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Das Echo der Schuld

Das Echo der Schuld

Titel: Das Echo der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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geht es mir besser.«
    So würde es nicht sein, das wusste sie: Ihr stand eine schaurige Nacht bevor. Sie kroch in ihr Bett, rollte sich wie ein Embryo zusammen, zog ihre Knie bis fast ans Kinn. Sie konnte nicht aufhören zu frieren.
    Vielleicht sollte ich doch einen Arzt anrufen, dachte sie, aber über diesem Gedanken schlief sie schon ein.
    Als sie aufwachte, war es draußen dunkel. Im Zimmer brannte eine Stehlampe in der Ecke. Wind war aufgekommen und bewegte die Zweige der Bäume; Grace konnte die tanzenden Schatten der Blätter an den Wänden sehen.
    Sie richtete sich langsam auf. Ihr Kopf schmerzte, jeder Knochen im Körper tat ihr weh, aber sie fühlte sich ein wenig kräftiger als am Nachmittag. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es fast acht war. Längst an der Zeit, dass Kim ihr Abendessen bekam. Wie rührend von der Kleinen, dass sie sich so ruhig verhalten und ihren, Graces, Schlaf nicht gestört hatte.
    Grace kletterte aus dem Bett. Als sie sich aufrichtete, drehte sich das Zimmer für einen Moment vor ihren Augen, und sie musste sich kurz am Nachttisch abstützen. Aber dann wurde ihr Blick klarer. Sie schlüpfte in ihre warmen Pantoffeln, zog ihren Morgenmantel über und schlurfte in die Küche.
    Da war niemand. Nur die Katze lag in ihrem Körbchen und schlief. Auf dem Tisch standen der leere Becher, in dem sich der Kakao für Kim befunden hatte, daneben der Teller, auf dem die Kekse gewesen waren. Alles ausgetrunken, alles aufgegessen. Die Küchenuhr tickte gleichmäßig.
    Grace ging ins Wohnzimmer hinüber in der Erwartung, Kim vor dem Fernseher zu finden. Aber das Zimmer war dunkel, der Fernseher ausgeschaltet. Grace runzelte die Stirn. War Kim etwa schon ins Bett gegangen?
    Es gab eine kleine Kammer neben dem Bad, die den Walkers als Gästezimmer diente. Von wachsender Unruhe geplagt, schaute Grace hinein: Die Kammer war leer. Das Bett unbenutzt.
    »Das gibt es doch nicht«, murmelte sie.
    Das Bad war leer. Die Speisekammer war leer. Selbst in den Keller tappte Grace hinunter, schaute in die Waschküche und in den Vorratsraum. Nichts. Keine Spur von einem kleinen Mädchen.
    Sie griff sich an den Kopf. Spielte ihr das Fieber einen Streich? Hatte Kim angekündigt, irgendwo hin gehen zu wollen, und hatte sie es unter dem seltsamen Schleier, der sie umgab, nicht wahrgenommen? Aber derart benommen war sie nicht, wirklich nicht. Sie erinnerte sich, dass Kim ihre neuen Bücher hatte einbinden wollen. War sie hinübergegangen in das Haus ihrer Eltern, um nach Papier zu suchen?
    Bleib ganz ruhig, ermahnte sie sich, aber ihr Herz raste dennoch wie irr. Es muss gar nichts passiert sein. Bevor diese … diese Morde an den zwei kleinen Mädchen in King's Lynn geschahen, hätte dich das gar nicht besonders aufgeregt. Da war Kim immer irgendwo auf dem großen Grundstück unterwegs, und kein Mensch hat sich Gedanken gemacht.
    Aber diese Morde waren eben geschehen. Die Idylle war keine Idylle mehr.
    Mit zitternden Fingern wählte Grace die Nummer vom Haupthaus. Nach endlosem Klingeln wurde schließlich abgenommen, und eine zarte Stimme hauchte: »Hallo?«
    »Grace Walker hier«, krächzte Grace, »ich bin die Frau des Verwalters hier von Ferndale. Ist Kim drüben bei Ihnen?«
    »Wer spricht dort?«, fragte das Stimmchen.
    Grace hätte das begriffsstutzige Wesen durch das Telefon hindurch schütteln mögen. »Ich bin Grace Walker. Die Frau von Jack Walker, dem Verwalter. Wir wohnen in dem kleinen Pförtnerhaus ganz unten an der Auffahrt …«
    »Ach so, ja«, sagte das Stimmchen.
    »Kim wohnt doch zur Zeit bei uns. Ich habe ein paar Stunden geschlafen, weil ich ziemlich erkältet bin. Nun kann ich sie nirgends finden. Ich dachte, sie ist vielleicht drüben?«
    »Nein. Das hätte ich gemerkt.«
    »Und wenn Sie noch einmal nachsehen? Das Haus ist ja ziemlich groß und vielleicht …« Grace ließ den Satz offen.
    »Ich schaue nach«, versprach das Stimmchen, »ich rufe Sie gleich zurück.«
    Grace diktierte ihr die Nummer und legte dann auf.
    Lieber Gott, dachte sie. Ein siebenjähriges Kind, das ihr anvertraut war. Und sie legte sich einfach schlafen. Schlief so tief und fest, dass sie über Stunden nichts sah und hörte.
    Wenn etwas passiert ist … das verzeihe ich mir nie. Niemals.
    Aber es musste nichts passiert sein. Warum sollte sie das Schlimmste denken? Das war Unsinn. Es lag am Fieber, dass sie kurz vor dem Durchdrehen stand.
    Um irgendetwas zu tun, setzte Grace Teewasser auf. Als sie gerade einen Beutel

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