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Das Echo der Schuld

Das Echo der Schuld

Titel: Das Echo der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Liebes.«
    Er sagte das in dem gleichen Ton, in dem andere sagen würden: »Wir haben keine Butter mehr im Kühlschrank, Liebes.« Wie nebenhin, völlig harmlos. Als gebe es keine Tragödie, die hinter seinen Worten lag.
    Sie versuchte, die ganze Grausamkeit in seinen Worten nicht zu sich durchdringen zu lassen. »Wo wohnst du?«, fragte sie.
    »Bei den Quentins. Sie haben hier in der Nähe ein Haus und waren so freundlich, mir Unterkunft zu gewähren. Du erinnerst dich doch an die Quentins?«
    Die Quentins fielen ihr tatsächlich erst in diesem Moment wieder ein. Ihr Verstand, ihr Gedächtnis arbeiteten noch immer sehr langsam.
    »Virginia«, sagte sie mühsam, »ja, ich weiß. Virginia Quentin war sehr freundlich zu mir.«
    Sie hatte ihr Wäsche und Kleidung gebracht und hatte sie in ihrem Ferienhaus wohnen lassen. Das gemütliche Häuschen mit dem gemauerten Kamin und den hölzernen Möbeln … Und dem großen Garten, über dessen flach gedrücktes, gelbliches Gras der Wind fegte … Livia konnte sich dort am Fenster stehen und über das Meer starren sehen. Dann riss plötzlich der Faden. Zwischen dem kleinen Fenster mit seinem herrlichen Blick und diesem scheußlichen Krankenhauszimmer lag keinerlei Erinnerung.
    »Ich kann dort wohnen, bis es dir besser geht und du wieder reisefähig bist«, fuhr Nathan fort.
    Livia bemühte sich, den bohrenden Blicken der beiden fremden Frauen auszuweichen. »Ich möchte nicht hier bleiben«, flüsterte sie, obwohl die beiden sie offensichtlich ohnehin nicht verstanden, »es ist furchtbar. Die beiden Frauen können mich nicht ausstehen.«
    »Schatz, du bist seit etwa zehn Minuten zum ersten Mal seit fast einer Woche wieder bei vollem Bewusstsein. Du kennst die beiden Frauen überhaupt nicht. Wie willst du wissen, ob sie dich mögen oder nicht?«
    »Ich kann das spüren.« Ihr stiegen die Tränen in die Augen. »Und es riecht hier so schrecklich. Bitte, Nathan, ich möchte nicht bleiben!«
    Er nahm ihre Hand. »Der Arzt hat mir gerade gesagt, dass er dich frühestens am Freitag entlässt. Danach sollten wir uns schon richten.«
    »Am Freitag … Welcher Tag ist heute?«
    »Heute ist Mittwoch.«
    » Übermorgen …«
    »Das ist doch nicht mehr lange. Das kannst du aushalten.«
    Sie hatte das Gefühl, es keine zehn Minuten mehr auszuhalten, aber sie konnte Nathans Unerbittlichkeit spüren. Wenn sie etwas ganz genau an ihm kannte, dann war es die stählerne Härte, die hinter seinem Lächeln lag. Nathan würde nicht hingehen und mit dem Arzt verhandeln und debattieren und seine Frau am Ende ein oder zwei Tage eher mitnehmen dürfen. Er würde sie so lange hier liegen lassen, wie es nur ging.
    Und dann …
    Hoffnungslos dachte sie, dass es kein und dann gab. Sie hatten kein Zuhause mehr. Alles, was sie noch besessen hatten, war das Schiff gewesen, und das lag auf dem Meeresgrund. Sie hatten kein Geld, sie hatten nichts.
    Die Tränen quollen ihr nun aus den Augen, sie konnte sie nicht mehr zurückhalten. Sie wusste, dass er es hasste, wenn sie weinte, und er wäre nun sicher sehr barsch geworden, wenn sie allein gewesen wäre. So aber musste er sich zusammennehmen.
    »Du leidest unter den Nachwirkungen eines schweren Schocks«, wiederholte er geduldig. »Ein Schock, der zudem noch viel zu spät diagnostiziert und behandelt wurde. Es ist klar, dass du dich jetzt sehr elend fühlst und das ganze Leben in düsteren Farben siehst. Das wird besser, glaube mir.«
    »Aber«, ihre Stimme war nur ein Hauch, »wohin sollen wir gehen?«
    »Wir können erst einmal bei den Quentins wohnen.« »Aber doch nicht ewig!«
    »Nicht ewig, natürlich nicht.« Jetzt schwang Ungeduld in seiner Stimme. Er war verärgert. Er wollte über dieses Thema nicht sprechen. »Wir werden dann schon einen Weg finden.«
    »Wie soll denn der Weg aussehen?«, fragte sie.
    Er erhob sich. Er würde nicht länger mit ihr sprechen. Das Schlimme für sie war, dass er jederzeit gehen konnte. Sie musste hilflos zurückbleiben.
    »Nathan, kannst du nicht noch ein bisschen …«
    Er tätschelte ihre Hand. Die Geste war alles andere als liebevoll. »Schatz, ich habe mir das Auto von Virginia Quentin geliehen. Sie muss es wieder zurückhaben.«
    »Ein paar Minuten nur. Bitte!«
    »Außerdem stehe ich im Parkverbot. Wenn ich mich jetzt nicht beeile, riskiere ich einen Strafzettel, und für den …« Er lächelte wieder. Jungenhaft und charmant. Oh, sie wusste, wie Frauen dahinschmolzen unter diesem Lächeln! »Für den fehlt uns

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