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Das Echo der Schuld

Das Echo der Schuld

Titel: Das Echo der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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jetzt auf jeden Fall das Geld!«, vollendete er seinen Satz.
    Sie fand das nicht komisch. Früher hätte sie sich trotzdem ein Lächeln abgerungen, um ihn zufriedenzustellen, jetzt fühlte sie sich zu krank und zu erschöpft.
    »Kommst du morgen wieder?«, fragte sie.
    »Klar. Und du schläfst jetzt noch ein bisschen, ja? Du musst deine Nerven schonen, und da ist genügend Schlaf sehr wichtig.«
    Und Liebe, dachte sie, während sie ihm nachsah. Die Tränen liefen ihr immer noch über das Gesicht, und die beiden Weiber glotzten sie an.
    Sie wandte sich ab, starrte wieder zur Decke.
    Kein Zuhause, kein Zuhause, hämmerte es in ihrem Kopf, ein grausames, bösartiges Stakkato. Kein Zuhause, keinzuhausekeinzuhausekeinzuhause …
     
    4
     
    Janie hätte am liebsten den ganzen Tag nur geweint. Bis um fünf Uhr hatte sie sich am Montag in dem Schreibwarenladen herumgedrückt, und der fremde Mann hatte sich nicht blicken lassen. Sie war von dem Ladenbesitzer böse angefahren worden, weil sie die Einladungskarten angefasst hatte, dabei war sie ganz vorsichtig gewesen, hatte nichts kaputt gemacht und auch keine Fettflecken hinterlassen. Der Laden war voller Menschen gewesen, die Schutz vor dem Regen gesucht hatten. Es hatte wirklich in Strömen gegossen, und Janies ganze Hoffnung war, dass der Mann bei einem so scheußlichen Wetter einfach nicht hatte vor die Tür gehen wollen. Vielleicht hatte er auch geglaubt, sie, Janie, würde bestimmt nicht kommen. Aber natürlich konnte es auch sein, dass er sauer war, weil sie ihn in der Woche davor versetzt hatte. Schließlich wollte sie etwas von ihm, nicht umgekehrt.
    Als sie gegen fünf Uhr noch immer vor den Karten gestanden und mit den Tränen gekämpft hatte, war dem Ladenbesitzer der Kragen geplatzt.
    »Hör mal, mein Fräulein, mir reicht's jetzt«, sagte er gereizt. »Ich bin hier kein öffentlicher Wartesaal für Kinder, die nichts mit sich anzufangen wissen. Entweder du kaufst jetzt etwas, oder du verschwindest. Aber ein bisschen plötzlich!«
    Sie hatte ihr ganzes Taschengeld mitgebracht. Da sie nicht viel bekam – und nicht regelmäßig, eigentlich nur dann, wenn Mum etwas übrig und zudem gute Laune hatte, und beides war selten der Fall –, besaß sie insgesamt nur ein knappes Pfund, und das reichte gerade für fünf Karten. Sie wollte aber mindestens fünfzehn Freunde einladen. Andererseits war es am Ende überhaupt Unsinn, auch nur eine einzige Karte zu kaufen, denn wie es aussah, ließ sich ihr Wohltäter ja nicht mehr blicken, und sie würde das Fest gar nicht feiern können. Bei dem Gedanken waren ihr schon wieder die Tränen in die Augen geschossen, und der Ladenbesitzer hatte ausgesehen, als werde er sie gleich höchstpersönlich hinaus in den Regen setzen. Ohne länger nachzudenken, hatte sie geflüstert: »Ich möchte fünf Karten, bitte!«
    Zu Hause hatte sie die Karten ganz hinten in ihre Schreibtischschublade gelegt, aber sie musste sie immer wieder hervorholen und ansehen. Die Verlockung, die ihr der fremde Mann angeboten hatte, war zu groß, sie konnte die Hoffnung, ihr Traum würde sich erfüllen, noch nicht aufgeben. Sie war auch am Dienstag zu dem Laden gelaufen, denn vielleicht hatte es wirklich am Regen gelegen, dass der Mann nicht gekommen war, und er würde nun einen Tag später erscheinen, aber er ließ sich nicht blicken. Sie hatte diesmal vor dem Geschäft herumgelungert, denn nun hatte der Besitzer sie auf dem Kieker, und sie traute sich nicht wieder hinein. Zumal ohne einen einzigen Penny in der Tasche. Auch heute, an diesem Mittwoch, war sie wieder dort gewesen, aber wiederum vergeblich. Eigentlich konnte sie nur auf den nächsten Montag hoffen. Das war dann schon der vierte September. Knapp zwei Wochen später hatte sie bereits Geburtstag.
    Selbst ihrer Mutter, die stets in ihre eigenen düsteren Gedanken versunken war, fiel beim Abendessen auf, dass mit ihrer Tochter etwas nicht stimmte.
    »Was ist los?«, fragte sie. »Du siehst ja aus wie drei Tage Regenwetter!«
    »Ich weiß auch nicht … ich …«
    »Bist du krank?« Doris Brown legte ihre Hand auf Janies Stirn. »Fieber hast du nicht«, stellte sie fest.
    Janie erschrak; Mum durfte auf keinen Fall glauben, sie sei krank, sonst durfte sie die Wohnung überhaupt nicht mehr verlassen.
    »Nein, mir geht's gut«, behauptete sie, »ich bin nur traurig, weil die Ferien nächste Woche vorbei sind.«
    »Na, du hast doch jetzt wirklich lange genug herumgegammelt! Es wird Zeit, dass du wieder

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