Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)
der Milagro-Adel wart«, sagt Xotichl, woraufhin Lita die Augen verdreht.
»Wohl schon«, gesteht sie. »Trotzdem ist es total seltsam, dass mir solche Sachen nicht mehr wichtig sind. Es ist, als hätte ich mein ganzes Leben damit zugebracht, meine Stellung als Alphamädchen zu verteidigen – oder als Alphazicke, wie die meisten Leute sagen würden –, aber jetzt überlege ich nur noch, wie ich diesen Ort hinter mir lassen kann, sowie ich mit der Schule fertig bin. Ich kann es gar nicht erwarten, von hier wegzukommen.«
Ihr Blick schweift ab, als suchte sie nach dem exakten Zeitpunkt, an dem sich ihre Meinung über Enchantment gewandelt hat. Sie hat keine Ahnung, dass es am Tag der Toten war. In der Nacht, als ein Teil ihrer Seele wiederhergestellt wurde – den untoten Richters entwunden und ihr zurückgegeben.
Sie steht nicht mehr unter ihrem Bann. Sieht diese Stadt nicht mehr so, wie sie sie einst aufgrund von Manipulation sehen musste. Fürs Erste sind die Richters außerstande, sie zu berühren, außerstande, ihre Wahrnehmung zu beeinflussen. Und wenn es nach mir geht, werden sie nie wieder auf Lita zugreifen können.
»Diese Stadt ist der Inbegriff der Langeweile«, sagt sie. »Ehrlich. Ich weiß nicht, wie ihr es hier aushaltet.«
»Eigentlich ist es gar nicht so langweilig.« Ein Lächeln umspielt Xotichls Mundwinkel, als sie den Kopf zu mir neigt. »Es wirkt nur auf den ersten Blick so.«
Lita zieht eine Braue hoch und ist ganz anderer Meinung. Aber schließlich weiß sie auch nichts von der Brutstätte übernatürlicher Aktivitäten, die direkt unter der Oberfläche brodeln. Und mit etwas Glück bleibt es auch dabei.
»Bis jetzt hatte ich noch nie einen Ort, den ich mein Zuhause nennen konnte. Und auch wenn das hier vielleicht nicht meine Traumstadt ist, ist es doch gar nicht so übel«, sage ich und werde ganz ernst, als mir die volle Wahrheit meiner Worte aufgeht. So trostlos Enchantment zweifellos ist, lässt sich doch nicht leugnen, dass einige meiner liebsten Momente sich hier abgespielt haben. Ich werde tun, was ich kann, um das zu verteidigen. Hoffentlich gelingt es mir. Ich ziehe ein Kissen heran und drücke es mir fest an die Brust.
»Das sagst du nur, weil du verliebt bist.« Lita blickt zwischen mir und Xotichl hin und her. »Alles sieht besser aus, wenn du total auf jemanden stehst. Erst wenn der Zauber verfliegt – und glaub mir, das tut er immer –, kannst du eines Tages zurückblicken und sagen: Was zum Teufel hab ich mir dabei bloß gedacht ? « Sie zieht an einem losen Faden am Saum ihres engen V-Pullis. »Oder vielleicht geht es auch bloß mir so.« Seufzend lässt sie die Hände in den Schoß fallen. »Vielleicht bin ich einfach nur frustriert, nachdem ich meine ganze Jugend an Cade Richter verschwendet habe.«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass noch eine ganze Menge Jugend in dir steckt«, sagt Xotichl lachend. »Du giltst erst offiziell als alt, wenn du über fünfundzwanzig bist, oder ?« Sie lehnt sich zu mir herüber, damit ich es bestätige.
»Ehrlich gesagt, habe ich gehört, dass vierzig das neue Fünfundzwanzig ist. Wenn das stimmt, dann hat Lita noch massenhaft Jugendjahre vor sich, auf die sie sich freuen kann.«
»Super.« Lita stöhnt. »Jahrzehnte mit miesen Dates, die sich vor mir auftun – oh, welche Freude.« Sie nimmt eine dicke Haarsträhne in die Hand und sucht nach gespaltenen Spitzen. »Ihr habt leicht lachen, denn ihr müsst euch ja darüber nie wieder den Kopf zerbrechen. Hast du gesehen, wie Auden Xotichl ansieht ?« Sie lässt die Haare los und lässt sich auf dem Stuhl zurücksinken. »Das ist so ziemlich der Inbegriff all dessen, wovon ein Mädchen träumt. Und Dace hat anscheinend auch mehr zu bieten, als einem im ersten Moment ins Auge sticht.« Sie wirft mir einen schuldbewussten Blick zu und korrigiert sich rasch. »Ja, natürlich. Objektiv betrachtet könnte ich, wenn ich seinem Perversling von Bruder nie begegnet wäre, vielleicht sogar zugeben, dass er süß ist. Vielleicht sogar heiß. Mann, alle anderen finden es ja auch, also muss etwas dran sein. Aber der böse Geist von Cade überschattet alles, also werde ich letztlich dein Wort dafür nehmen müssen.«
»Wie dem auch sei …«, wirft Xotichl ein und lenkt damit vom Thema Cade ab. »Was war die zweite Frage ?«
»Ach, ich weiß nicht.« Lita zuckt die Achseln und verharrt immer noch in ihrer tiefen Enttäuschung über den Mangel an süßen Jungs hier in der Stadt. »Ich wollte
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