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Das Echo der Schuld

Das Echo der Schuld

Titel: Das Echo der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Vater in ein Heim zu geben. Aber immer dann, wenn ich mich doch einmal dazu durchgerungen hatte – und ich kam etliche Male an diesen Punkt –, dann hat Nathan sich wieder dagegen gewehrt. Da er meinen Vater hasste, glaube ich nicht, dass er ihn beschützen wollte. Vielmehr war ihm klar, dass dann kein Geld mehr fließen würde. Wir lebten ausschließlich von meinem Vater, und das wäre dann nicht länger möglich gewesen. Nathan hätte nicht gewusst, wie es weitergehen sollte.«
    »Er kann mit dem Schreiben also nichts verdienen?«
    Livia lachte, und dann sagte sie das Härteste, was sie je über ihren Mann gesagt hatte: »Er hat nicht genug Talent. Er ist nicht fleißig genug. Nathan … hat nicht von dem Roman geträumt. Nathan hat immer nur vom schnellen Geld geträumt. Von nichts anderem.«
    »Ihm liegt sehr viel an Geld.«
    »Ich würde sagen«, erwiderte Livia, »dass er von morgens bis abends über fast nichts anderes nachdenkt.«
    Virginia nickte, dann fiel ihr ein, dass Livia ihr Nicken nicht sehen konnte und auf eine Antwort wartete.
    »Danke«, sagte sie, »ich werde Sie anrufen, wenn es etwas Neues wegen Kim gibt.«
    Sie legte den Hörer auf. Nahm ihn aber gleich darauf wieder hoch und wählte die Nummer von Superintendent Baker.
    Nathan war nicht in der Gegend gewesen, als das erste Kind verschwand. Und ihr Instinkt sagte ihr, dass er Kim tatsächlich nicht verschleppt hatte. Aber es war gleichgültig, was sie fühlte, dachte, glaubte. Er war ein notorischer Lügner, ein Hochstapler, ein Erpresser. Es ging um ihr Kind. Nicht um ihren, Virginias, guten Ruf. Nicht darum, einen Mann davor zu bewahren, möglicherweise unschuldig in die Mühlen polizeilicher Ermittlungsarbeit zu geraten. Es ging einzig um Kim, und solange nur der Schatten, nur der Hauch eines Verdachts an Nathan hing, musste dem nachgegangen werden.
    Mit fester Stimme verlangte sie, Superintendent Baker zu sprechen.
    5
     
    Frederic war ins Wohnzimmer gegangen, als das Telefon klingelte, und kehrte nun in die Küche zurück, wo Virginia am Tisch saß. Sie hatte ein Glas Milch vor sich – »heiße Milch mit Honig, das ist gut für die Nerven«, hatte Frederic gesagt und ihr die Milch gewärmt. Das war vor einer Stunde gewesen. Sie hatte zweimal an dem Getränk genippt, aber sofort hatte sie gemeint, ihr Magen ziehe sich zusammen. Inzwischen war die Milch längst kalt geworden, und eine Haut hatte sich auf der Oberfläche gebildet. Virginia konnte Kim hören. »Iiiiihh! Milch mit Haut!«
    Sie stützte den Kopf in die Hände. Kim, Kim, Kim!
    »Das war Superintendent Baker«, erklärte Frederic. »Sie verhören Nathan Moor seit Stunden. Ohne Ergebnis. Er hat sofort zugegeben, den Anruf getätigt zu haben, aber er streitet beharrlich ab, irgendetwas mit Kims Verschwinden zu tun zu haben.«
    Virginia hob den Kopf. »Und? Glaubt ihm Baker?«
    Frederic zuckte mit den Schultern. »Was kann man einem Mann wie ihm schon glauben?«
    Virginia nickte langsam. Vermutlich gab es nur eine einzige Wahrheit über Nathan Moor, und die hatte Livia klar und deutlich ausgesprochen: »Nathan hat immer nur vom schnellen Geld geträumt. Von morgens bis abends denkt er über fast nichts anderes nach.«
    Frederic setzte sich Virginia gegenüber an den Tisch. Sein Gesicht war bleich vor Müdigkeit. »Baker sagt, wenn wir es irgendwie schaffen, sollen wir trotzdem morgen zu der Beerdigung kommen. Schließlich – vielleicht ist Moor tatsächlich unschuldig …«
    »Er hat bestimmt nichts mit dem Tod der anderen Kinder zu tun«, sagte Virginia, »er war gar nicht in der Gegend, und …«
    »Behauptet er jedenfalls.«
    »Behauptet Livia.«
    »Die wir im Grunde auch nicht besser kennen als ihn«, sagte Frederic. »Ich meine, wer sagt uns denn, dass wir da nicht einem besonders durchtriebenen Gaunerpärchen aufgesessen sind? Denen ist das Schiff abgesoffen, und während sie hin und her überlegten, wie sie am besten wieder zu Geld kommen könnten, fiel ihnen ein, es doch einmal mit dir zu versuchen. Vielleicht hat sich Moor durchaus mit dem Einverständnis seiner Gattin an dich herangemacht. Es war ja von Anfang an offensichtlich, dass du recht wohlhabend bist.«
    »Das bin ich doch gar nicht. Du bist wohlhabend. Und dass du mich nicht gerade mit Geld überhäufen würdest, wenn ich mich mit einem anderen Mann einließe, muss jedem klar sein.«
    »Wieso? Selbst der schlaue Nathan Moor hat unsere Vermögensverhältnisse vielleicht nicht sofort im Detail durchschaut!«
    Sie

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