten, bevor Jessica Day aufgetaucht war, die alle auf Trab hielt.

    Nach den binären Zahlen (mit denen Dess nach 256 Sekunden fertig war), machte sie sich an die Basis sechzig, weil eine Minute sechzig Sekunden hatte und eine Stunde sechzig Minuten. Insofern wusste Dess aus dem Stegreif, dass beispielsweise 2.31 Uhr morgens 9.060 Sekunden nach Mitternacht war.
    Natürlich stellte sich die Frage, was man mit solchen Trivialitäten anfangen sollte?
    Die Antwort war ihr

Weitere Kostenlose Bücher