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Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Titel: Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Miller
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Pascal etwas anzuhängen. Glauben Sie mir, Tony – darf ich Sie Tony nennen –, Pascal war nicht mehr und nicht weniger ein Verbrecher als jeder einflussreiche Investor. Die Börse ist in den letzten Jahren viel komplizierter geworden. Die Finanzkrise hat, gottlob, muss man sagen, viele faule Fische in den Gully gespült. Die gesunden Firmen überlebten. Pascals Unternehmen ist solide, daher ist er übrig geblieben.«
    Es tat mir gut, dass endlich jemand etwas Positives über Pascal sagte. »Wer leitet seine Firma jetzt, nachdem er …«
    »Ein Konsortium, Leute, denen Pascal vertraut hat. Für Ausnahmefälle wie dem jetzigen wurde vertraglich vorgesorgt. Andererseits gibt es bis zu dem Zeitpunkt, an dem er offiziell für tot erklärt wird, ein juristisches Vakuum.« Unvermittelt legte Jessica ihre Hand auf meine. »Aber das sind nicht die Dinge, die wir besprechen wollen, nicht wahr?«
    Ich war so erleichtert, dass sie nicht die böse Rivalin war, vor der ich mich gefürchtet hatte, dass ich fast vergaß, dass es genau diese Dinge waren, über die wir reden sollten. Hatte David mir nicht auseinandergesetzt, dass nur ich in der Lage sein würde, Beweismittel beizubringen, die Pascal entlasten würden? Zahlen, Transaktionen, Front Running – ich hatte keine Lust, mich mit alldem zu befassen, dennoch fragte ich: »Wenn das Betrugsdezernat aber nicht lockerlässt und man gegen Pascal Anklage in Abwesenheit erhebt, was soll dann geschehen?«
    »Pascals Anwalt hat die Sache im Griff«, antwortete sie.
    »Davon hat der Ermittler nichts erwähnt.«
    »Natürlich nicht.« Jessica lächelte. »Weil er Sie verunsichern will. Das Dezernat weiß genau, ist die Frist bis zur offiziellen Erklärung des Todes erst verstrichen, kann es kaum noch etwas ausrichten. Deshalb setzt man Sie unter Druck. Sie sind, wie die Dinge liegen, das schwächste Glied in der Kette, und das nutzen die aus. Es geht um sehr viel Geld«, setzte sie hinzu, als ich nicht gleich antwortete. »Wenn so viel Geld auf dem Spiel steht, wird mit harten Bandagen gekämpft. Das gilt für Stein genauso wie für die Vertreter meines Mannes.« Sie stockte, ein kurzer, irritierter Blick. » Ihres Mannes, entschuldigen Sie.«
    »Ich mache mir nichts aus Geld«, antwortete ich. Meine Bemerkung musste ihr naiv vorkommen, und das war sie auch. Ich ärgerte mich, es gesagt zu haben.
    »Ich verstehe, was Sie meinen, Tony, aber Geld bedeutet nur zu einem Teil persönliche Bereicherung. Geld gibt die Möglichkeit, etwas zu tun. Ohne Geld müssen Sie das Leben so nehmen, wie es kommt. Mit den entsprechenden Mitteln können Sie etwas bewegen. Die Menschen, die auf dieser Welt etwas verändert haben, wussten das. Nur die Dummen sehen Geld als etwas an, mit dem sich protzen lässt. Die Klugen agieren weitsichtig damit, meist ohne dass es die Öffentlichkeit erfährt. Pascal war genau so ein Mensch.«
    »Sie wollen ihn doch wohl nicht zum Wohltäter stempeln?«
    »Natürlich nicht.« Sie lachte. »Er war immer auf seinen Vorteil bedacht. Gerade Ihnen wird das in ein paar Monaten zugutekommen.«
    »Wieso?«
    »Haben Sie nie über die Erbschaft nachgedacht?«
    »Ich hatte ehrlich gestanden so viel damit zu tun, herauszufinden, ob er noch lebt, dass ich …«
    »Sie sind die Haupterbin, davon bin ich überzeugt. Die Familie kriegt natürlich etwas, und ich weiß, dass er für Robbie vorgesorgt hat.«
    »Wer ist Robbie?«
    »Sie wissen nicht …?« Ihr Staunen ließ das schöne Gesicht für Momente mädchenhaft wirken. »Er hat Ihnen bestimmt von Robbie erzählt.«
    »Es tut mir leid, ich weiß wirklich nicht, wer das ist.«
    Sie wandte sich ab, brauchte einige Sekunden, die Fassung wiederzugewinnen. »Ich kann nicht glauben, dass er Ihnen das verschwiegen hat. Es macht überhaupt keinen Sinn.« Ernst und mit einer Spur von Mitleid sah sie mich an. »Robert ist unser Sohn. Er ist jetzt sieben Jahre alt. Als Pascal und ich uns trennten, war Robbie noch nicht mal vier.«
    Jessica trank einen Schluck; das Thema machte ihr sichtlich zu schaffen. »Robert hat seinen Vater vergöttert. Er leidet fürchterlich unter Pascals Tod.« Sie sah mich an.
    Ich hörte die harmlosen Gespräche rund um uns, das Gedudel der Musik, ich sah die Reflexion der Sonne in den Fensterscheiben. Wie in einem zerfallenden Puzzle brach mein Bild von Pascal, von unserer Ehe, Stück für Stück auseinander. Dahinter kam ein Mann zum Vorschein, der mir erschreckend fremd war. Wie hatte er so unehrlich, so feige sein

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