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Das Echo der Schuld

Das Echo der Schuld

Titel: Das Echo der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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brauchen können. Ich habe schon öfter als Kellnerin gejobbt, ich bin ganz gut darin. Na ja«, sie zuckte mit den Schultern, »wenigstens ist es dort wärmer als hier. Und vielleicht lerne ich ja auch mal jemand Nettes kennen.«
    »Ich wünsche es Ihnen von Herzen«, sagte Baker. Er klang aufrichtig.
    Dann räusperte er sich. »Miss Alby, weswegen ich komme … Es gibt da eine neue Information, den … den mutmaßlichen Mörder der kleinen Rachel Cunningham betreffend.« Kurz berichtete er von Julias Aussage, nach der Rachel mit dem Mann, der sie wahrscheinlich später missbraucht und getötet hatte, verabredet gewesen war.
    »Sie hatte ihn einige Wochen zuvor kennen gelernt, fieberte der Begegnung mit ihm entgegen. Leider ist mit ihrer Beschreibung wenig anzufangen. Sie hatte ihrer Freundin lediglich erzählt, dieser Mann sähe ganz toll, wie aus einem Film aus.« Er seufzte. »Das hilft uns nicht wirklich.«
    »Nein«, sagte Liz.
    »Unsere Überlegung ist nun die, dass jener Mann vielleicht auch schon im Vorfeld an Ihre Tochter Sarah herangetreten ist. Wenn wir davon ausgehen, dass es sich um denselben Täter handelt, was wir vorläufig tun. Der Mann scheint eine gewisse Geschicklichkeit zu haben, Kindern Versprechungen zu machen, die diese alle Vorsicht vergessen lassen. Vielleicht hat Ihre Tochter irgendetwas in dieser Art erwähnt – etwas, dem Sie gar keine Bedeutung beimaßen, das aber unter diesen Umstanden in einem neuen Licht erscheint? Oder Sie haben sie mit jemandem zusammen gesehen? Kann das sein?« Er sah sie hoffnungsvoll an.
    Die tappen völlig im Dunkeln, dachte Liz, die haben nicht die kleinste Spur. Die greifen nach jedem Strohhalm.
    Sie überlegte. »Nein. Nein, ich habe niemanden in ihrer Nähe gesehen. Meine Tochter war ja auch erst vier Jahre alt. Sie lief nicht allein in der Gegend herum.«
    »Sie könnte mal eine Weile unbeaufsichtigt auf einem Spielplatz …«
    »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Liz empört. »Dass ich mein Kind ohne Aufsicht auf irgendwelchen Spielplätzen habe herumsitzen lassen?«
    »Miss Alby, das wollte ich keinesfalls …«
    »Ich weiß schon, das haben Sie ja zur Genüge aus meiner Nachbarschaft erfahren. Dass ich eine schlechte Mutter bin … war. Dass ich mich nicht genug gekümmert habe. Dass Sarah nicht genug geliebt wurde. Und da denken Sie nun …«
    »Bitte, Miss Alby!« Baker hob beschwichtigend beide Hände. »Nehmen Sie nicht alles persönlich und versuchen Sie zu verstehen, dass ich hier nur meinen Job mache. Wobei ich wirklich zutiefst daran interessiert bin, den Kerl hinter Gitter zu bringen, der zwei kleine Kinder auf dem Gewissen hat und vielleicht schon hinter dem nächsten Opfer her ist. Ich versuche, Möglichkeiten zu konstruieren, bei denen er auf Ihre Tochter aufmerksam werden und mit ihr in Kontakt treten konnte. Das ist alles.«
    Sie atmete tief. Er hatte Recht. Er hatte sie nicht angegriffen. Er versuchte, ein Monster zu fassen. Er konnte nicht ständig darüber nachdenken, wem er mit welcher Frage vielleicht zu nahe trat.
    »Sie hat mir nichts erzählt. Daran würde ich mich erinnern. Und ich habe sie nie mit einem Fremden gesehen. Vielleicht … dass sich im Kindergarten mal jemand an sie herangemacht hat? Aber dort passt man sehr auf …« Sie schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.«
    »Wir werden selbstverständlich mit den Betreuern im Kindergarten auch noch einmal sprechen«, sagte Baker. Er sah müde aus. Liz konnte spüren, dass ihm der Fall wirklich an die Nieren ging.
    »Haben Sie Kinder?«, fragte sie.
    Er nickte. »Zwei Jungs. Acht und fünf Jahre alt.«
    »Jungs sind nicht so gefährdet«, sagte Liz.
    »Leider doch«, widersprach Baker, »leider machen sich die Pädophilen auch an Jungen heran. Kein Kind ist vor ihnen sicher.«
    »Schaffen Sie oder Ihre Frau es immer, auf Ihre Kinder aufzupassen?«
    »Nein. Natürlich nicht. Vor allem der Große ist stundenlang mit seinem Fahrrad unterwegs. Meist zusammen mit Freunden, aber wenn die sich unterwegs trennen, würden wir es nicht mitbekommen. Man kann seine Kinder nicht an die Leine legen. Man kann sie nicht rund um die Uhr bewachen. Man kann nur versuchen, ihnen mit aller Klarheit einzuschärfen, dass sie Fremden nicht vertrauen dürfen. Nie in fremde Autos steigen. Nie mit jemandem mitgehen. Den Eltern sofort Bescheid sagen, wenn jemand sie anspricht, den sie nicht kennen. Aber«, er schüttelte resigniert den Kopf, »all das hatten Mr. und Mrs.

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