Das Echo der Vergangenheit
Jüngerinnen machen will.«
»Es spielt keine Rolle, was sie glaubt.«
Er wusste diese Einstellung zu schätzen, aber was ihn wirklich beunruhigt hatte, war die Tatsache, dass er gesehen hatte, was hinter Cassinias Feindseligkeit lag; die Abtreibungen, die sie hart gemacht hatten. Der Schmerz, der ihre Anschuldigungen antrieb, tat mehr weh als ihre Worte und er wusste nicht, was er deswegen unternehmen sollte.
Dass Gottes Liebe in ihm mächtig war, war ein Geschenk, das er annehmen konnte. Aber das Gefühl, dass diese Liebe abgelehnt wurde? Das war zu viel verlangt.
»Du bist nicht dafür verantwortlich, was andere für eine Meinung von dir haben, egal ob gut oder schlecht.«
Er seufzte. »Erinnere mich immer wieder daran, ja?«
»Hast du schon etwas gegessen?«
Er schüttelte den Kopf. Er hatte gegen seine eigene Regel verstoßen, war nicht zum Abendessen zu Hause gewesen, weder zum Kochen noch zum Essen. »Es tut mir leid.«
»Nonna hat eine Portion für dich aufgehoben.«
Er hatte in letzter Zeit bemerkt, dass sie damit angefangen hatte, sie Nonna zu nennen, so wie alle anderen es auch taten. »Ich habe eigentlich keinen Hunger.«
»Lance.«
Er lehnte seine Stirn wieder an ihre. »Bitte dräng mich nicht.«
Aufmerksam sah sie ihm in die Augen. »Ich muss wissen, ob du in Ordnung bist.«
»Was würde dich denn überzeugen?«, fragte er lächelnd.
»Kannst du angeben oder einen Wutanfall bekommen?«
Er lachte. »Kommt nicht infrage.«
»Oder irgendetwas durchstechen?«
»Es ist nicht rebellisch, wenn alle es machen.«
»Aha, jetzt kommt also die Wahrheit raus. Und ich dachte, du magst einfach Ohrringe.« Sie berührte den kleinen Diamantohrstecker an seinem Ohrläppchen.
»Na ja …« Er zog sie an sich und sein Blick wanderte zu ihren Lippen. »Hast du wirklich gesagt, dass du mich heiratest?«
»Hätte ich diesen ungeheuer romantischen Antrag ablehnen sollen?«
Er legte seine Hände um ihre Taille. »Du willst Romantik?« Das kleine Stocken ihres Atems spornte ihn an, als sein Mund ihre Lippen suchte und sie leidenschaftlich küsste, bis Sofie vorbeiging, die Hand erhoben, um den Blick abzuschirmen.
»Sof.« Er drehte nur den Kopf.
Sie ließ die Hand sinken. »Ich wäre hintenherum gegangen, wenn ich gewusst hätte, dass ihr in der Küche knutscht.«
Ihre Worte klangen unbeschwert, aber etwas an ihrer Miene traf ihn wie ein Schlag. »Alles in Ordnung?«
»Natürlich.« Sofie war schon immer eine schlechte Lügnerin gewesen.
»Was ist passiert? Hat er sich danebenbenommen?«
Sie sah ihn verwirrt an. »Matt?«
»Wer denn sonst?«
Sie verschränkte die Arme. »Nein. Matt war völlig okay.«
»Wenn er mit dir spielt, Sof …«
»Es ist nicht Matt, verstanden?« Sie rieb sich die Oberarme. »Ich habe mit Carly telefoniert.«
»Was?«
Rese trat einen Schritt zurück, jetzt, da Lance’ Aufmerksamkeit sich verlagert hatte.
»Sie hat mich auf dem Handy angerufen. Ich glaube, sie hat es schon einmal probiert und da warst du dran.«
»Das war Carly?«
»Wer ist Carly?«, fragte Rese.
Sofie seufzte. »Erics Tochter. Er ist der Mann, mit dem ich früher zusammen war.«
Lance’ Magen zog sich zusammen. »Was wollte sie?« Er bemühte sich, sachlich zu klingen.
»Einfach nur reden, glaube ich. Wir hatten nur eine Minute und … dann ging Eric an den Apparat.«
»Du hast mit ihm gesprochen?«
»Das hätte ich tun sollen, aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte.«
Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Du darfst dich da nicht wieder reinziehen lassen.«
Wie von selbst wandte sie den Blick ab.
»Denk nach, Sof. Erinnere dich daran, wie es war.«
»Sie klang so süß. Anders, aber …«
»Mach denselben Fehler nicht ein zweites Mal.«
Traurigkeit lag in ihren Augen. »Bitte sei nicht wie Pop, Lance. Oder wie die anderen. Du bist der Einzige, der nicht geurteilt hat.« Sie machte die Tür auf und ging hinaus.
»Ich hätte es aber tun sollen«, sagte er, als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte.
* * *
Sofie schlüpfte in das dunkle Kutscherhaus, ließ sich aufs Sofa fallen und vergrub das Gesicht in den Händen.
»Was ist los, cara ?«, flüsterte Nonna.
Sofie sah zu ihr hinüber. In ihrem weißen Nachthemd stand sie in der Tür wie die alten Frauen im Märchen, die sich in schöne Feen verwandeln. »Ich wollte dich nicht wecken.«
»Wachen und Schlafen sind nur einen Atemzug auseinander«, sagte Nonna, als sie sich zu Sofie setzte. »Was ist passiert?«
Lance
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