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Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)

Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)

Titel: Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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kann.
    »Du hast recht.« Sie lächelt, ungerührt von meinen Worten, und ignoriert meine entschlossene Miene. »Vieles hat sich verändert. Mich eingeschlossen.« Sie dreht sich ein wenig vor mir hin und her, sodass ihr das Kleid auf eine Weise um die Beine schwingt, die wohl verführerisch sein soll. Mich quasi auffordert, sie genauso wahrzunehmen und zu bewundern wie früher.
    Ich wende mich ab. Verweigere mich ihr hartnäckig. Wünschte, ich könnte diese müde, alte Erinnerung auslöschen, die sie unbedingt wieder aufleben lassen will.
    »Ich habe mich nicht nur äußerlich verändert«, erklärt sie, und ihre Entschlossenheit erweist sich als meiner durchaus ebenbürtig. »Ich bin auch innerlich anders geworden. Und ich habe das Gefühl, du auch.«
    Ich schnaube unhörbar. Reibe mir das Kinn. Das ist doch lächerlich. Daire wartet irgendwo da draußen in der eiskalten Nacht auf mich, während ich hier in diesem dämlichen Club festsitze und von der albtraumhaften Heimsuchung durch einen Geist aus der Vergangenheit belagert werde.
    Ich hebe den Blick und sehe sie an. Entschlossen, der Sache kurz und schmerzlos ein Ende zu machen, sage ich: »Phyre, es ist schön, dich zu sehen. Ehrlich. Aber ich weiß nicht, worauf du eigentlich aus bist. Wir waren noch Kinder, als wir – als du weggezogen bist. Jetzt sind wir keine Kinder mehr.«
    Sie fährt mir mit einem lila lackierten Nagel von der Schulter zum Ellbogen. Die Kälte ihrer Berührung durchdringt meine dicke Daunenjacke und den Wollpullover darunter, und ich bekomme eine Gänsehaut. »Komisch«, sagt sie mit leiser, schleppender Stimme, »ich hab mich nicht wie ein Kind gefühlt, als ich mit dir zusammen war.«
    Ich zucke unter ihrer Berührung zusammen, registriere, wie sie scharf den Atem einzieht und die Hände sinken lässt. Doch ich habe kein schlechtes Gewissen. Jetzt fällt mir alles wieder ein. Wie sie manipuliert. Berechnet. Die Welle der Reue, die mich überspülte, als es zwischen uns aus war.
    »Geht es dir gut ?« Ich schulde ihr wenigstens so viel Höflichkeit, mich danach zu erkundigen.
    Sie nickt.
    »Und deinem Vater – geht es ihm auch gut ?«
    »Es geht so.« Sie zuckt die Achseln und wiegt den Kopf hin und her.
    »Okay. Es freut mich, das zu hören, aber ich muss jetzt wirklich …«
    »Du musst jetzt wirklich gehen. Ich weiß.« Sie sieht mich lange unbewegt an. Zu lange. Dann verdunkeln sich ihre Züge, und sie tritt beiseite. »Dann lass dich mal von mir nicht aufhalten.«
    Ich dränge mich an ihr vorbei. In die Nacht hinaus. Bin froh über die beißend kalte Luft, die auf meine Hände und mein Gesicht bläst. Über alle Maßen erleichtert, Phyre endlich los zu sein.
    Nach einem kurzen Blick auf die Landkarte folge ich der von Daire vorgegebenen Strecke. Bleibe vor zwei langen Reihen leuchtender Kerzen an beiden Seiten eines Wegs stehen, der zu der Stelle führt, wo sie gegen die bitterkalte Nachtluft zusammengekauert dasteht.
    Als sie mich sieht – als ihr Blick meinem begegnet –, kann ich mir nur mit Mühe verkneifen, loszuspurten und sie in die Arme zu schließen. Doch ich zwinge mich, in normalem Tempo auf sie zuzugehen. Zwinge mich, die Inszenierung zu würdigen, die sie vorbereitet hat.
    »Fröhliche Weihnachten«, sagt sie, als ich schließlich vor ihr stehe. Ihre Wangen sind gerötet und glänzen, und in ihren Augen blitzt der Schalk. »Ich bin dein gar nicht so geheimer Weihnachtswichtel.«
    Ich schmunzele. Bin es zufrieden, einfach hier zu stehen und meine Augen mit ihrem herrlichen Anblick zu erfüllen.
    Cade kann mich mal.
    Die ganzen Richters können mich mal.
    Das hier ist das Einzige, was zählt.
    Das schöne Mädchen hier vor mir.
    Ich bin leer ohne sie. Existiere kaum. Das weiß ich jetzt.
    Und obwohl ich weiß, dass das, was wir tun, richtig ist – dass es so geschehen muss, bis Cade unschädlich gemacht ist –, weiß ich doch auch, dass ich sie nicht mehr aus meinem Leben ausschließen kann, sobald das hier vorüber ist. Die letzten paar Tage ohne sie waren die Hölle, und Gedanken an sie verfolgten mich auf Schritt und Tritt.
    Und wenn es das Letzte ist, was ich tue, ich finde einen Weg, damit es klappt.
    Oder ich komme bei dem Versuch um.
    Erneut fange ich ihren Blick auf. Lese darin ihre Erwartung, dass ich auf ihre Aussage reagiere. »Oh«, sage ich, »und ich bin deiner.«
    »Ehrlich ?« Sie legt den Kopf auf eine Weise schief, dass ihr ein Schwall Locken über die Wange fällt. Ich muss all meine Kraft

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