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Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)

Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)

Titel: Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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behalten hat. Keinen Grund, sie noch tiefer in das hier hineinzuziehen, als ich es bereits getan habe.
    Doch als ich versuche, ihr das klarzumachen und darauf zu bestehen, dass Leftfoot und ich allein alles Weitere besprechen können, tritt eine lange verborgen gebliebene Kraft zutage. »Du hast eine Erklärung verdient«, sagt Chepi. »Du hast es verdient, die Wahrheit zu erfahren.«
    Obwohl ich hier reingeplatzt bin und eine Erklärung verlangt habe, brauche ich einen Moment, um mich darauf vorzubereiten.
    Sie schaut an die Wand, als wären ihre Erinnerungen darauf geschrieben. Dann lässt sie die Schultern sinken und nimmt eine bequemere Haltung ein, während ihre Mundwinkel sich kaum merklich heben – ein enormer Kontrast zu dem verkniffenen Mund und den geballten Fäusten, mit denen ich gerechnet hätte.
    »Ich war damals noch so wahnsinnig jung.« Ihre Stimme wird ganz weich, während ein wehmütiges Lächeln ihre Wangen aufleuchten lässt und an eine unwiederbringliche Version ihrer selbst gemahnt. »Jolon – mein Vater, dein Großvater – hat sich auf eine enorm liebevolle und fürsorgliche Art um mich gekümmert, was ich aber überhaupt nicht begriffen habe, ehe er starb.«
    »Er hat dich nach Strich und Faden verwöhnt«, ergänzt Leftfoot und gibt der Geschichte, die schon allzu bald düster werden wird, damit ein Körnchen Leichtigkeit.
    Ihre Blicke begegnen sich, als würden sie die Erinnerung zwischen sich ausbalancieren. Die Verbindung bricht ab, als Chepi an ihren Ärmeln zieht und sich wieder mir zuwendet. »Ich war gerade sechzehn geworden. Nach heutigen Maßstäben war ich allerdings eine sehr junge und unschuldige Sechzehnjährige. Du kannst mir glauben, dass ich nicht einmal einen Hauch der Weltgewandtheit eurer Generation besessen habe. Zuerst habe ich meine Naivität für das verantwortlich gemacht, was mir zugestoßen ist, aber Leftfoot konnte mich schließlich davon überzeugen, dass das keine Rolle gespielt hat. Ich war Leandro so oder so nicht gewachsen. Er war wild entschlossen. Ich war sein Faustpfand. So einfach ist das.«
    Mein Blick schweift zu Leftfoot hinüber, und erneut muss ich seine Selbstlosigkeit würdigen – wie rasch er sich erboten hat, die vaterlose Lücke in unserem Leben zu füllen.
    »Es war ein aufregender Tag«, fährt sie fort. »Im ganzen Reservat herrschte reges Treiben. Aber ich war ganz besonders voller Vorfreude, weil mir Jolon versprochen hatte, mich in die Unterwelt mitzunehmen, damit ich mein Geisttier kennenlernen konnte.« Ihre Augen glänzen bei der Erinnerung. »Obwohl ich schon immer wusste, dass ich von Kolibri geleitet werde, hatte ich nie die Reise angetreten, um ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten. Ich war ja so glücklich – ich fühlte mich so erwachsen, als wäre ich endlich voll und ganz in die Gemeinschaft aufgenommen worden. Die mystischen Künste hatten mich schon immer fasziniert, denn ich hatte seit frühester Jugend bei Jolon gelernt. Doch sowie ich sechzehn Jahre alt geworden war, versprach er, meine Ausbildung zu intensivieren. Er war überzeugt davon, dass ich seine Gabe geerbt hatte. Es galt als ausgemacht, dass ich eines Tages in seine Fußstapfen treten würde …«
    Sie verstummt und fährt mit den Fingerspitzen über die Maserung der Tischplatte und bereitet sich auf das vor, was als Nächstes kommt. Ihr Gesichtsausdruck veranlasst mich, nach ihrer Hand zu greifen, in der Hoffnung, dass ihr das die Kraft gibt fortzufahren.
    »Wir wollten eigentlich früh aufbrechen, aber wie es bei Jolon oft vorkam, wurden wir aufgehalten, weil ein Nachbar krank geworden war und seine Behandlung brauchte. Normalerweise hätte ich ihm assistiert, doch ich war zu aufgeregt und meine Energie zu konfus, als dass ich hätte nützlich sein können. Also stieg ich auf mein Pferd, eine alte Stute namens Lucky, die ich sehr liebte, und machte mich auf den Weg zu den verkrümmten Wacholderbäumen, wo ich auf Jolon warten wollte. Unterwegs ist mir Daniel begegnet – ein wuschelhaariger, braunäugiger Junge, in den ich heimlich verknallt war. Zumindest dachte ich, es sei eine heimliche Liebe, aber ich hatte meine Gefühle wohl nicht gut genug verborgen.« Sie blinzelt unsicher, und ihr Gesicht nimmt einen resignierten Ausdruck an. »Jedenfalls hat sich Daniel erboten, mich zu begleiten, doch zuerst wollte er mir noch etwas Tolles zeigen. Es werde nicht lange dauern, behauptete er und versprach, dass ich zurück am Portal wäre, ehe Jolon

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