Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)
ihrem Gesicht einen Anflug von Reue darüber, auch nur so viel verraten zu haben. Alles, was sie mir erzählt, dient nur dazu, mein Feuer anzufachen. Feuer und Phyre sind jetzt ein und dasselbe.
»Sag mal«, hake ich nach. »In welchem Verhältnis stehen sie zueinander ? Ich meine, sie waren ja wohl irgendwie zusammen, aber wie eng eigentlich ?« Ich schaue Xotichl durchdringend an und muss daran denken, was mir Dace neulich über die gar nicht mehr so verzauberte Quelle gesagt hat. Dass er nur mit einem einzigen anderen Mädchen jemals dort gewesen sei. Tief in meinem Herzen weiß ich, dass es Phyre war.
Xotichl seufzt und spielt mit ihrer Wasserflasche. »Sie sind alle beide im Reservat aufgewachsen.«
»Und ?« Sie windet sich und rutscht unbehaglich hin und her. Obwohl ich bei dem Anblick ein schlechtes Gewissen bekomme, hindert mich das nicht daran, sie noch weiter zu bedrängen. »Hör mal, ich hab’s kapiert, okay ? Jeder hat eine Vergangenheit. Mann, mehr oder weniger die ganze Schule weiß über meinen Vane-Wick-Fehltritt Bescheid.«
»Nein, nicht mehr oder weniger . Jeder weiß es. Sogar die Lehrer haben darüber geredet.«
Sie grinst. Ich lache. Aber dann werde ich schnell wieder ernst.
»Hier ist irgendwas anders. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass sie noch nicht ganz mit ihm fertig ist – noch nicht ganz … über ihn weg ist. Oder leide ich jetzt schon an Verfolgungswahn ? Benehme ich mich wie eine jämmerliche, eifersüchtige Freundin, die bei jedem hübschen Mädchen ausrastet, das ihren Freund auch nur ansieht ? Wenn das nämlich der Fall ist, musst du es mir gleich sagen, damit wir einschreiten und einen Weg finden können, das auszumerzen.«
»Schau mal«, erwidert Xotichl. »Ich bin nicht über die ganze schmutzige Wäsche im Bilde, aber ja, ich habe die Gerüchte gehört, und Lita hat mehr oder weniger bestätigt, dass sie etwas miteinander hatten. Und als sie heute Mittag beim Lunch Dace damit konfrontiert hat, hat er es auch nicht direkt abgestritten. Sie hat ihm deswegen regelrecht die Hölle heißgemacht. Hat ihm gesagt, er soll dich lieber nicht hintergehen, sonst bekäme er es mit ihr zu tun.«
Wir wenden uns der Bühne zu, vor der sich Lita seitlich aufgebaut hat und darauf brennt, sich das Mikrofon zu schnappen, sowie Audens Gitarrensolo beendet ist.
»Sie ist eine sehr seltsame, aber erstaunlich loyale Freundin. Ich werde nie so richtig schlau aus ihr. Jedenfalls war es ziemlich beeindruckend. Echt schade, dass du es verpasst hast.«
»Dann findest du das also auch. Dass ich eine eifersüchtige Zicke bin.« Ich sacke auf meinem Barhocker zusammen. Dabei frage ich mich, ob es ein schnelles Mittel gegen Eifersucht gibt – vielleicht einen Zauberspruch oder ein Kraut, das ich einnehmen kann ?
»Nein«, Xotichl senkt die Stimme zu einem Flüstern, »das meine ich ganz und gar nicht. Es steckt irgendetwas dahinter, dass sie so aus heiterem Himmel hier auftaucht. Und bis jetzt habe ich auch ihre Energie noch nicht zu fassen bekommen. Aber das wird noch, lass mir nur Zeit. Wegen Dace brauchst du dir allerdings keine Sorgen zu machen. Oder vielmehr nur wegen Cade.«
Ach ja. Der. So schrecklich es sich auch angefühlt hat, mich in meinem jämmerlichen Pfuhl der Eifersucht zu suhlen, war es doch eine nette Verschnaufpause davon, mich wegen einer wesentlich größeren Gefahr verrückt zu machen, die bedrohlich vor mir aufragt.
»Glaubst du, er taucht zur Geschenkübergabe auf ?«
Die Frage war nicht ernst gemeint. Ich habe sie nur so dahingesagt, um die Stimmung aufzulockern. Doch noch ehe Xotichl antworten kann, erklimmt Lita die Bühne und schnappt sich das Mikrofon.
Sie steht vor uns, die Santa-Claus-Mütze schräg übers eine Auge gezogen, was ihrem sexy Weihnachtsfrau-Look noch eine extra gewagte Note verleiht. Lässig schlendert sie am Bühnenrand entlang, damit alle sie gleich gut sehen können. »Ich will euch allen dafür danken, dass ihr euch die Zeit genommen habt, zu meiner alljährlichen Rabbit-Hole-Weihnachtsparty zu kommen !« Sie hält inne, woraufhin die Zuhörer sofort zu pfeifen und zu johlen beginnen, bevor sie sie wieder zum Schweigen bringt, als sie findet, dass es reicht. »Es sind eine Menge neuer Gesichter unter euch, und ich weiß, wie sehr ihr euch darüber freut, endlich auch dazuzugehören. Betrachtet es einfach als mein kleines Geschenk an euch !« Sie hält erneut inne, und als die Jubelrufe ein bisschen gedämpfter klingen als beim ersten Mal,
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