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Das Echo der Vergangenheit

Das Echo der Vergangenheit

Titel: Das Echo der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Heitzmann
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Sofie. Manchmal brauchen die Menschen fremde Hilfe. Manchmal bekommen sie sie.« Seine Zweifel waren ebenso offensichtlich wie ihre. »Die Rechte von Eltern sind durch die Verfassung geschützt.«
    »Wo sind denn die anderen Kinder?«
    »Zu Hause. Nur bei Annie waren Hinweise auf Misshandlung zu sehen. Mögliche Vernachlässigung; Hunger, Angst, aber was soll’s, es ist eine glückliche Familie.« Seine Stimme klang so belegt, dass sie ihn prüfend ansah.
    »Meinst du, es wird ihr gut gehen?«
    »Frag deinen Bruder, den Propheten, wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist, mir das Herz aus dem Leib zu reißen.«
    Sofie zog die Augenbrauen hoch. »Habe ich etwas verpasst?«
    »Nee. Nur ein kleines Gespräch von Mann zu Mann.«
    »Matt ...«
    »Kein Problem. Ich habe nicht vor, dir wehzutun.«
    Doch Menschen taten sich gegenseitig weh. Diese Erfahrung hatte sie hinter sich. Diejenigen, die am meisten Macht hatten, anderen wehzutun, hatten die größte Verantwortung, es nicht zu tun. Und doch taten sie es. »Könntest du sie mal kurz nehmen?«
    »Klar.« Er nahm Annie auf den Arm und diesmal protestierte sie nicht. Tierkräcker waren eine erstaunliche Erfindung.
    »Ich bin gleich wieder da.« Sie ging ins Bad, wusch und trocknete sich das Gesicht mit einem kühlen Tuch und ließ den Kummer abfließen. Dann ging sie wieder zu Matt in die Küche zurück. Die Eieruhr klingelte und sie holte die Makkaroni aus dem Ofen. Während sie sich setzte, schnitt sie Tomaten in Scheiben und verteilte das gehackte Basilikum darüber, das Lance so konservierte, dass es das ganze Jahr über grün und geschmackvoll blieb.
    Während Matt mit Annie auf dem Arm im Zimmer herumlief, kam Star summend herunter, gefolgt von Elaine, die einzelne Worte aufsagte: »Erklärung. Ernährung. Erholung.«
    Sofie warf Matt einen Blick zu. Annie hatte seinen Finger umfasst, mit dem er auf ihren Bauch, dann ihre Nase und dann ihr Knie tippte. Ihr Lächeln ließ alle dahinschmelzen.

    * * *

    Während er mit Annie durch die Küche ging, wanderten Matts Gedanken in eine Richtung, die er nicht beabsichtigt hatte. Er war zweiunddreißig Jahre alt. Sein Job machte ihm zu schaffen und seine Vergangenheit kam in einer Weise hoch, wie er es noch nie erlebt hatte. Er hatte frühere Beziehungen oberflächlich gehalten, aber an seinen wachsenden Gefühlen für Sofie war nichts Leichtfertiges. Und Annie zu halten, löste in ihm väterliche Instinkte aus, die ihn beunruhigten.
    Er hatte nicht bewusst beschlossen, kinderlos zu bleiben, aber er hatte die Möglichkeit so von sich ferngehalten, dass die Sehnsucht ihn jetzt unerwartet überwältigte. Er hatte sich dem Wohl von Kindern in einem großen und umfassenden Sinne verschrieben. Aber ein eigenes zu haben und die Aufgabe der Erziehung zu übernehmen, bei der er Menschen in ernüchternder Regelmäßigkeit scheitern sah, war ein erschreckender Gedanke. Warum also fragte er sich mit Annie auf dem Arm, wie ein Kind von ihm und Sofie aussehen könnte? Wenn er sich Sofies Züge oder seine eigenen in einem Kind vorstellte, zu dem er jeden Abend nach Hause kam, verursachte das ein mulmiges Gefühl.
    Antonia kam herein, auf ihren Stock gestützt. Sie warf ihm einen Blick zu, dann nahm sie ihren Platz bei Tisch ein. Diese Menschen und dieser Ort hatten eine besondere Wirkung auf ihn. Der Glaube, der alles unterfütterte, sah mehr nach wahrer Liebe aus als alles, was er bisher gesehen hatte, und diese Menschen zu kennen, wenn auch erst kurze Zeit, hatte Sehnsüchte in ihm geweckt, die er vielleicht nie gefühlt hatte. Die Art, wie sie füreinander da waren, weckte in ihm das Bedürfnis, ein besserer Mensch zu sein.
    Zöllner und Prostituierte hatten sich wahrscheinlich so gefühlt, als sie mit Jesus und seinen Jüngern zusammen gewesen waren. Die haben etwas. Es macht einen guten Eindruck. Wir wollen das auch. Aber wollte er es wirklich?
    Sofie stellte die dampfende Schüssel mit der klebrigen Nudel-Käse-Mischung auf den Tisch. Er hatte nicht gewusst, dass man ein solches Gericht selbst herstellen konnte. Auch wenn er nur selten Fertiggerichte aß, warf er normalerweise nur einzelne Zutaten in den Niedrigtemperaturgarer, bevor er zur Arbeit ging, fügte Salat oder Obst hinzu und nannte es dann Abendessen.
    Er setzte Annie auf zwei dicke Telefonbücher, damit sie an den Tisch herankam. Scheinbar hungrig machte sie sich mit einem Löffel und ihren Fingern über ihre abgekühlten Makkaroni her. Er nahm eine Gabel, aber sein

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