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Das Echo der Schuld

Das Echo der Schuld

Titel: Das Echo der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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ziemlich schnell beschlossen, dass es im Augenblick wichtigere Dinge in ihrem Leben gab. Eine gute, zuverlässige Schülerin konnte sie später immer noch sein.
    »Ich … gehe schon«, sagte sie hastig.
    Die Dame sah sie eindringlich an. »Wenn es Probleme gibt … möchtest du, dass ich deine Mutter anrufe? Wenn du mir ihre Nummer …«
    Um Gottes willen, das wäre das Letzte, was sie gebrauchen konnte.
    »Keine Probleme«, versicherte sie, »ich habe einfach die Zeit vergessen.«
    Sie lächelte unsicher, überquerte dann die Straße, wobei sie den Schreibwarenladen fixierte. Es war die letzte Gelegenheit … Aber nichts rührte sich, niemand betrat das Geschäft oder kam heraus. Es war ein völlig ereignisloser Montag.
    Und Janie wusste, dass sie den Rest des Tages damit verbringen würde, ihre Einladungskarten, deren Einsatz immer unwahrscheinlicher wurde, anzusehen und dabei mit den Tränen zu kämpfen. Und sie würde darüber nachdenken, wie viel Ärger ihr das heutige Schwänzen einbringen würde.
    Bis Mum davon erfuhr, sollte sie sich eine richtig gute Erklärung überlegt haben.
     
    7
     
    Um fünf Uhr holte Grace Kim von der Schule ab, und sie tat es mit der letzten Kraft, die sie noch aufbringen konnte. Sie spürte, dass das Fieber gestiegen war, aber sie wagte nicht, die Temperatur zu messen, weil sie Angst hatte, dass das Ergebnis sie erschrecken und noch mehr lähmen würde. Gegen drei Uhr hatte Jack angerufen. Die Verbindung war schlecht gewesen; sie hatte das gleichmäßige Brummen des Motors ziemlich laut und seine Stimme eher leise gehört. »Wie geht's?«, hatte er gefragt.
    Ihr taten die Zähne weh und alle Knochen, aber sie hatte behauptet: »Gut. Na ja … den Umständen entsprechend.«
    »Du hörst dich aber nicht gut an.«
    »Wirklich, es geht schon.«
    »Ich hätte nicht fahren sollen.«
    »Doch. Es war mir wichtig, dass du fährst.«
    »Hat sich Madame gemeldet?« Grace wusste gleich, dass er Mrs. Quentin meinte. Das Wort Madame klang abfällig, und so hatte er sie auch noch nie bezeichnet. Bei ihm hatte sie wohl für alle Zeiten verspielt.
    »Nein. Ich habe nichts von ihr gehört.«
    Er murmelte etwas, das Grace geflissentlich überhörte. Nachdem er ihr aufgetragen hatte, sich zu schonen, beendeten sie das Gespräch, und Grace kroch in ihr Bett zurück. Ihr graute vor dem Moment, da sie aufstehen und sich auf den Weg zu Kims Schule machen musste. Ganz kurz spielte sie sogar mit dem Gedanken, sich an Livia Moor zu wenden, die offenbar für einige Zeit drüben im Haupthaus wohnte. Über ihre Anwesenheit hatte Frederic Grace informiert, aber wer genau sie war und weshalb sie hier Unterschlupf gesucht hatte, blieb ein wenig unklar. Grace hatte sich jedoch zusammengereimt, dass sie irgendetwas mit dem Mann zu tun hatte, mit dem Virginia Quentin durchgebrannt war. Ihr war das zu suspekt. Dieser Person hätte sie ihren kleinen Liebling nicht anvertraut.
    Irgendwie schaffte sie es, mit dem Auto bis zur Schule und wieder zurück zu kommen. Kim erzählte ohne Punkt und Komma, aufgeregt und überdreht. Sie hatte zwei neue Mitschüler bekommen, neue Lehrer, ein neues Klassenzimmer. Ihre Traurigkeit vom frühen Morgen war verflogen. Grace fürchtete aber, dass sie am Abend wieder unglücklich sein würde. Alles das, was sie Grace erzählte, hätte sie zu gern auch ihrer Mummie berichtet.
    Wenn ich nicht so krank wäre, würde ich mich richtig über sie ärgern, dachte Grace.
    Daheim kochte sie einen Kakao für Kim und stellte ihr einen Teller mit Keksen hin, aber dann merkte sie, dass sie wieder ins Bett musste. Sie hatte weiche Knie und fror so, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen.
    »Kim, mein Schatz«, sagte sie mühsam, »ich muss mich ein wenig hinlegen. Es tut mir leid, aber mir geht es gar nicht gut. Du kannst ein bisschen fernsehen, wenn du möchtest, ja?«
    »Wir müssen meine neuen Bücher einbinden«, sagte Kim.
    »Wir hätten Papier kaufen sollen«, stellte Grace schuldbewusst fest. »Wir werden das morgen tun, ja? Wenn dich morgen jemand schimpft, dann sagst du, dass ich so krank war, aber dass ich mich darum kümmern werde.«
    Kim machte ein betrübtes Gesicht. Sie hätte gern die Bücher in schönes, neues Papier gewickelt, ihre Hefte beschriftet, ihre Stifte gespitzt. Das alles an Graces großem Küchentisch, gemütlich unter der hellen Lampe.
    »Wann kommt Mummie?«, fragte sie.
    Grace seufzte. »Ich weiß es nicht. Und nun, bitte, sei lieb. Ich brauche ein, zwei Stunden Schlaf, dann

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