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Das Echo der Flüsterer

Titel: Das Echo der Flüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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wir es nicht genauso machen wie unten?«
    »Ich glaube nicht, dass die Tore hier so schwach besetzt sind, und mehrere Wachen gleichzeitig zu überrumpeln dürfte ziemlich schwierig werden.«
    Ein rhythmisches Stampfen drang an ihr Ohr. Bergalf reckte den Hals und sah den Hügel hinunter. »Die kommen ja wie bestellt!«, raunte er verzückt.
    Als Jonas den Trupp aus elf Wachleuten entdeckte, der sich im Gleichschritt dem Haupttor näherte, ahnte er, was der Fährtensucher vorhatte.
    Wenig später marschierten dreizehn Mann der Palastwache durch das geöffnete Tor und ein großer Rabe flog über die Mauer hinweg. Niemand bemerkte, dass die letzten beiden Malkits eigentlich nicht dazugehörten. Als die Einheit zu den Quartieren abbog, waren die falschen Kameraden schon wieder verschwunden, so als hätte es sie nie gegeben.
    »Das geht mir alles fast zu leicht«, zischte Bergalf leise.
    In diesem Moment landete Kraark zu ihren Füßen. Sein Schnabel deutete auffällig zu einem bestimmten Gebäude hin.
    »Ist Darina in diesem Haus?«, wisperte Jonas.
    Kraark nickte.
    »Jetzt beginnt der schwierige Teil«, meinte Bergalf. »Sobald wir Darina und Numin befreit haben, muss alles schnell über die Bühne gehen.«
    Auf leisen Sohlen und Krallen huschten Jonas und seine Begleiter durch die Schatten. Erst kurz vor dem Gefangenenhaus bemerkten sie die Wachen.
    »Wir müssen sie irgendwie weglocken«, flüsterte Bergalf. »Komm mit.«
    Sie zogen sich weiter in die Dunkelheit zurück. Mit einem Mal hob Bergalf sein Gesicht an und schnupperte.
    »Was soll das werden?«, fragte Jonas.
    »Ich rieche Schelpins«, antwortete der Fährtensucher. Er blickte sich suchend um und zeigte dann auf die dunklen Umrisse eines nahe gelegenen Hauses. »Das da drüben müssen Stallungen sein. Wollen doch mal sehen, ob meine Nase Recht hat.«
    Wenig später standen sie in einem großen Stall, in dem sich mindestens zweihundert Schelpins befanden. Zu Bergalfs Verwunderung gab es keine Stallburschen. Die Tiere waren völlig unbeaufsichtigt.
    Bergalf nickte. »Scheint, dass Kanthelm heute Nacht jeden Mann auf Patrouille geschickt hat. Wir werden uns hier ein paar Tiere ausleihen, wenn wir zur Höhle zurückkehren. Jetzt brauchen wir nur noch ein nettes Feuerchen.«
    »Du willst doch nicht etwa…?«
    Bergalf nickte entschlossen. »Hast du eine bessere Idee, um ein bisschen Unordnung in dieses Gemäuer zu bringen?«
    Der Fährtensucher erklärte Jonas kurz seinen Plan. Dann verließen sie wieder den Stall und überquerten den Innenhof. Der Junge ging geradewegs auf das Gefangenenhaus zu. Er legte erneut die Maske des Hauptmannes an, Bergalf war sein Schatten und der Rabe hielt sich im Hintergrund.
    »Neue Order«, sagte er im Ton Klimiths. »Die Situation hat sich geändert. Ihr könnt in eure Quartiere zurückkehren.«
    Die beiden Soldaten hatten eine stramme Haltung eingenommen, aber die Antwort des einen ließ etwas den pflichtschuldigen Gehorsam vermissen. »Aber, Hauptmann Klimith, die Ablösung ist doch noch gar nicht da.«
    Jonas zögerte. Was sollte er den Männern sagen? »Sie wird sich etwas verspäten, aus Gründen, von denen ihr nichts wissen müsst. Geht und gebt meinen Befehl an die übrigen Kameraden weiter. Ich werde solange hier bleiben und mich um die Gefangenen kümmern.«
    Die Wachen blickten Jonas unschlüssig an. Einige Herzschläge lang glaubte der falsche Hauptmann, seine Nerven würden die Anspannung nicht ertragen. Wenn er jetzt das Bild des Malkit-Soldaten aus dem Gedächtnis verlor, war alles verloren.
    Mit einem Mal salutierten die Wachmänner und marschierten zu ihren Kameraden.
    »Das war knapp«, hörte Jonas seinen Schatten sagen.
    »Hoffentlich schlucken auch die anderen den Köder, den wir ihnen hingeworfen haben.«
    »Gegen etwas mehr Freizeit hat wohl niemand etwas einzuwenden«, erklärte Bergalf leichthin.
    Jonas sah, wie die vier Wachen an der nächsten Gebäudeecke sich einige Zeit unterhielten. Zwei blickten zu ihm herüber. Er machte eine Geste, die, wie er hoffte, gebieterisch ‘ und unmissverständlich genug war. Tatsächlich schlossen sich die Wachposten ihren Kameraden an und sammelten auch die übrige Mannschaft ein. In einem geordneten Zug marschierten die Soldaten dann in Richtung der Quartiere davon.
    Nun standen die beiden Eindringlinge vor dem Eingang des Gefangenenhauses. Als Jonas zu den erleuchteten Fenstern hinaufblickte, erstarrte er.
    »Darina!«, hauchte er Bergalf zu.
    »Sie kann uns nicht

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