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Das Echo der Schuld

Das Echo der Schuld

Titel: Das Echo der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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einen solchen Trubel auslösen würde?
    Dann hatten sie endlich nach Hause gehen dürfen, aber diesmal hatten sie nicht den Bus genommen wie auf der Hinfahrt. Diesmal hatte ein Beamter sie im Auto gefahren. Zum Abschied hatte er zu Mummie gesagt: »Sie müssen jetzt sehr, sehr ernsthaft mit Ihrer Tochter reden. Sie muss begreifen, in welcher Gefahr sie geschwebt hat!«
    Und Mummie hatte geantwortet: »Ich werde mit ihr reden. Verlassen Sie sich darauf.«
    Janie hatte heftiger geweint, denn es war klar, dass nun wütende Vorhaltungen über sie hereinbrechen würden. Außerdem würde sich Mummie schlimme Strafen ausdenken: keine Geburtstagsgeschenke, monatelang überhaupt kein Taschengeld mehr, und wahrscheinlich durfte sie mindestens bis Weihnachten keine Freundin besuchen oder an Geburtstagsfeiern teilnehmen.
    Aber seltsamerweise hatte Mummie nicht geschimpft, sondern ihr Sandwiches gemacht, ein Schaumbad eingelassen und sie dann ins Bett geschickt.
    Beim Essen hatte Mummie auch geweint. Und schließlich verkündet, sie werde am nächsten Morgen nicht zur Arbeit gehen, und Janie werde ebenfalls daheim bleiben, und sie würden miteinander reden.
    »Ich tu es nie wieder«, beteuerte Janie beim Frühstück, »ich schwänze nie wieder die Schule.«
    »Nein, das solltest du auch nicht«, sagte Doris, »es ist nicht gut, die Schule zu schwänzen. Aber …«
    »Ja?«
    »Aber es ist nicht das Schlimmste. Es ist, weiß Gott, nicht das Schlimmste«, sagte Doris und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
    Sie sah Janie an.
    »Dieser Mann«, sagte sie, »dieser Mann, der angeblich eine Geburtstagsparty für dich veranstalten wollte - weißt du, was er in Wahrheit vorhatte?«
    »Nein.«
    »Er wollte dich töten«, sagte Doris.
    Janie wäre fast der Kakaobecher aus der Hand gefallen. »Töten? Warum?«
    »Es ist schwierig, so etwas in deinem Alter zu verstehen«, sagte Doris, »aber es gibt solche Männer. Sie töten kleine Mädchen. Oder auch kleine Jungs. Es macht ihnen Spaß. Sie sind krank, sie sind verrückt, was weiß ich. Es ist auch egal, was sie zu Monstern gemacht hat. Wichtig ist nur, dass man sich vor ihnen in Acht nimmt. Man darf nie, nie, nie zu ihnen ins Auto steigen. Ganz gleich, was sie versprechen oder behaupten. Nie. Unter keinen Umständen. Das habe ich dir doch früher schon manchmal gesagt, erinnerst du dich? Dass du nie mit Fremden mitgehen sollst.«
    »Ja«, sagte Janie leise. Das hatte ihre Mutter gesagt. Sie hatte überhaupt nicht daran gedacht.
    »Aber er war so nett«, fügte sie hinzu, »wirklich, Mummie, total lieb und freundlich.«
    »Ja, was glaubst denn du, wie sie das sonst machen sollten?«, fragte Doris erregt. »Meinst du, sie bringen Kinder dazu, mit ihnen zu gehen, indem sie garstig und böse sind? Nein, natürlich sind sie reizend, und sie versprechen immer wunderbare Überraschungen. Aber am Schluss landest du in irgendeinem gottverlassenen Keller, und sie tun Dinge mit dir …« Sie sprach nicht weiter.
    Janie sah sie aufmerksam an. »Was für Dinge, Mummie?«
    »Schreckliche Dinge. Sie tun dir weh. Sie quälen dich. Du weinst und schreist nach deiner Mummie, aber sie lachen nur. Und schließlich töten sie dich, damit du niemandem erzählen kannst, dass sie dir wehgetan haben. Und das alles nur, weil du so leichtsinnig warst, ihnen zu glauben.«
    Janie konnte sich das fast nicht vorstellen. Der nette Fremde hatte ihr wehtun wollen? Sie töten? Mum war offenbar davon überzeugt. Stella auch. Und alle anderen bei der Polizei ebenfalls. Vielleicht stimmte es. Schon wieder traten ihr die Tränen in die Augen.
    »Ich tu es nicht, Mummie«, schluchzte sie, »ich gehe nicht mit, wenn mich noch einmal einer fragt.«
    Doris zündete sich eine Zigarette an. Ihre Hände zitterten leicht. »Würdest du morgen früh mit mir zu einer Beerdigung gehen?«, fragte sie.
    »Morgen früh? Muss ich da schon wieder nicht in die Schule?«
    »Nein. Und ich werde auch nicht arbeiten. Stattdessen …«
    »Wer wird denn beerdigt?«, fragte Janie. Sie hätte kaum sagen können, wie verwirrend sie das alles fand.
    »Ein kleines Mädchen«, antwortete Doris. »Sie war etwa so alt wie du.«
    Ein schrecklicher Verdacht keimte in Janie. Sie wagte es beinahe nicht, ihn auszusprechen. »Ist sie … dieses Mädchen … ist sie …?«
    »Ja«, sagte Doris. »Sie wurde getötet. Von einem Mann, der ihr etwas Schönes versprochen hat. Deshalb ist sie in sein Auto gestiegen.«
    Janie schluckte. Ihr Hals fühlte sich

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